0878 - Raniel und die Gerechten
Schwarz und Violett, doch das ließ uns nicht staunen. Es waren die Personen selbst, die diese Kleidung trugen, wobei wir feststellen mußten, daß die Frau zwar mit dem gleichen Gewand bekleidet war, der Stoff aber in einem dunklen und dabei sehr kräftigen Rot schimmerte.
Wenn wir uns auf die Gesichter konzentrierten, konnten wir sie nur als glatt und ausdruckslos bezeichnen. Dunkle, dichte Haare, sehr kurz geschnitten. Im Gegensatz dazu sah die laut sehr blaß aus.
Die Haare der Frau standen wild in die Höhe.
»Menschen sind das nicht«, murmelte Suko. Ich hörte dabei die Spannung aus seiner Stimme hervor.
»Sie sehen aber so aus.«
»Mehr sagst du nicht?«
Ich hob die Schultern. »Als Dämonen möchte ich sie auch nicht bezeichnen. Wären sie es, dann würden wir es spüren. So bleiben wir auf eine gewisse Neutralität begrenzt. Die wollen uns nichts Böses, Suko.«
»Und dem E.T.?«
Er bewegte sich nicht. Er hockte wieder unter dem Einstieg des silbrig schimmernden Raumschiffs und wartete ab. Da unterschied er sich in keiner Weise von uns.
Wichtig waren nur die drei Besucher, von denen wir nicht wußten, wie wir sie einsortieren sollten.
Zwar sahen sie aus wie Menschen, mir aber fiel es schwer, sie auch als solche anzusehen. Es waren eher Wesen, die in dieser Welt beheimatet waren, und ich wollte sie auch nicht als Dämonen einstufen, dagegen sprach eigentlich Raniels Gesicht, das wir auf dem großen Monitor gesehen hatten.
Auf der anderen Seite stimmte ich auch mit Raniel, dem Engelmenschen, nicht in allem überein. Ich konnte seine Art von Gerechtigkeit nicht unbedingt akzeptieren, und ich dachte auch daran, daß er damals den Jungen Elohim entführt hatte.
Wohin?
In seine Welt?
War das hier seine Welt?
Meine Gedanken wurden abgelenkt, als die drei Besucher vor uns stehenblieben. Sie hatten das Labyrinth hinter sich gelassen und warteten darauf, daß wir ihnen entgegenkamen, die Arme dabei dicht an den Körper gelegt, die Gesichter starr, und die Augen erinnerten mich dabei an kalte Teiche.
Nichts rührte oder regte sich. Sie blieben stumm, aber in mir hatten sich Fragen hochgewühlt. Ich war auch bereit, sie zu stellen, doch es kam anders.
Ein weiterer Besucher näherte sich. Wir hatten ihn nicht gesehen, zumindest ich spürte ihn. Es war wie ein kühler Hauch, der mich umstrich, obwohl kein einziges Lüftchen wehte.
Da Suko ebenfalls leicht zusammengezuckt war, hatte er auch diese Veränderungen bemerkt.
Ich drehte mich.
Suko nur halb. Ich schaute nach rechts - und mein Herz schlug plötzlich schneller.
Vor uns stand Raniel, der Gerechte!
Diesmal sahen wir nicht nur sein Gesicht, sondern die gesamte Gestalt!
***
Schweigen!
Tief, lastend und zugleich überrascht. Ich merkte einen leichten Schwindel und fragte mich, ob es an meinem Kreislauf lag oder eben an dieser Überraschung.
Er sah aus, wie wir ihn kannten. Dunkel gekleidet, beinahe wie ein Vampir. Hinzu kam das blasse Gesicht mit den fast schwarzen Augen. Das lange, ebenfalls schwarze Haar wellte sich im Nacken.
Er war eine imposante Gestalt, ein Machtfaktor, der auf keinen Fall unterschätzt werden durfte.
Für Suko konnte ich nicht sprechen, aber ich für meinen Teil spürte weder Freude noch Feindseligkeit, die auf mich einströmten, unsere Begegnung blieb neutral, so wie ich es kannte. Natürlich lag es mir auf der Zunge, Raniel nach dem Jungen Elohim zu fragen, doch ich verbiß mir die Worte.
Ich hatte einfach den Eindruck, daß sie an diesem Ort und zu dieser Zeit falsch gewesen wären, denn hier ging es um etwas ganz anderes als um den Jungen.
Vielleicht um schicksalhafte Dinge, in die möglicherweise die gesamte Menschheit mit einbezogen werden konnte. Als ich daran dachte, überkam mich ein leichtes Frösteln.
Raniel begrüßte uns mit einem Nicken. Eine völlig normale Geste, so daß wir die Umgebung, in der wir uns befanden, vergessen konnten. Es gab nur die anderen und uns.
Raniel schien auf eine Bemerkung unsererseits zu warten, und den Gefallen tat ich ihm. »Soll ich dir sagen, daß du uns tatsächlich überrascht hast?«
Er nickte uns zu. »Das dachte ich mir.«
»Und weiter?«
»Manchmal können sich Menschen gratulieren, wenn sie auf Wesen treffen, wie wir sie sind.«
»Moment, du bist nicht allein. Das sehe ich. Soll das auch heißen, daß du drei Helfer gefunden hast, die so sind wie du?«
»Ja, sie werden an meiner Seite bleiben.«
»Die Engelmenschen!«
»Ich gebe dir recht.«
»Und ihr lebt
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