0877 - In der Gewalt des LARD
der Teufel!" brummte er. „Ich weiß nicht mehr, wonach ich fragen soll. Dann sollen sie eben einfach erzählen, was ihnen in den Sinn kommt."
Demeter übersetzte auch dies, und daraufhin begannen die beiden Männer von Quostoht zu berichten. Anfangs ging es stockend, aber dann redeten sie sich allmählich in Fahrt. Wenn Tarmair innehielt, nahm Cainstor den Faden auf, und umgekehrt. Demeter kam kaum mit dem Übersetzen mit.
Hytawath drängten sich sofort Dutzende von Fragen auf. Aber es war ihm zuwider, der jungen Frau das Leben noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon war. Also hob er sich die Fragen für später auf.
Er hörte, wie es auf der Welt Quostoht aussah. Er vernahm, daß die Leute dort nicht arbeiteten. Ein jeder tat, wozu er sich berufen fühlte. Insgeheim fragte sich der Jäger von Vorcher-Pool, wie viel Menschen es auf Quostoht geben mochte, die sich zu gar nichts berufen fühlten und einfach den ganzen Tag herumlungerten. Auf Quostoht ernährte sich der Mensch anscheinend nicht von seiner Hände oder seines Geistes Arbeit, sondern es wurde ihm alles gegeben, was er zum Leben brauchte.
Er hörte von der alles beherrschenden Macht des LARD und den Lehren, die das LARD verbreitete. Besonders interessant erschien ihm das Postulat, daß es nur eine Welt gebe, nämlich Quostoht, und daß außer Quostoht das Universum leer sei. Kein Wunder, daß sich Leute gefunden hatten, die die Weisheit des LARD in Frage stellten.
Daher war die Gilde der Spötter gegründet worden. Spötter waren besonders redegewandte Leute, deren Aufgabe es war, solche, die Zweifel an den Lehren des LARD verlauten ließen, vor aller Öffentlichkeit so lächerlich zu machen, daß sie sich nicht mehr getrauten, den Mund aufzumachen. Tarmair war solch ein Spötter gewesen, und bei seiner letzten Aufgabe war er auf Cainstor angesetzt worden, der schon seit langen davon gepredigt hatte, daß es hinter dem Ende der Welt noch eine weitere Welt gebe.
Hytawath gewann den Eindruck, daß Quostoht eine sehr kleine Welt sein müsse.
Denn nirgendwo in der Schilderung, die Demeter übersetzte, war die Rede von weiten Reisen. Die größte Entfernung, die jemals erwähnt wurde, war der „Gehweg". Hytawath übersetzte den Begriff mit „Tagesmarsch" und fand, indem er zwei und zwei zusammenzählte, bald heraus, daß auf Quostoht niemand je eine Entfernung zurückgelegt hatte, die größer als fünf Gehwege war.
Hytawath erfuhr, wie Cainstor jenseits der Siedlung Westend erstmals in das Land hinter dem Ende der Welt eingedrungen war.
Der Besuch war ein kurzer gewesen. Anscheinend hatte der Alte, obwohl er den Weg in die Unterwelt als lang beschrieb, nicht annähernd die gewaltige Distanz zurücklegen müssen wie bei seinem zweiten Vorstoß, der ihn und Tarmair in diese Welt gebracht hatte. Cainstor beschrieb den Ort, an dem er – offensichtlich mit einem photographischen Gerät – Hytawath, Demeter und Plondfair aufgenommen hatte, so genau, daß Hytawath sich an den Ort erinnern konnte.
Sie hatten sich in einem weiten, leeren Raum befunden, dessen Wände zum Teil aus Glas bestanden. Durch eine dieser Glasflächen hatte Cainstor die Aufnahmen gemacht.
Der Bericht der Männer von Quostoht dauerte mehrere Stunden. Je länger Hytawath ihnen zuhörte, desto sicherer wurde er, daß nicht nur Tarmair und Cainstor, sondern überhaupt alle Bewohner von Quostoht die Opfer einer Legende waren. Er erinnerte sich an die Geschichten von Generationen-Raumschiffen, die er in seiner Jugend gehört hatte: riesige Fahrzeuge, die Tausende von Jahren lang unterwegs waren, so daß die Menschen an Bord in der fünfzehnten oder zwanzigsten Generation allmählich das Empfinden, an Bord eines Fahrzeugs zu sein, verloren und ihre enge Welt für das Universum zu halten begannen.
Etwas Ähnliches mußte mit der Welt Quostoht geschehen sein. In diesem Fall allerdings war das Weltbild der Wynger gelenkt. Es gab eine Macht, LARD mit Namen, die den Bewohnern von Quostoht einbläute, daß es nur diese eine Welt gebe. Hytawath fragte sich, ob das LARD identisch sei mit dem „großen Unbekannten", der für alles Ungemach verantwortlich war, seitdem er und Demeter auf dem Dunkelplaneten in die Netze einer offenbar unfreundlich gesinnten Macht geraten waren.
In diesem Zusammenhang interessierte ihn besonders ein Aspekt der Schilderung, die Cainstor und Tarmair gaben. Das war die Sache mit den Asogenen. Die Asogenen waren absurd geformte Geschöpfe, von denen niemand
Weitere Kostenlose Bücher