0878 - Raniel und die Gerechten
anfangen können.«
»Und du weißt nichts?«
»Du wirst lachen, John. Ich habe sogar eine Annahme, eine Theorie und Möglichkeit.«
»Welche?«
»Wenn ich einen fremden, unwirtlichen und für menschliches Leben ungeeigneten Planeten einmal ausschließe, dann denke ich auch daran, daß wir in einer Zwischenwelt gelandet sein könnten. In der Welt der Dämonen, was weiß ich, vielleicht umgeben von der Vergangenheit. Wir haben mit dem UFO eine Zeitreise hinter uns. Da haben sich eben Magie und hochspezialisierte Technik getroffen.«
Ich sagte nichts, aber mein Blick sprach Bände, denn Suko fragte: »Du hältst es für unmöglich?«
»Nein, das Wort kenne ich nicht mehr. Ich suche nur den logischen Faden, verstehst du?«
»Logik?«
»Ja, eingeschränkt.«
»Also passend für dies alles hier?«
»Richtig, Suko. Es geschieht doch nichts ohne Grund. Das weißt du ebenso wie ich. Deshalb gehe ich davon aus, daß man uns in diese Welt, wo immer sie auch sein mag, hineingeholt hat.«
Das wollte mir mein Freund nicht so recht glauben. »Wenn du so sprichst, beziehst du ja auch diesen Außerirdischen mit ein, sage ich mal.«
»Natürlich.«
»Er scheint sich hier nicht besonders wohl zu fühlen. Du brauchst ihn dir nur anzuschauen. - Die karstigen Berge, das Labyrinth dazwischen, irgendwo komme ich damit auch nicht zurecht. Dieser Kleine hat mehr Angst als Vaterlandsliebe, John. Da kannst du sagen, was du willst.«
»Stimmt.«
»Und weiter.«
»Könnten wir nicht auch davon ausgehen, daß er mit der Landung auf dieser Welt gar nichts zu tun hat? Daß er selbst an der langen Leine geführt wird?«
»Von wem?«
Ich hob die Arme und ließ sie mit einer schlaffen Bewegung wieder sinken. »Das ist genau die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen. Haben wir sie gefunden, dann liegt auch die Lösung auf der Hand. So und nicht anders ist es.«
»Wer gibt uns die Lösung? Du etwa, John?«
»Nein, aber ich habe eine Hoffnung.«
»Raniel«
»Erraten.«
»War nicht schwer, John. Glaub mir, sein Name spukt mir auch durch den Kopf, aber ich fühle mich gleichzeitig von ihm im Stich gelassen.« Mein Freund lachte auf, bevor er den Kopf schüttelte. »Mir ist da eine verrückte Idee gekommen.«
»Hier ist alles irgendwie verrückt. Raus damit!«
»Könnte es nicht sein, daß wir in gewisser Hinsicht Raniels Opfer geworden sind? Daß er uns an der langen Leine gehalten hat? Daß er uns führte?«
Ich gab mir einen Moment Zeit. »Nicht schlecht, Suko, wirklich nicht schlecht. Du wirst lachen, und es ist auch keine Ausrede, aber daran habe ich auch schon gedacht. Raniel hat sich auf dem großen Bildschirm gezeigt. Sogar zweimal. Zum erstenmal verfremdet, zum zweitenmal echt. Also spielt er mit.«
»Und läßt uns warten.«
Ich hob die Schultern und wollte noch etwas hinzufügen, aber der Außerirdische bewegte sich und seine Reaktionen kamen uns jetzt schon ein wenig fremd vor. Er hatte sich hingestellt. Das rechte seiner dünnen Beine war nach vorn geschoben, das linke ein wenig zurückgedrückt. Dennoch machte er nicht den Eindruck wie jemand, der sich in einer Startposition befand, sondern eher wie jemand, der sich fürchtete und nicht wußte, ob er nun weglaufen oder bleiben sollte.
Seine vorstehenden Insektenaugen bewegten sich stärker. Sie leuchteten immer wieder auf, als würden sie irgendwelches Licht einfangen, und plötzlich richtete er seinen Blick nach vorn, weit über das Labyrinth hinweg. Die Geste war derartig ausgeprägt, daß auch Suko und ich dieser Blickrichtung folgten und ebenfalls etwas sahen, das uns irritierte.
Es waren drei Schatten über dem Labyrinth. Ungewöhnliche Schatten, die sich aus dem seltsamen Licht gelöst hatten und trotzdem noch mit ihm in Verbindung standen, denn es sah so aus, als würden sie dazugehören und hätten sich nur mühsam gelöst.
Die Schatten zeigten menschliche Umrisse, obwohl wir kaum glauben konnten, daß es sich hierbei um Menschen handelte. Nicht in einer derartig fremden Welt.
Sie brauchten den Untergrund nicht zu berühren, als sie sich uns näherten. Geräusche waren nicht zu hören. Die drei Schatten glitten lautlos heran.
Zwei junge Männer und eine Frau!
Wir waren beide überrascht, aber wir fühlten uns nicht bedroht. Die Männer waren auf eine normale und trotzdem ungewöhnliche Art und Weise gekleidet. Sie trugen Anzüge aus weichem und auch weit geschnittenem Stoff, so daß sie aussahen wie Umhänge. Die Farbe changierte zwischen
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