089 - Diener des Satans
Originaltext.“
Camargo machte sich seine Notizen.
„Laß etwas von dir hören, wenn dein Unternehmen Erfolg hatte. Leider kann ich hier zur Zeit nicht fort. Aber ich helfe dir gern wieder, wenn es in meinen Kräften steht“, sagte der Ire zum Abschied.
„Danke“, sagte Camargo Alvis und lächelte.
Während er mit dem weinroten XJ 12 zur Mahoganny Street brauste, legte er sich einen Plan zurecht. Zuerst mußte er die unheimliche Macht, die in Marion Dowlings Seele wohnte, mit dem magischen Spruch zerstören und ihr anschließend das Arzneimittel geben. Umgekehrt wäre es nicht möglich, weil die verhexte Blonde sich ihm jederzeit durch ihre Verwandlungsfähigkeit entziehen konnte. Er vergaß keinen Moment, daß er hilflos war, wenn sie sich unsichtbar machen konnte.
Mahoganny Street, Nummer 131. Es war ein ungefähr acht Jahre altes Gebäude mit freundlicher Außenfassade. Soweit Camargo im Schein der Straßenlaternen erkennen konnte, wohnte die Blonde im ersten Stock, ihr Name stand dort auf dem Türschild.
Er klingelte.
Aber alles blieb still, niemand öffnete.
Warum war er so sicher gewesen, sie zu Hause anzutreffen?
Er störte eine der Familien im Erdgeschoß in ihrer wohlverdienten Feierabendruhe. Ein Mann in Pantoffeln erschien im Eingang. Camargo schaute an ihm vorüber und konnte durch einen Türspalt das bläuliche Licht eines Fernsehers erkennen.
„Sie haben Nerven, Mann“, sagte der Ire ärgerlich.
„Ich suche Marion Dowling. Sie öffnet nicht“, erwiderte Camargo.
Sein Gegenüber sah ihn an, als habe er eben etwas besonders Unanständiges gesagt. „Sagen Sie mal, sind Sie ein Freund des Mädchens, oder ein Verwandter oder so was? Dann müßten Sie doch wissen, daß die Kleine zu einem dreiwöchigen Seminar nach Faha Court abgereist ist.“
„Es hieß, sie sei überraschend zurückgekehrt.“
„Hier hat sie keiner gesehen. Das schwöre ich Ihnen, so wahr ich der Hausmeister bin.“
Verflixt, dachte der Schwarzbärtige. Laut sagte er: „Entschuldigen Sie, Sir, können Sie mir vielleicht noch sagen, wo Miß Dowling derzeit angestellt ist.“
„O ja, das kann ich“, antwortete der andere, „aber ich kann mir nicht vorstellen, was Sie mit der Adresse um diese Stunde anfangen wollen.“
„Ich werde morgen früh dort anfragen, ob das Mädchen sich gemeldet hat“, gab Camargo beharrlich zurück.
„Ach so. Also: O’Connell’s Paper Corporation Ltd.’ nennt sich die Fabrik. Sie liegt im Industrieviertel am östlichen Rand von Dublin. Warten Sie, ich zeichne Ihnen auf, wie Sie hinfinden. Die Telefonnummer weiß ich nicht. Müßten Sie sich ’raussuchen.“ Er holte Papier und Bleistift. Überhaupt war er jetzt etwas freundlicher. Er hatte sich wohl davon überzeugt, daß der Portugiese nicht der aufdringliche Störenfried war, für den er ihn anfänglich gehalten hatte.
Der Schwarzbärtige jagte zu O’Connells Fabrik.
Der Pförtner der Papierfabrik wollte Camargo nicht an seinem Häuschen vorüber lassen. Er hatte seine Hand schon in der Jackentasche. Bestimmt nicht, weil er dort nach Zigaretten und Streichhölzern suchte.
Der Portugiese hatte keine Lust, sich zu streiten oder mit der Waffe bedroht zu werden.
„Ihr Chef befindet sich in Lebensgefahr“, rief er, „wenn Sie’s nicht glauben, fahren Sie doch mit.“
„Meinetwegen“, sagte der Pförtner. Er drückte auf einen Knopf. Automatisch schob sich das Werkstor zu. Vorsichtig stieg er in den Jaguar und nahm die Hand nicht aus der Tasche.
„Ich weiß, daß Sie eine Dienstpistole haben“, sagte Camargo ruhig. „Aber keine Angst. Ich bin nicht gefährlich. Sie können mir ruhig vertrauen.“
Der Pförtner sagte nichts. Er stieg mit seinem Begleiter vor dem Bürogebäude aus und ging neben ihm an der Seitenfassade entlang. „Bevor ich die Tür aufschließe, will ich mich persönlich davon überzeugen, ob hier etwas faul ist oder nicht“, sagte er unwillig. „Glauben Sie vielleicht, ich will eine Zigarre einstecken?“
Camargo zuckte die Schultern. Er hatte längst einen Blick durch die erleuchteten Fenster geworfen und wartete darauf, daß der Mann vom Tor auch sah, was geschehen war.
Marion Dowling saß splitternackt auf dem Schreibtisch. Sie hielt ihnen den Rücken zugewandt. O’Connell lag auf dem Teppichboden seines Büros. Er bewegte sich nicht.
„Das ist ja…“ sagte der Pförtner entsetzt. Was es seiner Ansicht nach war, teilte er dem Schwarzbärtigen nicht mehr mit. Er eilte
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