Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0877 - In der Gewalt des LARD

Titel: 0877 - In der Gewalt des LARD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nannte, hatte ihr einen Teil der Erinnerung zurückgebracht. Sie war eine Wyngerin. Sie war einst – und das mußte Tausende von Standardjahren zurückliegen – eine Auserwählte des Alles-Rads gewesen, die an einer gefährlichen Expedition hatte teilnehmen dürfen. Sie sprach Plondfairs Sprache, und das wiederum war Hytawaths Glück. Ohne Demeter hätte er sich mit dem Wynger nicht verständigen können, da ihm der Translator im Lauf der turbulenten Ereignisse auf Välgerspäre mitsamt seinen Waffen abhanden gekommen war. Und mit Plondfair reden zu können, war wichtig, obgleich er die meiste Zeit über teilnahmslos und niedergeschlagen war. Denn er war der einzige, der diese seltsame Zivilisation im einzelnen kannte – mit all ihrem Aberglauben und den Beschränkungen, die das Alles-Rad ihr auferlegte. Demeters Erinnerung war noch viel zu weit vom Zustand der Lückenlosigkeit entfernt, als daß sie in Erläuterungen von Einzelheiten der wyngerischen Kultur eine Hilfe hätte sein können.
    Demeter also befand sich aufgrund der jüngsten Ereignisse in einem Zustand hochgradiger Verwirrung, die sie nahezu handlungsunfähig machte und bisweilen die Gefahr einer ernsthaften Identitätskrise heraufbeschwor. Weder Demeter noch Hytawath wußten davon – aber die schöne Wyngerin hätte wahrscheinlich den Verstand verloren, wenn der Mann von Vorcher-Pool nicht dagewesen wäre, an dessen unerschütterlicher Ruhe sie sich aufrichten konnte.
    Was Plondfair anging, so hatte dieser offenbar eine Art Schock erlitten, als er sich darüber klar geworden war, daß sein Volk – im Besitz einer Technologie, die wahrscheinlich höher entwickelt war als die der Erde – nicht aufgrund seiner selbst zu solcher Blüte gelangt war, sondern vielmehr als Marionette einer übergeordneten Macht fungierte, die sich das Alles-Rad nannte. Die Alles-Rad-Religion war die Staatsreligion der Wynger, die in ein halbes Dutzend verschiedener Völker oder Stämme zerfielen.
    Es gab im wyngerischen Reich keinen anderen Glauben als den an das Alles-Rad. Einem Außenstehenden wäre allein die Existenz einer Staatsreligion in einer hochzivilisierten Gesellschaft schon verdächtig vorgekommen. Plondfair jedoch hatte Zeit seines Lebens keinerlei Vergleichsmaßstäbe besessen. Der Glaube an das Alles-Rad war ihm eine Selbstverständlichkeit gewesen. Was er auf den Monden von Välgerspäre im einzelnen erlebt hatte, darüber sprach er nicht gerne. Nur soviel hatte Demeter erfahren können: daß er das Alles-Rad bei billigen technischen Zaubertricks ertappt hatte, die darauf ausgerichtet waren, den Glauben der Wynger an die Wundertätigkeit des höchsten Wesens zu intensivieren. Von einem Tag zum anderen war ihm klar geworden, daß das Alles-Rad keine Gottheit, sondern ein Scharlatan war.
    Solche Erkenntnisse gingen zu Herzen.
    Hytawath Borl hatte volles Verständnis für Plondfairs Niedergeschlagenheit und Teilnahmslosigkeit. Er hoffte nur, daß der junge Wynger bald wieder Interesse an seiner Umwelt finden werde. Denn wenn der Ausbruch gelang, dann standen gefährliche Zeiten bevor, und vier Arme waren besser als zwei.
     
    *
     
    Hytawath hatte Demeter gebeten, ihn zu wecken, wenn es auf den nächsten Besuch des Robots mit der Proviantschüssel zuging.
    Er war sofort wach, als ihn die junge Frau an der Schulter berührte. Er fühlte sich ausgeschlafen und kräftig. Er inspizierte die Anbringung des Netzes und machte ein paar Experimente mit dem herabhängenden Drahtstück, mit dessen Hilfe die Netzschlinge betätigt wurde.
    Dann warteten sie.
    Pünktlich, als die Zeit kam, begann der Öffnungsmechanismus des Schottes zu summen. Demeter und Plondfair standen zu beiden Seiten des Eingangs. Hytawath Borl dagegen hatte sich so postiert, daß er den herabhängenden Draht mit seinem breiten Rücken verdeckte.
    Der Robot glitt herein. Wie üblich, balancierte er eine große Schüssel voller Nahrungsbrei. Er bewegte sich in die Mitte des Raumes. Dort setzte er die Schüssel ab.
    Dann glitt er auf den leeren Behälter zu, den er mitzunehmen hatte.
    In diesem Augenblick zog Hytawath Borl an dem Drahtstück, das hinter seinem Rücken von der Decke herabhing. Es gab ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch, als sich die Netzkonstruktion aus ihrer Halterung unter der losen Deckenplatte löste, und ein wesentlich lauteres „Plop", als die Platte sich wieder in ihre ursprüngliche Lage senkte.
    Hytawath Borl war der einzige, der die Vorgänge mit nüchternem Auge

Weitere Kostenlose Bücher