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089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erstarrte.
    Mother Goose stand auf der Treppe, die aus der Halle nach oben führte. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, denn es lag im Dunkeln.
    „Das war lange vor der mechanischen Magie, deren Kräfte in meinem Haus fließen", fuhr sie fort. „Du bist neugierig, Dorian Hunter."
    Rasch und mit zitternden Händen zog er die Uhr aus seinem Hemd hervor.
    „Ich wollte sie zurückbringen… Verzeihen Sie…" stammelte er und hielt ihr die Uhr entgegen.
    „Es ist nicht die Uhr, die du bringen willst. Es ist dein Leben, das du dir wiederholen willst. Habe ich recht?"
    Die kalte Stimme verursachte ihm eine Gänsehaut.
    „Beides - gnädige Frau."
    Sie kicherte. „Gnädige Frau, sagst du?" Sie schüttelte sich plötzlich vor Lachen. „Das hat schon lange keiner mehr zu mir gesagt, Bürschchen. Es gefällt mir. Komm näher. Meine Magie hat mir schon eine ganze Menge über dich erzählt, aber dein Gesicht habe ich noch nie gesehen. Nimm eine der Kerzen und komm mit. Ich kenne jemanden, der schon mit Sehnsucht auf dich wartet." Gehorsam nahm er eine der Kerzen aus dem Halter und schritt auf die Treppe zu. Sie blickte ihm entgegen. Ihr altes gekerbtes Gesicht war ohne Regung.
    „Du hast Mut, Bürschchen", sagte sie, aber es lag keine Anerkennung in ihrer Stimme. „Gib mir die Uhr!"
    Dorian reichte sie ihr und ließ sie rasch los, um die Berührung mit ihren knöchernen Fingern zu vermeiden.
    „Geh voran!"
    Er schritt mit der Kerze die Treppe hoch. Es mußte jene Treppe sein, deren Geländer er in der Nacht gefunden hatte. Aber dieses Haus war so groß! Trotz der Kerze war die Dunkelheit bedrückend.
    Wie können sie nur hier leben? dachte er. Die Alte vielleicht. Sie sah aus, als sei sie aus der Dunkelheit geboren worden. Aber das Mädchen? Wie ertrug sie es?
    Als er stehenblieb, weil er nicht weiter wußte, schob sie ihn den Korridor entlang. Ihre Berührung ließ ihn zusammenzucken. Er hörte sie über sein Unbehagen und seine Furcht lachen und er schämte sich. Aber die Furcht blieb. Er trug zwei verschiedene Schuhe und einen Strumpf verkehrt, aber er war alles andere als sicher, daß diese Vorkehrungen wirksam sein würden. Es schien ihm wie mit den Bauernregeln über das Wetter. Es steckte manche Weisheit darin, aber die Dinge waren überall anders, und viel Zeit war vergangen, seit diese Schutzregeln aufgeschrieben worden waren. Undeutlich sah er große Standuhren an den Wänden des Korridors. Was er nachts für Gemälde gehalten hatte, entpuppte sich nun bei Licht als bemalte Zifferblätter von alten kunstvollen Wanduhren.
    Doch nur ein einziges einsames Ticken war zu hören. Es. kam aus der Uhr, die er gebracht hatte und es tickte um die Wette mit seinem Herzen.
    Schließlich schob sie ihn durch eine Tür in einen kleineren, von mehreren Kerzen erhellten Raum. Die Helligkeit wirkte anheimelnd. Sie wurde noch verstärkt durch mehrere kostbare Spiegel in breiten silbernen Rahmen, die zwischen Schränken und Truhen an den Wänden hingen. Puppen lagen überall, im Kerzenlicht, manche mit fast lebendigen Gesichtern.
    Auf einem hochlehnigen Sofa lag eine Gestalt in einem gelben Kleid. Sie sprang auf und eilte ihm freudig entgegen.
    „Dorian", rief sie. „Du bist gekommen!" Bevor er wußte, wie ihm geschah, schlang sie ihre Arme um ihn und küßte ihn stürmisch auf den Mund. Atemlos ließ sie ihn los. Dann sah sie das starre Gesicht der Alten. Sie legte schützend ihren Arm um den Jungen und zog ihn von ihr fort.
    „Er hat sie zurückgebracht, Tante", flüsterte sie. „Hab ein Herz. Gib ihn frei. Bitte."
    „Hast du gewußt, mein Herz, wie sie mich hier nennen? Und der da ist keine Ausnehme."
    „Ja, ich weiß, Tante."
    „Mother Goose", zischte sie. „Ich habe meinem Namen immer Ehre gemacht. Allen meinen Namen.
    Ich werde einen Reim für ihn suchen. In seinem Schicksal wird es keine Ungereimtheiten geben!" Sie kicherte.
    „Nein!" rief das Mädchen verzweifelt. „Du hast versprochen… "
    „Ich habe nichts versprochen. Wie sollte ich dir etwas versprechen, meine kleine Irene, mein Lockvögelchen." Sie deutete mit dünnem Finger auf den Jungen. „Seinesgleichen ist der Stoff, den ich für meine Arbeit brauche. Was kümmern mich deine erbärmlichen Gefühle. Ich habe dich gewarnt, dein Herz an sterbende Dinge zu hängen. Aber eine Weile will ich ihn dir lassen - für gute Dienste." Sie lachte und verließ das Zimmer.

    Schluchzend klammerte sich Irene an Dorian.
    „Ich hätte es wissen müssen!"
    Nachdem die

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