0881 - Zentrum der Angst
Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, hatte sich Rola DiBurn zwischen ihn und den Praetor gestellt. Der hielt verblüfft inne, schaute tatsächlich nach unten.
»Meine Güte, was bist du für ein Muskelprotz. Das kostet dich sicher jeden Tag ein paar Stunden im Gym, nicht wahr?« Die Stimme der jungen Frau zitterte wie Espenlaub, doch das registrierte der Praetor ganz sicher nicht. Es war deutlich zu erkennen, dass er mit einem solch seltsamen Wesen, das unverständliches Zeug plapperte, nichts anzufangen wusste.
»Wie wäre es mit uns beiden Hübschen?« Rola riskierte alles, und Artimus war ziemlich sicher, dass sie kurz vor einer Ohnmacht stand. Doch sie hielt sich wacker aufrecht. »Ein kleines Tête-à-tête, was meinst du? Du bist grau… ich so herrlich blau gefärbt - das könnte interessante Ergebnisse bringen, hmm? Aber du schaust ja so böse. Vielleicht sollte ich dann besser… dies hier versuchen!«
Rola war ein tapferes Mädchen, das gelernt hatte, wie man sich gegen einen großen und lästigen Kerl zu wehren hatte. Mit all ihrer Kraft trat sie zu. Artimus war verblüfft, als er die Gelenkigkeit der Frau registrierte. Sie traf perfekt… nur beeindruckte das einen Praetor leider nicht, der ja geschlechtslos war.
Rola DiBurn schrie auf, denn ihr hatte dieser Tritt weitaus mehr Schmerzen bereitet, als dem Wesen vor ihr. Doch das spielte jetzt keine Rolle. Sie hatte eines erreicht - der Praetor vergaß Artimus, starrte knurrend auf die Frau, die ihm reichlich lästig wurde.
Doch ehe er sie greifen konnte, war Artimus wieder auf den Beinen - Artimus, der Krieger Armakaths! Der Schild ließ ihn jedenfalls nicht im Stich. Er stürmte wie ein Rammbock voran, und die Wirkung war überwältigend. Der Schild fegte den Praetor von seinen Säulenbeinen. Der massige Körper fiel wie ein Baum, den ein Orkan hinweggefegt hatte. Hart schlug der kantige Schädel der Kreatur auf dem Boden auf.
Van Zant hatte gelernt, das jedes Zögern, jedes Verharren, tödlich enden konnte, wenn man sich mit Gegnern herumschlug, die einem in beinahe allen Belangen überlegen waren. Jetzt hieß es Vollgas geben.
Am liebsten hätte er Rola einen kräftigen Dankeskuss aufgedrückt, doch das musste noch warten. Er schnappte sich die am ganzen Leib zitternde Frau und rannte los. Der Schild verschwand übergangslos, doch Artimus war bereit, ihn sofort wieder aufzubauen.
Wenn er hier die Dampfwalze spielen musste, dann würde er diese Rolle auch ganz und gar ausfüllen.
Die Praetoren sollten ihm besser Platz machen…
***
Es gab hier nichts mehr, das Zamorra an den Schacht erinnerte, in den man ihn damals geworfen hatte. Die Beschaffenheit von Boden und Wänden, dieses eigenartige Material, das beinahe an lackiertes Glas erinnerte, jedoch von enormer Widerstandkraft war, diese geheimnisvollen Flecken mit den Knotensymbolen. Die Veränderung hätte kaum drastischer ausfallen können.
Und was erwartet uns am Ende des Ganges?
Zamorra wusste, dass Laertes die gleiche Frage in seinem Kopf hatte. Zumindest wurden sie bisher nicht attackiert. Die Praetoren folgten ihnen tatsächlich nicht.
Vor den beiden Männern weitete sich der Gang nach und nach immer mehr. Das Ziel war also schon bald erreicht. Zamorra mochte sich irren, doch er kannte den Uskugen nun schon eine Weile - es schien, als würde die Situation auch einen Dalius Laertes nicht kaltlassen. Die Augenlider des Vampirs waren weiter heruntergelassen als gewöhnlich. Viel mehr als Schlitze waren nicht mehr zu erkennen.
Zamorra war klar, dass sich Laertes an den Tag erinnerte, an dem er die Wurzel der weißen Stadt von Uskugen vernichtet hatte. Es hätte ihn und seinen Sohn, in dessen Körper Laertes' Bewusstsein ja verankert war, beinahe ihr Dasein gekostet. Doch sie hatten am Ende den Sieg davongetragen. Uskugen war wieder frei.
Hier war die Situation eine gänzlich andere. Zamorra hoffte, es würde nicht zum Letzten kommen. Laertes war ihm wichtig - als großartiger Kämpfer, als Freund.
Ein kurzer Blick des Uskugen traf Zamorra, ein kaum zu erkennendes Nicken - sie waren am Ziel. Die Wurzelhöhle lag weit ausladend vor ihnen. Erst hier wurde das Monumentale wirklich deutlich, das in diesem schlohweißen Material mit seinen schwarzen Flecken lag. Zamorra kam sich vor wie in einer Kathedrale, unter der Kuppel eines Domes - oder in einer unterirdischen Höhle, wie sie einst von Schriftstellern wie Jules Verne beschrieben worden war.
In der Mitte der Höhle schwebte gut
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