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089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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starrte gebannt in den Spiegel, den das Mädchen nicht gesehen hatte, und beobachtete Jeffers. Der Lehrer hatte die Uhr geöffnet, und zwar an der Vorderseite. Etwas zuckte dort und pulsierte. Er konnte es nicht erkennen. Jeffers' Finger berührten es. Übelkeit würgte Dorian, und ein Schmerz in seiner Brust ließ ihn zusammenzucken. Stöhnend klammerte er sich an das Mädchen.
    „Hören Sie auf!" schrie sie. Der Ruf drang undeutlich in sein Bewußtsein. Er spürte, daß sie ihn losließ. Dann schwand der Schmerz schlagartig. Er hielt sich schwankend am Tisch fest und sah, daß das Mädchen Jeffers die Uhr entrissen hatte.
    Der Lehrer war bleich. „So ist das also…" murmelte er immer wieder.
    Das Mädchen wickelte die Uhr hastig in das Handtuch und gab sie Dorian.
    „Gib sie niemandem in die Hand.. Du gibst dich selbst damit. Hüte sie wie dein Leben, Dorian. Und bring sie zu Tante zurück, so schnell du kannst. Noch heute. Versprich es mir, Dorian."
    Bevor er antworten konnte und sich von seinem Schrecken erholt hatte, war sie zur Tür geeilt. Dort wandte sie sich noch einmal um und sah ihn bittend an. Dann war sie verschwunden.
    Jeffers' Worte dröhnten in seine aufgewühlten Gedanken.
    „Gib acht, mein Junge. Sie ist eine kleine Hexe wie ihre verfluchte Tante. Es macht wenig Unterschied, ob du in ihr Netz gehst oder in das der Alten. Wenn du mir die Uhr gibst, regle ich das für dich. Ich kann auch deine Versetzung 'beschleunigen. Dann bist du außer Gefahr. Komm, gib sie mir, so lange du dich noch von ihr trennen kannst… "
    Dorian hatte plötzlich Angst. Er umklammerte die Uhr wie ein Ertrinkender.
    „Ihr steckt alle unter einer Decke!" preßte er hervor. Er lief aus dem Zimmer und hetzte durch das Gebäude, als wäre, wie in der Nacht zuvor, Mother Goose hinter ihm her.

    Eine Weile vergrub er sich in seinem Zimmer. Johnny und Peter drangen mit Fragen in ihn, aber seine Einsilbigkeit ließ sie bald aufgeben. Samstag gegen drei Uhr verschwanden sie wie die meisten der Internatsschüler, um am Baseballspiel teilzunehmen oder zuzusehen. Alex kam kurz vor Spielbeginn herein.
    „Kommst du nicht mit?"
    „Nein. Hab keine Lust."
    „Dir steckt wohl der Schreck noch in den Knochen", meinte Alex grinsend. „Aber mir auch. Ich wollte dir nur sagen, daß ich - daß ich auf deiner Seite bin, wenn es - wenn es mal irgendwo Ärger gibt."
    Er streckte Dorian seine Hand entgegen.
    Dorian nahm sie und grinste. „Mann, ich war froh, daß du auf mich gewartet hast. Ich war halb tot vor Angst, als die Alte hinter mir her kam."
    „Ich kann's dir nachfühlen. Mir ging es nicht anders, und dabei war ich draußen. Zeigst du sie mir?" Dorian nickte. Er wickelte die Uhr aus und stellte sie auf den Nachtschrank. Ihr Ticken war seltsam vertraut. Alex hielt die Luft an. Er wollte danach greifen, aber Dorian hielt ihn zurück.
    „Nicht anfassen - keine Fingerabdrücke", fügte er rasch hinzu, als er Alex' erstaunte Miene gewahrte.
    „Ja, natürlich. Sie ist ungewöhnlich."
    „Kann man wohl sagen", stimmte Dorian zu. Das leere Zifferblatt und der einzelne Zeiger flößten ihm leises Grauen ein. Er schloß die Augen und fühlte, daß sein Unbehagen schwand.
    „Ist sie nicht fertig? Sie sieht aus wie ein Entwurf."
    „Keine Ahnung. Vielleicht hast du recht."
    „Was machst du damit?"
    „Weiß noch nicht. Vielleicht bringe ich sie zurück."
    „Zurück? Du spinnst."
    Ein Pfiff ertönte vom Park her.
    Alex sprang auf.
    „Das Spiel fängt an. Ich muß runter. Bis später!"
    Dorian starrte eine Weile auf die Uhr. Etwas bewegte sich hinter dem feinen goldenen Gitter unterhalb des Zifferblattes. Etwas, das Jeffers erschreckt hatte und ihm selbst Übelkeit verursacht hatte, obwohl er es gar nicht zu erkennen vermochte. Etwas Teuflisches! Er nahm die Uhr, um sie zu öffnen, aber etwas hielt ihn davon ab. Neugier und Abscheu stritten einen Moment in ihm. Dann stellte er die Uhr wieder auf den Schrank.
    So brütete er vor sich hin, während der Nachmittag verging. Die Uhr wurde ihm immer vertrauter. Die leere Scheibe des Ziffernblattes war fast wie ein Gesicht, das Ticken wie ein Herzschlag.
    Ob sie wirklich unter einer Decke steckten - Jeffers, Sykes, Mother Goose und ihre hübsche Nichte? Das Gesicht des Mädchens verschwand nicht mehr aus seiner Erinnerung. Er sehnte sich danach, es wiederzusehen.
    Hatte sie wirklich Angst um ihn, oder war es nur ein Trick? Verhexte sie ihn? Er hatte sich nie viel aus Mädchen gemacht. Andererseits

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