0877 - In der Gewalt des LARD
Unbekannten war sicherlich daran gelegen, die Übeltäter, die soviel Schaden in seinem Maschinenpark angerichtet hatten, so rasch wie möglich zu fassen. Er mochte seine Gründe dafür gehabt haben, warum er Hytawath, Demeter und Plondfair aus ihrem Gefängnis hatte entkommen lassen. Vielleicht wollte er ihre Intelligenz testen. Vielleicht war er ein Einsamer, der sich auf diese Weise Unterhaltung verschaffte. Was auch immer jedoch sein Motiv gewesen sein mochte: spätestens vor einer Stunde mußte er eingesehen haben, daß es besser gewesen wäre, die Gefangenen in sicherem Gewahrsam zu behalten.
Hytawath Borl kehrte zu seinen Gefährten zurück. Als er den runden Raum erreichte, in dessen Mitte das Loch in die Tiefe führte, hörte er Cainstor in erregtem Tonfall eine Bemerkung machen. Demeter hörte Hytawaths Schritte und sah sich um. Verwunderung stand ihr im Gesicht geschrieben.
„Er sagt, er hätte jetzt genug von dieser Welt gesehen", übersetzte sie. „Wir sollten das Loch hier untersuchen und so rasch wie möglich in die nächste Welt vorstoßen."
*
Viele Kilometer von der Szene dieses Geschehens entfernt, an einem anderen Ort der Welt aus Metall und Maschinen, hing der, den Hytawath Borl den „großen Unbekannten" nannte, seinen Gedanken nach.
Es war seine freie Entscheidung gewesen, den drei Gefangenen die Flucht zu ermöglichen. Er hatte dies weder getan, weil er die Intelligenz der drei testen wollte, noch weil es ihn nach Unterhaltung verlangte. Er hatte vielmehr den einen Fremden studieren wollen, der nicht dem Volk der Wynger angehörte und von dem er wußte, daß er aus einem der beiden Fahrzeuge stammte, die sich seit kurzem am Rand der Galaxis Algstogermaht aufhielten.
Seit Jahrtausenden beherrschte er, vermittels der Macht, die die von ihm erschaffene Legende vom Alles-Rad ihm verschaffte, sein Reich unangefochten. Die beiden großen Raumfahrzeuge waren die ersten, die seit Anbeginn aller Zeit von außen her in seinen Machtbereich vordrangen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, sie als feindlich zu betrachten. Denn die Besatzungen, die sie an Bord trugen, wußten nichts vom Alles-Rad, und jeder, der nicht an das Alles-Rad glaubte, war automatisch der Gegner des großen Unbekannten.
Das war also der Grund, warum er die Gefangenen hatte entkommen lassen: er wollte das Verhalten des großen Fremden mit den kupferfarbenen Haaren studieren.
Denn aus seinem Verhalten konnte er auf die relative Gefährlichkeit der beiden Fahrzeuge schließen.
Schon in den ersten Stunden nach der Freilassung der Gefangenen gewann er wertvolle Erkenntnisse. Der Mann mit dem Kupferhaar war, was Tatkraft und Einfallsreichtum anging, einem Wynger haushoch überlegen. Er war ein gefährlicher Gegner. Die Beobachtungsdaten, die der Unbekannte bislang gesammelt hatte, waren teuer gewesen: ein Drittel eines großen Kraftwerks hatte er dafür bezahlen müssen.
Der Schöpfer der Alles-Rad-Legende begann abzuwägen, wie viel solcher Erkenntnisse er sich noch leisten könne. Womöglich war es das Klügste, die Fremden in Bausch und Bogen für höchst gefährlich zu erklären und den Kupferhaarigen wieder einzufangen, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte.
6.
„Wir haben Zeit", sagte Hytawath. „Der Stollen kann von der Halle aus nicht mehr betreten werden. Ich möchte hören, was Cainstor und Tarmair von ihrer Welt Quostoht zu berichten haben. Irgend etwas an ihrem Weltbild ist so verschroben, daß es einem fast den Atem verschlägt."
Demeter übersetzte das Anliegen an Tarmair und Cainstor.
„Was willst du wissen?" lautete die Gegenfrage.
„Ich möchte, daß sie mir ihre Welt schildern. Sage, sie sollen über den Hergang eines ganz normalen Tages berichten – vom Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Nacht.
Dann werde ich ein paar Fragen haben, die sie mir beantworten können."
Demeter übertrug Hytawaths Worte ins Wyngerische. An Tarmairs und Cainstors Reaktion erkannte Hytawath sofort, obwohl er nicht verstand, was sie sagten, daß sein Anliegen keineswegs ein so selbstverständliches und unverfängliches war, wie er gedacht hatte.
Als Demeter sich ihm wieder zuwandte, schaute sie ziemlich perplex drein.
„Auf Quostoht geht die Sonne nicht auf", sagte sie ratlos. „Und es gibt auch keine Nacht. Tarmair und Cainstor kennen den Begriff ›Nacht‹ aus alten Gesängen, aber sie wissen nicht, was sie sich darunter vorstellen sollen."
Hytawath Borl kratzte sich verlegen am Kopf.
„Ei
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