0889 - Eishauch des Todes
Polizeiverhörs doch nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Oder doch? »Ich kann Ihnen ein Foto geben.«
»Sie kennen den Kerl also? Das wird ja immer schöner.«
»Ich kenne ihn nicht… aber erhalten Sie von mir, was Sie wollen - er sah genauso aus wie mein Bruder.«
»Ein Zwilling, was?«
»Marcel hat keinen Zwillingsbruder… wenn, dann einen Doppelgänger. Aber - aber er sah ihm so ähnlich, dass…«
»Dass was?«
»Dass ich mich seitdem unablässig frage, ob ich mir das eingebildet habe.«
»Gute Idee - Hauptsache, Sie finden eine Ausrede, was? Delirium tremens. Hatte der ominöse Killer vielleicht weiße Mäuseöhrchen oder einen hübschen Rattenschwanz?«
»Hören Sie auf, das ins Lächerliche zu ziehen - ich habe es gesehen! Glauben Sie mir doch.«
Der Polizist seufzte wieder. »Warum sollte ich? Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als die Aussage zu Protokoll zu nehmen. Sie bleiben jedoch in Untersuchungshaft, Jacques. Und wenn ich Sie wäre, würde ich nicht damit rechnen, dass ich meinen Hintern jemals wieder aus dem Gefängnis heraus schwinge. Und Sie wissen, was das in den nächsten Tagen bedeutet?«
Jacques nickte. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Er sprach es nicht aus, aber er wusste es genau. Ihm stand die Hölle bevor - Drogenentzug unter Polizeigewahrsam.
***
Professor Zamorra startete eine unmögliche Recherche.
Unmöglich deshalb, weil er selbst nicht recht glauben wollte, wonach er suchte - nach Menschen, die in den letzten Wochen ermordet worden waren und die ihm ähnlich sahen.
Er bemühte das Internet, doch auch dieses allwissende Medium brachte ihn in diesem Fall nicht weiter. Zwar beschränkte er seine Suche auf Frankreich und auch dort auf einen Umkreis von etwa hundert Kilometer um das Loire-Tal, in dem Schloss Montagne stand - doch das half nicht weiter.
Eine Menge Mordfälle hatte es gegeben… und der eine oder andere Name war zu ermitteln, aber Fotos nicht.
Also würde er einige Verbindungen anzapfen müssen. Als erste Möglichkeit galt in solch einem Fall immer Chefinspektor Pierre Robin, der Leiter der Mordkommission in Lyon. Er kannte Zamorra recht gut, und vor allem wusste er um die Höllenmächte.
Robins Verbindungen reichten über ganz Frankreich, und er war in der Lage, den Polizeiapparat ordentlich anzukurbeln, wenn es sein musste.
Was Pierre Robin Zamorra schon beim ersten Telefongespräch mitteilte, ließ diesem die Haare zu Berge stehen.
»Eine Zamorra-Mordserie habe ich nicht, alter Freund - aber eine Serie Typ Zwanzigjährige-zierliche-Blonde-mit-blauen-Augen-langen-Haaren-und-breiter-Nase-samt-wulstigen-Lippen und sieben Tote nach dem Motto Dicker-Mann-mit-schwarzen-Haaren-und- Geheimratsecken-und-grauen-Augen-samt-breitern-Brustkorb stehen ebenfalls auf meiner Liste.«
***
»Ich komme mit dir.« Nicoles Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Der Meister des Übersinnlichen widersprach trotzdem. »Du bist verletzt und nach allem, was Fooly für dich mit seiner neuartigen Trirax-Drachenmagie getan hat, bist du auch nicht kampfbereit! Also wirst du hier bleiben und dich ausruhen.«
Die goldenen Tüpfelchen in ihren Iriden weiteten sich. »Ausruhen? Der Herr Professor belieben zu scherzen! Diesmal geht es nicht gegen einen Vampir, dem du nebenher mit deinem Amulett den Garaus machen kannst, Chef! Merlins Stern ist in diesem Fall zu nichts nutze, und sogar der Abwehrschirm ums Château hat versagt… was immer uns entgegensteht, es ist keine Höllenmagie. Und deshalb ist es umso gefährlicher, weil es trotzdem nicht mit rechten Dingen zugeht. Da werde ich mich ganz bestimmt nicht hinsetzen und mich ›ausruhen‹!«
»Und genau weil es so gefährlich ist, kann ich keine invalide Nicole Duval an meiner Seite gebrauchen, so leid es mir tut.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bleibst hier. Ich bin durchaus nicht wehrlos.«
Er zückte den Strahler der DYNASTIE DER EWIGEN, eine Energiewaffe, wie aus einem Science-Fiction-Film entsprungen, die auf erstaunlicher außerirdischer Technologie basierte. »Ein Laserschuss wird das Holz dieser Puppen ordentlich zum Kokein bringen.«
»Das finde ich überhaupt nicht witzig! Wir können diese Wesen nicht einschätzen. Warum ermorden sie alle, die so aussehen wie sie? Was steckt dahinter? Und…«
»Und vor allem - sind es überhaupt unsere Gegner?« Zamorra schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wir können sie nicht mit normalen Maßstäben messen. Falls es überhaupt so ist, dass hinter diesen
Weitere Kostenlose Bücher