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0888 - Angriff auf die Vampirstadt

0888 - Angriff auf die Vampirstadt

Titel: 0888 - Angriff auf die Vampirstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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alle Mal von ihrem angemaßten Platz vertreiben konnte. Er musste nur noch lernen, sie richtig einzusetzen. Doch er hatte keinen Zweifel, dass die Höllenarchivare auch da noch etwas in ihren geheimen Unterlagen finden würde.
    Und dann hatte Stygias letzte Stunde geschlagen.
    Doch vorher hatte er noch etwas zu erledigen. Voller Verachtung blickte Lucifuge Rofocale auf die armseligen Kreaturen herab, die sich vor ihm im Staub wanden. Jede von ihnen hätte es spielend mit einer ganzen Armee menschlicher Gegner aufgenommen, doch jetzt zitterten sie vor seinem Zorn.
    Denn sie hatten versagt. Und Lucifuge Rofocale war nicht für seine große Milde und Nachsicht bekannt.
    »Ihr habt euren Auftrag nicht zu meiner Zufriedenheit ausgeführt«, brüllte der Herr der Hölle. »Erklärt mir das!«
    »Es waren zu viele«, winselte der Affendämon. »Fu Long hat seine Krieger gut ausgebildet. Wir hatten keine Chance.«
    »Weil ihr nur damit beschäftigt wart, euer eigenes erbärmliches Leben zu retten!«
    Der Affendämon presste sich so flach auf den Boden, als wollte er mit ihm verschmelzen. »Wenn wir uns alle geopfert hätten, hätte Euch niemand den Hong Shi bringen können…«
    »Ich zähle vier von euch. Einer hätte genügt, um mir den Stein zu bringen. Was machen die anderen drei hier? Warum haben sie nicht versucht. Kuang-shi zu mir zu bringen. Jetzt, wo Fu Long gewarnt ist, wird es umso schwieriger sein, ihm den Götterdämon zu entreißen. Der Vampir ist schlau, er wird sich nicht noch einmal so einfach übertölpeln lassen.«
    »Gnade, Herr!«
    »Abgelehnt«, schrie Lucifuge Rofocale. Sein stinkender Atem verwandelte sich in einen fauchenden Feuerstoß, der die wimmernden Kreaturen vor ihm auf der Stelle vernichtete. Dann erzeugte er mit seinen auf und ab peitschenden Lederschwingen einen orkanartigen Wind, der die Asche seiner Opfer in der Ebene verteilte, bis nichts mehr an sie erinnerte.
    Lucifuge Rofocale verzog die Lippen zu einem grausamen Grinsen. Der Affendämon hatte recht gehabt, Fu Long war ein ernst zu nehmender Gegner. Insofern hatte sich sein kleines Überfallkommando eigentlich gar nicht so schlecht geschlagen und er hätte durchaus Gnade walten lassen können. Doch bei dem, was er vorhatte, konnte er keine unnötigen Zeugen gebrauchen.
    Die Fürstin der Finsternis hatte ihre Spione überall, und wenn sich nur einer seiner Diener in einer der üblen Höllenspelunken verplapperte, in denen sie nach ihren Einsätzen nur zu gerne rumlungerten, würde sie davon erfahren. Und das wollte Lucifuge Rofocale auf keinen Fall riskieren.
    Das Pulsieren des Hong Shi in seiner Hand erinnerte ihn daran, dass er noch etwas zu tun hatte. Die Aura des Steins war so mächtig, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Stygia oder einer ihrer Diener sie bemerken würden. Lucifuge Rofocale besaß unzählige Verstecke in den Schwefelklüften, aber er bezweifelte, dass es irgendeinen Winkel der Hölle gab, an dem das magische Kleinod auf Dauer vor seiner Erzrivalin sicher sein würde.
    Also musste er den Stein woanders hinbringen. Und Lucifuge Rofocale wusste auch schon wohin. Der Erzdämon konzentrierte sich auf sein neues Ziel und verschwand.
    ***
    Der völlig verlassene Landstrich in Zentralalaska wirkte wie eine Mondlandschaft. Nur bräunliches Gras und ein paar verkrüppelte Sträucher, die sich mit letzter Kraft ans Leben klammerten, wuchsen in dieser Einöde, hinter der sich die schneebedeckten Berge der Alaskakette majestätisch in den Himmel erhoben.
    Die nächste Ansiedlung war viele Meilen entfernt, und auch die wenigen Jäger oder Naturfreaks, die die umliegenden Wälder durchstreiften, spürten instinktiv, dass sie um dieses Areal besser einen großen Bogen machten. Etwas stimmte damit nicht. Eine nicht zu definierende Unruhe packte jeden, der ihm nur nahe kam, und schien ihm das Herz in der Brust zu zerquetschen.
    Das hatten schon die an der Südostküste lebenden Ureinwohner vom Volk der Tlingit bei ihren Vorstößen ins Hinterland erfahren. Dem Schöpfungsmythos der Tlingit zufolge war das Tageslicht einst durch einen Raben in die Welt gekommen, der es von Naassháki Yéil gestohlen hatte. Der alte Mann hatte drei legendäre Kästen besessen, in denen sich die Sterne, der Mond und die Sonne befanden. Der Rabe ließ sie entkommen, und seitdem scheinen sie vom Himmel auf die Erde.
    Hier, in dieser lebensfernen Wildnis, spürten die Tlingit die beklemmende Nähe der ewigen Nacht, die vor der Tat des Raben

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