0881 - Zentrum der Angst
vor mir steht.« Eine eigenartige Formulierung, doch sicher nicht falsch. Laertes reagierte nicht darauf. »Deine Welt hatte sich ihrer weißen Stadt beugen müssen, doch dann kamst du… du bist der Wurzeltöter!«
Zamorras Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Lage spitzte sich zu - und wer konnte schon wissen, welche Mittel der Wurzel hier unten zur Verfügung standen, um die beiden Eindringlinge anzugreifen?
Laertes blieb gelassen, zumindest nach außen hin. Er trat zwei Schritte näher an die Wurzel heran. »Ich habe mein Recht genutzt, um meine Heimat zu verteidigen. Jetzt, da du weißt, wer wir sind, solltest du bestrebt sein, uns schnell wieder loszuwerden. Also? Wirst du unsere Fragen jetzt beantworten?«
Erneut trat Schweigen ein.
In Zamorra spannte sich jeder Muskel. Wenn es zu einem Kampf kommen sollte, dann war er darauf vorbereitet. Die Sekunden vergingen nur quälend langsam…
***
Der Ductor blieb ohne ersichtlichen Grund stehen.
Langsam legte er den massigen Kopf weit in den Nacken. Die Flügel seiner Hakennase, die ihm den Touch eines Raubvogels verlieh, begannen heftig zu vibrieren.
Sabeth hielt sich auch jetzt im Hintergrund. Sie wollte so wenig wie möglich Kontakt zu diesem Wesen haben, ehe sie ihre Position in Armakath nicht von der Wurzel hatte klären lassen. Der Ductor machte es ihr leicht, denn er ignorierte sie ganz einfach; allerdings tat er das mit den ihm untergebenen Praetoren ebenfalls.
Seine Worte waren nur schwer zu verstehen, denn seine Stimme war zu einem bösartigen Knurren geworden.
»Da sind Fremde bei der Wurzel. Wie konnte das geschehen?« Er sprach zu sich selbst, erwartete keine Antwort auf diese Frage. »Fremde… ich kann sie riechen. Und da sind noch zwei, die sich dem Wurzelhaus nähern.«
Ohne sich um die anderen zu kümmern, begann er zu laufen, legte eine beachtliche Geschwindigkeit vor, der nur die Praetoren mit Mühe zu folgen wussten. Sabeth versuchte es erst überhaupt nicht. Alles durfte sie tun, doch ihre Schwäche musste sie vor den Praetoren geheim halten. So blieb sie aufrecht stehen, ließ die Kreaturen einfach laufen. Aufrecht… das alleine fiel ihr schon schwer genug.
Ihr Entschluss fiel genau in diesem Augenblick. Sie war die Wächterin. Ihr war es noch möglich, die Stadtmauer zu überwinden. Das würde nicht mehr lange klappen, denn die Stadt hatte sich weitestgehend abgeschottet - von außen genau so wie von innen. Der Weg zur Mauer war von hier aus nicht sehr weit.
Sabeth nahm ihre Kräfte zusammen. Entscheidungen standen bevor. Der Ductor schien gewillt zu sein, die Wächterin und den Krieger als überflüssigen Ballast für Armakath anzusehen. Vielleicht kam Sabeth nicht um einen entscheidenden Machtkampf herum. Doch den konnte sie nur bestehen, wenn ihr unsagbar großer Durst gestillt war.
Die Hoffnung auf Blut trieb Sabeth vorwärts. Schon bald stand sie vor der Stadtmauer. Von draußen hörte sie Stimmen, Geräusche - Feuerschein war über der Mauerzinne zu sehen, Rauch stieg auf. Das war sicher wieder eine dieser Gruppierungen, die sich um Armakath herum gebildet hatten. Sie beteten die Stadt an - brachten ihr Opfer dar. Sabeth hatte sich nie um diese Irren gekümmert, doch nun schrillten all ihre Sinne.
Verrückt oder nicht… in ihnen floss Blut!
Sabeth schwebte mühelos auf den Mauerrand. Viel brachte sie nicht mehr zu Stande, doch dieser Trick gelang noch. Im trüben Licht der Schwefelklüfte leuchteten die Feuer der Sektierer wie blutrote Diamanten auf. Blut… das Wort alleine machte die Vampirin rasend.
Sie erkannte die Wesen wieder, die sie vor längerer Zeit einmal beobachtet hatte. Es waren seltsame Kreaturen, die Sabeth keiner Gruppierung der Schwarzen Familie zuordnen konnte. Vielleicht eine Hilfsrasse? Was für eine Rolle spielte das jetzt auch schon? Auf drei Beinen bewegten die Wesen sich staksend vorwärts, doch in ihren Ritualtänzen wirkten sie grazil, zerbrechlich.
Sabeth zögerte nun nicht mehr länger. Im Schutz der nahenden Dunkelheit ließ sie sich außerhalb Armakaths zu Boden gleiten. Sie wollte so wenig Aufsehen wie möglich verursachen, denn das konnte sie nicht gebrauchen.
Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand ein Dreibeiner, der sich die Tänze seiner Artgenossen, die oft in einem flammenden Suizid endeten, aus der Ferne betrachtete. Der Rest war für Sabeth ein leichtes Spiel, auch wenn sie die frühere Leichtigkeit in ihren Bewegungen, in ihrer Attacke vermissen ließ. Dem Dreibein
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