089 - Lebende Leichen

Titel: 089 - Lebende Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent

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nicht mehr schreiben. Alles wäre jetzt sonnenklar, ein für allemal! Ein Verhängnis, meine Herren, ein tragisches Verhängnis! «
    Die Enttäuschung schien den kahlköpfigen Mann richtiggehend zu schütteln.
    » Womit sich die Frage erhebt « , sagte Inspektor Horvath, » wer ein Interesse daran haben kann, diesen Herrn Gradl am Tage seiner Ankunft zu erwürgen! Ein alter Mann mit weißen Haaren? Wer soll das sein? «
    » Vorausgesetzt, daß der Tote tatsächlich Gradl heißt! « sagte Larry Brent. » Der Wirt hatte da seine Bedenken. Er glaubte, ganz andere Initialen bei ihm entdeckt zu haben, nämlich O.S. Außerdem eine Pistole. Wo ist die? Vielleicht drüben, in Zimmer Nummer zehn. «
    Sie gingen in den Nachbarraum. Sie fanden in der Schublade des Nachttisches die Pistole samt der Halfter. Und sie fanden noch etwas. Einen Dienstausweis.
    Inspektor Horvath nahm ihn an sich und schlug ihn auf. Entgeistert starrte er die beiden anderen Männer an.
    » Wissen Sie, wer dieser Gradl in Wirklichkeit war? Dr. Otto Sobetzky! Österreichs berühmtester Kriminalist! Ein sagenhafter Name! Der große Mann im Hintergrund. Kein Mensch wußte, wie er genau aussieht. Er hat sich nie fotografieren lassen. «
    » Otto Sobetzky! Der berühmte Sobetzky! « sagte der Amtsarzt leise. » Und dieses Ende! Erwürgt in einem miesen Gasthof in einer verrufenen, kleinen Stadt. «
    » Er kam heimlich. Warum? « klagte der Inspektor. » Niemand hat etwas davon gewußt, daß er hier ist! «
    » Einer muß es doch gewußt haben « , murmelte Larry Brent.
    » Der Mörder, meinen Sie? «
    X-RAY-3 nickte stumm.

    ●

    Im Wald unweit der Heunenburg krochen zwei Männer mühsam auf Händen und Knien aus einer dichten Tannenschonung. Die Bäume standen im fahlen Licht der Morgendämmerung.
    Die Männer trugen verschmutzte Kittel und lange Drillichhosen von undefinierbarer Farbe.
    Ihre Gesichter waren übernächtigt, von Dornen zerkratzt und von Erde verkrustet.
    » Verdammt! « fluchte der eine. » Ich bin wie zerschlagen von der Kälte! «
    » Und mir hängt der Bauch bis zum Boden! « sagte der zweite und wischte sich mit dem Handrücken den Schmutz aus der linken, leeren Augenhöhle. » Wir müssen jetzt unbedingt etwas zum Beißen finden, sonst können wir aufgeben. «
    » Pst. Da war doch was? «
    Beide lauschten. Hatte nicht ein Zweig geknackt? Sekundenlang verharrten sie.
    Der Einäugige sah sich nach allen Seiten um. » Es war nichts. Nur ein Vogel. Hör zu, wir suchen uns jetzt einen einsamen Hof. Wir brauchen Kleider und Fressalien. Notfalls legen wir jemand um. « Er klopfte auf die Pistole in seiner Kitteltasche.
    Sie gingen weiter in den Wald und spähten nach allen Seiten. Dann griff der Einäugige den anderen am Arm. » Dort drüben sehe ich was! « flüsterte er.
    Gebückt schlichen sie näher, bis an den Rand der Lichtung.
    » Verdammt! Es ist nur eine Jagdhütte. «
    » Macht nichts. Scheint bewohnt zu sein. Wir schleichen uns von rückwärts an. Komm! «
    Der Einäugige wollte zur Pistole greifen. In diesem Augenblick legten sich von hinten zwei gewaltige Arme wie Schraubstöcke um ihren Hals.
    Sie begannen zu husten und würgen. Mühsam drehte der Einäugige den Kopf zur Seite. Er blickte über sich in das bärtige Gesicht eines riesigen Mannes. Quer über Stirn, Nasenrücken und Wange lief eine tiefe rote Narbe.
    Der Riese stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus. » Ihr könnt etwas zu essen haben! Ihr müßt nur folgen! « Er drückte die beiden Köpfe in seinen Armen noch fester an sich. Die Überfallenen röchelten. Dann schwenkte der Riese seine Arme auseinander. Links und rechts sanken die beiden Bewußtlosen auf den Waldboden.
    Der Riese mit der Narbe sah lächelnd zu ihnen hinunter. » Er wird mich loben. Er wird mich sicher loben « , murmelte er.

    ●

    Beim Frühstück teilte der Wirt Larry Brent mit wenigen Worten mit, was X-RAY-3 bereits erwartet hatte: er wolle und müsse sein Gasthaus schließen, jetzt sei auch der Kellner davongelaufen und niemand werde in einem Haus wohnen wollen, wo ein Ermordeter noch Stunden nach seinem Tod von einem Zimmer ins andere gegangen sei.
    » Sie haben mein volles Verständnis, Herr Jirasek « , sagte Larry Brent und erschrak über den Ausdruck mühsam gezügelter Wut in den Augen des vierschrötigen Mannes. » Ich werde mich im Lauf des Vormittags nach etwas anderem umsehen. «
    » Das wird schwierig für Sie werden. Man schreckt überall vor Fremden zurück. Die Leute