0877 - In der Gewalt des LARD
verarbeiten.
„Du willst entfliehen", stieß sie plötzlich hervor, „obwohl du weißt, daß wir beobachtet werden?"
„Ja", antwortete Hytawath Borl einfach.
„Und du meinst, das Alles-Rad wird uns einfach laufen lassen?"
„Es sieht nicht so aus, als könne man in dieser Umgebung endlos weit laufen. Wir befinden uns wahrscheinlich in einem Behältnis, das von diesem Alles-Rad, wie ihr es nennt, von einem Ende zum anderen beherrscht wird. Wir können nicht fort, mit anderen Worten."
„Warum fliehen wir dann?"
„Weil der Bursche irgendwo in seinen Überlegungen einen Fehler gemacht haben könnte. Ich bin überzeugt, er läßt uns entkommen, um uns zu testen. Er ist sicher, daß er uns wieder einfangen kann, sobald es ihm behagt. Wir werden ihm beweisen, daß das nicht so einfach ist. Irgendwo auf der Flucht müssen wir einen Winkel schlagen, den er nicht vorherberechnet hat! Vergiß nicht, daß Hilfe in der Nähe ist!"
2.
Nach etwa zwei Stunden war die Nährmasse in der großen Schüssel einigermaßen hart geworden. Hytawath Borl holte die Jacke seiner lindgrünen Montur herbei, die er schon vor geraumer Zeit abgelegt hatte, weil es ihm zu heiß war. Er breitete das Kleidungsstück mit der Innenseite nach oben auf dem Boden aus. Dann begann er, mit den Händen Stücke aus dem Nährbrei zu stechen. Er versuchte, sie zu Würfeln zu formen, was ihm nicht immer so recht gelang, und stapelte die Würfel auf dem Jackenfutter.
Demeter sah ihm interessiert zu, während Plondfair nur ab und zu einen halbwegs gelangweilten Blick auf Hytawaths Tätigkeit warf.
„Das ist der Proviant für unterwegs?" erkundigte sich Demeter.
Hytawath Borl nickte grinsend.
„Sieht nicht sehr appetitlich aus, wie?"
meinte er.
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich jemals davon essen möchte", antwortete Demeter.
„Das wird sich geben", erklärte Hytawath Borl freundlich. „Das dort draußen ist eine Welt von Metall und Maschinen. Kein Brot, kein Wasser, keine Pflanzen, kein Wildbret.
Wir werden Hunger leiden. Du wirst so gierig nach dem Zeug sein, daß wir es rationieren müssen!"
Demeter schüttelte sich. Hytawath lachte.
Als er die Schüssel geleert hatte, faltete er die Jacke vorsichtig zusammen und brachte sie an ihren vorherigen Aufbewahrungsort zurück.
Wer ihm bei seiner Tätigkeit zusah, der war unwillkürlich beeindruckt von der nicht eben schnellen, dafür aber zielbewußten und entschlossenen Art, mit der er zu Werke ging. Der nächste Besuch des Roboters mit der Proviantschüssel würde, von jetzt an gerechnet, in sechs Stunden stattfinden. Man sah Hytawath Borl an, daß er entschlossen war, bis dahin nicht nur mit allen Vorbereitungen fertig zu sein, sondern obendrein noch ein paar Stunden geruht zu haben.
Er stieg von neuem auf den Rand der leeren Schüssel hinauf und befestigte das Netz so, daß es von der losen Deckenplatte, die er jetzt wieder an Ort und Stelle brachte, festgehalten wurde. Von dem Netz hing ein langes Drahtstück herab. Dieses ließ Hytawath vorläufig in der Luft baumeln.
„Es gibt nichts, womit ich es verstecken könnte", sagte er wie entschuldigend zu Demeter. „Wenn das Blechding kommt, müssen wir alle so auffällig wie möglich in der Gegend herumstehen, damit der Draht nicht bemerkt wird."
Demeter lächelte schmerzlich.
„Ich wollte, ich könnte dir helfen", sagte sie. „Aber ich ..."
„Ich dachte, wir wollten darüber nicht reden", fiel ihr Hytawath ins Wort. „Meine Arbeit ist nicht schwer. Ich kann sie bequem alleine tun."
Demeter wandte sich ab. Plondfair hockte vor dem Durchgang, der in den angrenzenden Raum führte, auf dem Boden und starrte vor sich hin.
Hytawath Borl war nicht, was man gemeinhin einen gebildeten Mann nannte.
Aber er verfügte über ein gerüttelt Maß Menschenkenntnis und – so seltsam sich das im Fall des gnadenlosen Jägers von Vorcher-Pool auch anhören mochte – Nächstenliebe. Er wußte, daß sowohl Demeter, als auch Plondfair traumatische Erlebnisse durchgemacht hatten. In Demeters Fall war dies besonders augenscheinlich. Es war noch nicht viele Tage her, da hatte sie nicht gewußt, wer sie war und woher sie kam. Alles, was vor dem Augenblick ihres Erwachens in dem sich öffnenden Schrein lag, den man tief im Boden der Insel Kreta gefunden hatte, war vom Mantel der Amnesie bedeckt.
Erst die Begegnung mit Plondfair, in einer Transmitterstation auf der Oberfläche eines Höllenplaneten, den Plondfair „Välgerspäre"
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