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0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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regungslosen Anführer geworfen hatte. Dem Neuen widmete er seine Aufmerksamkeit.
    »Er hat es sich selbst zuzuschreiben - oder?«
    Laroche hob die Schultern.
    »Der hätte Sie getötet.«
    »Das glaube ich auch.«
    Kinok lächelte. »Da bin ich gerade noch im rechten Augenblick erschienen, glaube ich.«
    »Ja, kann sein…« Laroche ärgerte sich darüber, daß er so abgehackt sprach. Er konnte nichts daran ändern. Bisher hatte er sich immer für einen relativ intelligenten Menschen gehalten, nun aber mußte er einsehen, daß ihm dieses Kind weit überlegen war. Er beherrschte die Sprache perfekt, er konnte sich ausdrücken wie ein Erwachsener. Er verfügte über gewaltige Kräfte, und er gab dem Wissenschaftler Rätsel auf.
    Vor Laroche war der Junge stehengeblieben. Er hatte den Kopf etwas zur Seite gelegt, er lächelte jetzt, und die goldene Farbe in seinen Augen war ein wenig verblaßt. Dennoch schauderte Laroche ein wenig unter dem prüfenden Blick zusammen. Dieser Junge sezierte ihn mit seinen Blicken, aber er lächelte ihn weiterhin an.
    Keine Feindschaft!
    Das beruhigte den Mann. Ob er wollte oder nicht, seine Gedanken bewegten sich wieder in Richtung Vergangenheit. Die Szene, als er zusammen mit seinem Freund und Kollegen in die Grabkammer eingedrungen war, würde sich niemals löschen lassen und ihn noch bis zu seinem Ableben verfolgen. Es drängten sich Fragen auf, nur fand er nicht die richtigen Worte, sie auch zu stellen.
    Dafür sprach der Junge. »Ich habe dich gesucht, und ich habe dich auch gefunden!«
    »Ja…? Warum?«
    »Ich wollte dich beschützen.«
    Laroche wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Schließlich entschied er sich für eine dankbare Antwort. »Das ist dir ja auch gelungen!« erklärte er. »Du… du… hast mir das Leben gerettet. Diese Bande hätte mich getötet.«
    Kinok winkte ab. Er senkte den Kopf und starrte für einen Moment in die letzte Glut, als wäre es ihm unangenehm, derartige Worte gehört zu haben. »Das war nicht so schlimm«, murmelte er, »andere Dinge sind gefährlicher, glaub mir.«
    Laroche begriff ihn nicht. Er konnte sich hier einzig und allein auf sein Gefühl verlassen, und wieder dachte er an die Szene, die all die Jahre zurücklag. In der Grabkammer hatte nicht nur dieser Junge als Baby damals gelegen, es hatte noch einen anderen gegeben. Eine unheimliche Gestalt, mächtig und mörderisch, so etwas wie eine lebende Mumie, die sich als Beschützer des Jungen aufgespielt hatte. Nach ihr wollte sich Laroche erkundigen, doch er hörte eine Frage, die ihn diesen Vorsatz vergessen ließ.
    »Kennst du meinen Namen?«
    »N… nein…«
    »Ich bin Kinok.«
    »Aha.«
    »Wie du heißt, das weiß ich. Das mußte ich auch wissen. Dein Freund und du, ihr habt damals die Grabkammer aufgebrochen und einen großen Frevel begangen. Ihr habt das Kind der Mumie rauben wollen…«
    »Nein, nein!« Laroche widersprach heftig. »Das stimmt alles nicht. Wir haben dich nicht rauben wollen…«
    »Er hat es so gesehen!«
    Laroche holte Luft. »Er?«
    »Ja, mein Vater, der Hohepriester. Sorath, der Dämon der Sonne, der alles verbrennt. Er ist mein Vater. Er wollte, daß ich lebe, er hat es auch geschafft. Er haßte seine Feinde, er wird sie töten, und er hat mich erzogen.«
    »Zum Töten?«
    »Auch!«
    »Hast du denn getötet?«
    Kinok nickte. »Ja, das habe ich. Ich habe getötet. Ich habe den Menschen getötet, der dich auf deinem Weg in die Tiefe des Felsenkellers begleitet hat.«
    Laroche spürte die Trockenheit in seiner Kehle. Er kam mit gewissen Dingen nicht zurecht, obwohl sie eine Tatsache waren. Er wollte sie nicht akzeptieren. Er schluckte und flüsterte dann: »Es hat nur eine Person gegeben, die damals an meiner Seite gewesen ist.«
    »Ich weiß.«
    »Francis Clayton!« schnappte Laroche.
    Kinok nickte!
    ***
    Plötzlich hatte der Archäologe das Gefühl, jemand war dabei, ihm den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Er sank immer tiefer in die Erde hinein, und als er hochschaute, da löste sich die Decke der Brücke vor seinen Augen allmählich auf. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, daß Francis tot war!
    Noch immer waren seine Knie weich, und die Welt um ihn herum war eine andere. Sie setzte sich aus vielen Schatten zusammen, die ihn begraben wollten, sie… sie…
    »Beruhige dich, Laroche. Es ist nicht mehr zu ändern. Es ist vorbei, Guy…«
    »Ja«, hauchte er, »es ist vorbei.« Er wischte sich die Nässe aus den Augen und schüttelte immer

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