Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0889 - Der Robot-Vampir

0889 - Der Robot-Vampir

Titel: 0889 - Der Robot-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zeitpunkt, denn die Klauen des CD-ROM-Vampirs hatten noch nicht richtig zugegriffen. Die Finger rutschten ab, sie fuhren dabei an der nackten Haut des Rückens entlang, und Wilma hatte das Gefühl, von mehreren Bahnen Stacheldraht gestreichelt zu werden.
    Sie prallte gegen die Wanne, kippte natürlich nach vorn, konnte sich aber abstützen und herumfahren.
    Zum erstenmal sah sie, wer in ihr Haus eingebrochen war.
    Ein Monster, ein Unbild. Ein schreckliches Wesen, das es nicht geben konnte oder durfte.
    Es war grauenvoll. Es war schlimm, es war ein Ding, wie man es sich nur in Alpträumen vorstellte, aber in ihrem Fall lebte es. Eine tatsächlich lebende Figur. Kalt, nackt und stählern. Mit gräßlichen spitzen Ohren, mit einem glatten Gesicht und mit Augenschlitzen, in denen gelbes Licht eisig leuchtete.
    Derartige Figuren hatte sie in den Comicheften ihres Sohnes gesehen, aber da waren die Figuren gezeichnet gewesen, hier aber lebte sie, und das wollte ihr nicht in den Kopf.
    Das Handtuch war längst von ihrem Körper gerutscht und lag neben ihren Füßen. Daß sie nackt war, kam ihr kaum zu Bewußtsein, es interessierte sie auch nicht. Sie wußte nur, daß dieses Alptraumgeschöpf erschienen war, um sie zu töten.
    Im Gegensatz zu ihr war es ein geschlechtsloses Wesen. Es hatte keine normale Haut, alles war so schrecklich glatt und wirkte wie poliert. Nur die Augen leuchteten, und es bewegte auch sein breites Maul, denn von einem Mund konnte man bei ihm nicht sprechen.
    Wilmas Angst steigerte sich noch, als sie die Zähne in dem Maul schimmern sah. Sie waren so lang, so stählern, so glänzend - einfach schrecklich. Zähne, die nicht nur Haut einreißen konnten, sondern sicherlich auch durch Holz und andere Materialien drangen, denn sie waren wie Messer.
    Trotz ihrer Furcht machte sich die Frau Gedanken darüber, wie es dem Monstrum gelungen war, in ihr Haus zu gelangen. Sie konnte sich an nichts erinnern, dieses Wesen war nicht um das Haus herumgeschlichen, es hatte eigentlich nichts getan, es war einfach nur da, und es schien durch Wände gelaufen zu sein.
    Und es wollte töten!
    In dem Gesicht, falls man davon überhaupt sprechen konnte, bewegte sich nichts. Die kalte, tödliche Glätte, als es sich auf die Frau zuschob. Wilma schaute sich um. Sie suchte verzweifelt nach einer Waffe, die sie gegen das Monstrum einsetzen konnte, fand aber nichts, was sich geeignet hätte. Der einzige Vorteil war die Größe des Badezimmers. So konnte es ihr möglicherweise gelingen, den Pranken das eine oder andere Mal auszuweichen.
    Du mußt etwas tun! Der Gedanke zuckte durch ihren Kopf. Und sie tat etwas.
    Blitzschnell bückte sie sich. Mit beiden Händen riß sie das Badetuch in die Höhe, denn sie hatte daran gedacht, daß auch ein Monstrum wie dieses sehen mußte.
    Bevor der Robot-Vampir überhaupt erfaßte, wie ihm geschah und bevor er seine Arme als Deckung in die Höhe reißen konnte, hatte ihn das Badetuch bereits erwischt. Es flog nicht nur auf seinen Kopf zu, es faltete sich sogar über ihm zusammen, so daß es in der oberen Körperhälfte wirkte wie ein Gespenst.
    Wilma Wesley schrie vor Erleichterung auf, denn sie sah, daß sich der Eindringling erst orientieren mußte, und sich dabei hektisch bewegte. Das war genau die Gelegenheit, um an ihm vorbeizukommen. Sie nutzte die Sekunden aus, hetzte auf die Tür zu, die nicht von innen verschlossen war, riß sie auf, schrie noch einmal, taumelte in den Flur und war noch geistesgegenwärtig, denn innen steckenden Schlüssel aus dem Schloß hervorzuzerren und ihn, nachdem sie die Tür zugeknallt hatte, wieder hineinzustecken.
    Zweimal drehte sie ihn herum.
    Sie jammerte.
    Und dann hörte sie eine Stimme. »Mummy, was ist…?«
    Wilma fuhr herum.
    Vor ihr stand Till!
    ***
    Beide waren überrascht. Die Mutter sicherlich noch mehr als ihr Sohn, denn Till hatte ja zuvor den Schrei gehört und hatte sich auch darauf einstellen können.
    Sie starrten sich an.
    Keiner konnte jetzt etwas sagen. Noch nie hatte Till seine Mutter nackt gesehen, aber das war jetzt nicht wichtig. Es zählte, daß sie noch lebten und verschwinden mußten.
    »Till, bitte…«
    »Was ist denn los, Mummy?«
    »Komm, komm!« drängte sie. »Wir müssen hier raus!«
    »Aber du bist nicht angezogen.«
    Jetzt erst dachte sie daran. Natürlich, Till hatte recht. Sie konnte nicht im Evakostüm auf die Straße laufen, denn sie würde sich bei diesen Temperaturen den Tod holen. Deshalb mußte sie etwas anziehen.

Weitere Kostenlose Bücher