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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war echt. Daß sie verschwunden ist, kann ich nicht begreifen. Da gibt es nur eine Erklärung.«
    »Okay. Und welche?«
    »Man hat sie weggeholt, verstehst du?«
    McLaren lachte. »In der Nacht? In der Röhre?«
    »Ja.«
    »Und wer soll das getan haben?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich auch nicht«, gab McLaren zu, »und deshalb habe ich schon die Polizei alarmiert. Spezialisten werden sich um den Fall kümmern. Natürlich wird man dich verhören, Gordon. Bist du in der Lage, die entsprechenden Antworten zu geben?«
    Polvera ging darauf nicht ein. Er schüttelte immer nur den Kopf, redete mit sich selbst, wobei sich das Wort verschwunden mehrmals wiederholte. Er kam mit dem Unfall nicht zurecht, und er würde auch der Polizei nichts anderes berichten können.
    »Kein Kommentar, Gordon?«
    »Nein, Quinn. Nicht den, den du gern hören möchtest.« Er antwortete mit tonloser Stimme. »Wenn die Leiche tatsächlich verschwunden ist, muß sie jemand geholt haben, denke ich.«
    »Das stimmt.«
    »Und wer kann das sein?«
    McLaren lachte so laut, daß dieses Geräusch sogar Echos produzierte.
    »Das darfst du mich nicht fragen, Gordon, ich weiß es nicht. Vielleicht hat der Teufel persönlich die Tote geholt.«
    Gordon Polvera drehte McLaren sein Gesicht zu und starrte ihm in die Augen. »Der Teufel, sagst du?«
    »Ja, der Teufel.«
    Polvera lachte nicht mal darüber. Er zog die Schultern noch mehr ein und murmelte. »Vielleicht hast du sogar recht, Quinn. Vielleicht ist es wirklich der Leibhaftige gewesen. Man kann ja nie wissen…«
    ***
    Auch der Polizei konnte Gordon Polvera keine anderen Auskünfte geben. Die Beamten hatten sich die Stelle in der Röhre vorgenommen, wo der Unfall passiert war. Sie hatten sie genau untersucht und waren auch tiefer in den Tunnel eingedrungen, weil sie davon ausgingen, daß die Frau nur verletzt war und sich in den Tunnel geflüchtet hatte.
    Sie fanden sie nicht.
    Die einzige Spur blieben die Blutflecken, und sie bestätigten in etwa die Aussagen Gordon Polveras.
    Selbst die Beamten mußten zugeben, daß sie vor einem Rätsel standen.
    Einer von ihnen meinte, daß dieser Fall wohl nie gelöst werden würde und als rätselhafter Vorgang in die Geschichte einging.
    Gordon Polvera aber mußte immer wieder daran denken, wie diese junge Frau im Licht der Scheinwerfer auf den Schienen gestanden hatte.
    Es war keine Einbildung gewesen, diese Person war auf die Gleise geklettert, das stand fest.
    Und jetzt war sie weg.
    Wohin, das wußte niemand.
    ***
    Gordon Polvera wurde für zwei Wochen in Urlaub geschickt, um den Schock zu verdauen. Das packte er nicht so ganz, obwohl ihm seine Frau dabei zu helfen versuchte. Jedenfalls fürchtete er sich davor, seinen Dienst wieder anzutreten.
    Der Fall der Selbstmörderin wurde zu den unerledigten Akten gelegt und vergessen…
    ***
    Fast einen Monat später!
    Der Herbst lag in den letzten Zügen, die Kälte des Winters war noch nicht da, und eigentlich war es für Ende November viel zu warm, das jedoch hatte die Stadtstreicher nicht davon abgehalten, sich wieder in den Stationen der U-Bahnen zu sammeln, um hier etwas Wärme zu tanken. Der Betrieb lief normal, an den Fall der jungen Selbstmörderin dachte niemand mehr.
    Gordon Polvera hatte seinen Dienst wieder angetreten. Bevor er allerdings wieder auf die Strecke ging, hatte er für ein halbes Jahr Überwachungsaufgaben wahrzunehmen. Mal saß er vor den Monitoren und beobachtete die riesige Station am Piccadilly, mal war er unterwegs, um Bahnanlagen zu inspizieren: Weichen, Signale, Rolltreppen. Mit der Zentrale stand er über ein drahtloses Sprechfunkgerät in Verbindung, um jeden Vorfall so schnell wie möglich melden zu können.
    Natürlich gab es an den Knotenpunkten der U-Bahn noch immer die Kleinkriminalität. Ihr Herr zu werden, war so gut wie unmöglich. Besonders Taschendiebe sorgten bei den Fahrgästen für böse Überraschungen. Vielleicht konnte Polvera einen dieser Diebe in flagranti ertappen.
    Die Zeit heilt viele Wunden, das wußte Gordon Polvera, und auch seine Wunde, die Erinnerung an den schrecklichen Vorfall, war fast verheilt, doch vergessen hatte er es nicht. Immer wieder stieg der Vorgang in ihm hoch, besonders dann, wenn er sich im Dienst befand, denn er rechnete damit, daß ihm plötzlich die junge Frau begegnen würde. Rational war das nicht zu erklären. Es hatte ihn wie eine Phobie überfallen, es war ein innerer Drang, sich die Leute besonders genau anzuschauen und darauf zu

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