0889 - Der Robot-Vampir
hinten.«
»Steht es noch offen?«
»Ja.«
»Gut, dann werde ich hineinklettern, oder habt ihr einen Haustürschlüssel?«
»Nein.«
Die Antwort reichte mir. Ich war schon auf dem Weg und kaum um die Hausecke verschwunden, als ich die laute Stimme der besorgten Mutter noch vernahm. »Bitte, Till, bleib hier. Du weißt, wie gefährlich das Monstrum ist.«
»Nein, Mum. Ich will es zurückhaben.«
Was er damit meinte, wußte ich nicht. Der Junge hatte mich auch schnell erreicht, weil ich an der Hausecke stehengeblieben war. »Er hat bestimmt die Tür aufgebrochen und ist schon am Fenster oder schleicht durch den Garten.«
»Das werden wir gleich sehen, Till. Es ist trotzdem besser, wenn du auf deine Mutter hörst und bei ihr bleibst. Um den Killer kümmere ich mich schon.«
»Ich paß schon auf. Ich habe ihn auch geholt.«
»Wie - du?«
»Ja.«
»Erzähle.«
»Durch eine CD-ROM. Er ist aus dem Programm gekommen und lebt jetzt. So ist es gewesen.«
Da hatte ich also die Bestätigung erhalten, nickte, was wiederum Till verwunderte. »Du… du… glaubst mir?«
»Warum nicht?«
»Aber das kann man nicht begreifen.«
»Ich vielleicht schon.« Während Till erzählte, hatte ich mit meinen Blicken den Garten durchstreift.
Obwohl es dunkel war und auch keine Laternen brannten, wäre mir schon aufgefallen, wenn jemand durch das Gelände geschlichen wäre.
Das war nicht der Fall gewesen, und so ging ich davon aus, daß er sich noch im Haus befand.
An der Wand entlang bewegten wir uns auf das offene Schlafzimmerfenster zu. Wir waren sehr vorsichtig, versuchten jegliche Geräusche zu vermeiden, weil das Monstrum nicht gewarnt werden sollte. Auch Till hielt den Mund. Er zitterte still vor sich hin. Er sah auch, wie ich meine Beretta zog, sagte aber kein Wort.
Direkt neben dem Fenster blieben wir stehen. Wenn jemand hinausschaute, dann mußte er sich schon weit vorbeugen und drehen, um uns zu entdecken. Es gab keinen, der nach draußen schaute, und die Stille hüllte uns auch weiterhin ein.
»Der ist bestimmt nicht verschwunden!« flüsterte Till direkt neben mir. »Das glaube ich einfach nicht.«
»Ich auch nicht.«
Wir lauschten.
Nichts war zu hören.
»Willst du hineinklettern?«
»Ja.«
Sekunden später hangelte ich mich bereits in die Höhe. Ich hatte die Arme ausgestreckt und die Fensterbank umfaßt. Mit den Füßen stemmte ich mich an der Hauswand ab. Sie war mit Rauhputz bedeckt, so daß ich einigermaßen Halt fand.
Im Zimmer brannte Licht, und mir fiel besonders die zerstörte Tür auf. Till und seine Mutter hatten sie bestimmt nicht aufgebrochen, da mußte der Killer gewütet haben.
Ich stand wenig später zwischen Bett und Fenster. Noch immer gab es keinen, der mich angriff.
Auch nicht aus dem Ankleideschrank, dessen Türen offenstanden.
Nicht ein Geräusch war zu hören, abgesehen von meinem eigenen Atem. Stille…
Auch der Junge kletterte mir nach. Da ich ihn nicht zurückscheuchte, stand er bald neben mir und schaute sich um.
»Wie groß ist euer Haus?« fragte ich leise.
»Geht so.«
»Hat es einen Keller?«
»Nein.«
»Noch eine Frage. Du hast von einer CD-ROM gesprochen. Wo hast du sie gekauft?«
»Überhaupt nicht.«
»Bitte? - Etwa gestohlen?«
»Nein, nein, das auch nicht. Ich… ich… habe sie geschenkt bekommen.«
»Von wem?«
»Keine Ahnung. Ein Mann hat sie mir gegeben. Es… es war ein Fremder für mich.«
Ich lachte leise auf. »Ein fremder Mann also. Kannst du ihn beschreiben?«
Till schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Er hat sie mir einfach in die Hand gedrückt. Das war, ja, das war auf einem Weihnachtsmarkt in der City. Er tauchte aus dem Gewühl auf. Ich stand neben einer Bude mit CDs, und da hat er mich erwischt.«
»Hatte die Aufnahme einen Titel?«
»Nein, aber er hat mir gesagt, daß sie etwas Besonderes ist, und das war sie ja auch.«
»Kannst du laut sagen, Till.«
»Da war nur das Monster zu sehen. Zuerst jedenfalls«, erzählte er mir leise, während ich auf die offene Tür zuging. »Später ist dann noch jemand gekommen, nachdem das Monster verschwunden war. Ich… ich… glaube, der hat diese Frau geholt.«
»Eine Frau also?«
»Ja.« Der Junge nickte heftig. »Wie sah sie aus?«
In dünnen Sätzen fing er an, sie zu beschreiben, und ich wußte, daß es Britt Owens gewesen war.
Die Tür hatte ich mittlerweile erreicht, blieb neben ihr stehen und beugte mich so weit vor, daß ich in den Flur hineinschauen konnte.
Er war leer.
Licht
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