088 - Die Sumpfhexe
wie nichts sonst auf der Welt.“
Sie küßten sich noch einmal. Dann ging Dean in die eine Richtung, Samantha in die andere. Dean ahnte jetzt, daß ein schlimmes Geheimnis Samantha umgab. Trotzdem war er ihr mit Haut und Haaren verfallen. Ellen Bailey, seine Braut, war so gut wie vergessen. Er empfand für sie nur noch wenig Zuneigung, eher ein Gefühl der Verpflichtung.
Seine Liebe und Leidenschaft aber gehörten Samantha.
Langsam wanderte Dean der Küste zu. Bei Einbruch der Dämmerung erreichte er den Strand. Er winkte zur Yacht hinüber, von der aus er auf dem Strand noch zu erkennen war, schob das Boot ins Wasser und ruderte hinüber.
Er vertäute das Rettungsboot am Heck der Yacht und ging an Bord. Ellen schlief in der Kabine. Mit Corell und Randers nahm Dean Tait das Abendessen ein.
Randers kochte mehr schlecht als recht, aber an den Fertigmahlzeiten konnte er nicht viel verderben. Dean hingen die ewigen Büchsen- und Konservengerichte längst schon zum Hals heraus. Oftmals verging ihm schon der Appetit, sobald er nur eine Konservendose ansah.
„Wie war es im Sumpf?“ wollte Corell wissen.
Dean zuckte die Achseln.
„Ich habe umhergestöbert. Ich sagte doch schon bei meinen Meldungen, daß ich nichts Besonderes gefunden habe.“
Dean hatte trotz der Stunden mit Samantha seine Informationen an die Yacht gegeben. Er wollte eine Suchaktion durch Corell vermeiden. Dean war an diesem Abend recht einsilbig. Er zog sich früh in seine Kabine zurück. Da Ellen sich nicht wohl fühlte, schlief sie in dieser Nacht in ihrer eigenen Kabine.
Dean sah noch einmal kurz nach ihr, aber sie schlief bereits. Tait sollte um 3.30 Uhr die Wache übernehmen. Er fühlte sich hundemüde und wie zerschlagen. Er stellte den Wecker, legte sich in die Koje und war nach zwei Minuten eingeschlafen.
Kurz nach ein Uhr erwachte Dean. Er sah auf das Leuchtzifferblatt der Armbanduhr. In der Kabine war es stickig und heiß, obwohl beide Bullaugen offen standen.
Dean schwang die Beine von der Koje und knipste das Licht an. Er gähnte ausgiebig. Er fühlte sich erfrischt und ausgeruht, obwohl er nur knapp vier Stunden geschlafen hatte. Dean beschloß, einen Rundgang über Deck zu machen und etwas frische Luft zu schnappen, ehe er wieder zu schlafen versuchte.
Er zog Hose, Hemd und Sandalen an und verließ die Kabine. An Deck rief er zunächst nach Randers, der jetzt Wache haben mußte, um ihn nicht zu erschrecken. Der andere antwortete nicht. Dean suchte ihn und fand ihn schlafend im Liegestuhl.
Das Gewehr lag neben ihm an Deck. Dean rüttelte ihn an den Schultern.
„Randers, he, Randers, wach auf!“
Randers regte sich nicht. Dean rüttelte ihn wild und schlug ihm sogar ins Gesicht. Er zog den Mann an den Haaren, aber er erwachte nicht, schien in einem ohnmachtsähnlichen Schlaf zu liegen. Ein Verdacht keimte in Dean auf.
Er packte das Garand-Gewehr und lief zunächst zu Corells Kabine. Corell war völlig schlaftrunken, kam aber schnell zu sich und folgte Dean im Pyjama.
Sie gingen zu Ellens Kabine. Schon als Dean die Tür öffnete, nahm er den modrigen Grabesgeruch wahr, der die ganze Kabine erfüllte. Er knipste das Licht an. Ein Generator, mit Diesel betrieben, sorgte für die Stromversorgung an Bord.
Ein schreckliches Bild bot sich den beiden Männern. Ellen lag bleich und bewußtlos in der Koje. Über sie gebeugt, die spitzen Eckzähne in ihren zarten Hals vergraben, stand der bleiche Mann mit den glühenden Augen. Neben der Koje wartete Norman Tait, vielmehr das Ungeheuer, das einmal Deans Vater gewesen war.
Jetzt mußte auch der Skeptiker Steve Corell erkennen, daß die Wahrheit viel fürchterlicher war als Deans Mutmaßungen.
Tait, der Untote, bleich, in ein Leichenhemd gehüllt, ging auf Dean und Corell los. Taits Leichnam sah nicht mehr von Verwesung angegriffen aus, wie am Vormittag im Sarg. Ein dämonisches Leben erfüllte und regenerierte ihn. Er bleckte die spitzen Dolchzähne.
Entschlossen entsicherte Dean das Gewehr und schlug es an der Hüfte an. Das Ungeheuer vor ihm war nicht mehr sein Vater. Der endgültige Tod würde eine Erlösung für das sein, was einmal Norman Tait gewesen war.
Dean feuerte, als der Untote nur noch wenige Schritte vor ihm stand. Die Kugeln schlugen in den Körper des wandelnden Leichnams, aber kein Blut floß, und das dämonische Wesen fiel und wankte nicht. Dean drehte das Gewehr um und stieß dem Untoten den Kolben mit aller Wucht ins Gesicht.
Knochen brachen. Der Untote
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