088 - Die Sumpfhexe
ihren Augen seinem Grab entstiegen war, und wie sich eine riesige Fledermaus in einen Mann mit schwarzem Umhang verwandelt hatte.
„Nur das Kreuz schlug sie in die Flucht“, beendete Hubie seinen Bericht. „Sonst wäre auch ich nicht mehr am Leben.“
Zwei Stunden später wasserten zwei Hubschrauber neben der Yacht. Sheriff Keyes und drei Männer vom Morddezernat kamen an Bord. Während die Beamten die Spuren auf dem Kutter sicherten, die Leiche fotografierten und einen vorläufigen Obduktionsbericht erstellten, vernahm Sheriff Keyes Hubie Keith.
Dieser berichtete dem Sheriff, was er erlebt hatte.
Keyes hörte ihm ruhig zu, rauchte Camel-Zigaretten und knackte ein paarmal mit den Fingergelenken.
Als Hubie fertig war, sagte er: „Okay, Hubie, dein Märchen habe ich gehört. Jetzt erzähle mir zur Abwechslung mal, wie es wirklich war. Du und McCann habt Streit bekommen. Er war ein grober Klotz, und wenn er in Rage geriet, schlug er zu, wohin er gerade traf. Ihr hattet beide getrunken. Als McCann auf dich losging, hast du es mit der Angst bekommen, den Bootshaken geschnappt und zugestochen. So war es doch, Hubie?“
„Nein, Sheriff. Ich schwöre, die beiden Ungeheuer, die Vampire, haben ihn umgebracht!“
„Er hat einen Bootshaken in der Brust, Hubie, keinen Vampirzahn“, entgegnete der Sheriff sarkastisch. „Also, fangen wir noch einmal von vorn an …“
Für den Sheriff und die Männer vom Morddezernat war der Sachverhalt klar. Keyes legte Hubie Keith Handschellen an. Da Hubie aber hartnäckig bei seinen Beteuerungen blieb und Dean Tait nichts dagegen einzuwenden hatte, wurde das Grab Norman Taits geöffnet.
In der Hitze des späten morgens schaufelten Dean, Randers und ein Mann vom Morddezernat. Die anderen sahen zu. Abwechselnd arbeiteten die drei Männer. Dann war der Sarg freigelegt. Dean brach ihn mit dem Spaten, den er als Hebel ansetzte, auf.
Er stolperte zurück. Eine Wolke von Verwesungsgestank quoll aus dem Sarg. Norman Taits Gestalt war aufgedunsen und aufgebläht, sein Gesicht grünlichweiß. Das Fleisch faulte bereits.
In der Hitze ging die Verwesung schnell vonstatten.
„Der ist mausetot“, sagte Sheriff Keyes. „Sieh dir die Leiche nur genau an, Hubie, und dann sag, ob du bei deiner Geschichte bleibst.“
„Sheriff, ich schwöre Ihnen …“
„Schwöre nicht, Hubie. Für dich sieht es schlecht genug aus. Ein Meineid wäre verdammt gefährlich!“
Dean schloß den Sarg wieder. Mit dem Spaten schlug er die Nägel des Deckels fest. Die Männer schaufelten das Grab wieder zu. Sie ruderten zu der Yacht hinüber, die nahe beim Strand ankerte.
Der Sheriff brachte Hubie Keith, der immer wieder seine Unschuld beteuerte, in den Hubschrauber. Die Männer des Morddezernats bestiegen den zweiten. Die Rotoren begannen zu kreisen. Die Helikopter erhoben sich vom Wasser in die Luft und entschwanden.
„Aus der Traum“, sagte Corell an Bord der „Guinea“. „Die Tatsache, daß Tait ohne Zweifel tot ist und schon zu verwesen beginnt, wirft deine Vampirtheorie über den Haufen, Dean. Der Biß eines Vampirs infiziert das Opfer und macht es gleichfalls zu einem Geschöpf der Nacht. Dein Vater ist aber zweifellos kein Untoter, das war klar zu erkennen, als wir den Sarg öffneten.“
„Was heißt wir? Du hast doch nur zugesehen, während wir anderen in der Hitze geschaufelt und geschuftet haben. Zudem wissen wir alle viel zu wenig über Vampire, um etwas Endgültiges sagen zu können. Warten wir ab, was weiter geschieht. Auch dieser Hubie Keith hat eine riesige, Fledermaus gesehen. Das beweist zumindest, daß es dieses Ungeheuer gibt und kein Wachtraum von mir ist.“
Die beiden Männer standen am Bug der Yacht. Auf dem Wasser war es nicht so brütend heiß und stickig wie an Land, zumal eine sanfte Brise vom Atlantik her wehte. Es war gerade Ebbe, und von der Küste flutete das Wasser zurück.
„Du hast recht“, sagte Corell. „Diese Übereinstimmung mit deiner Geschichte, von der Keith nichts wissen konnte, ist merkwürdig. Aber der andere Teil – die Sache mit Tait – war einwandfrei erlogen. Wir sollten vor hier verschwinden, Dean. Was wollen wir hier noch?“
„Wir bleiben, bis wir endgültige Gewißheit haben. Das gilt zumindest für mich, Ellen und Randers. Wenn du nach New York zurückwillst, kannst du gehen. Deinen Anteil bekommst du.“
„So habe ich es nicht gemeint. Also gut, bleiben wir noch eine Weile hier.“
Nach dem Mittagessen zog Ellen sich in die Kabine
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