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0890 - Auge zum Hyperraum

Titel: 0890 - Auge zum Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verschiedensten Bildern formen. Das Prinzip war das gleiche wie bei der Guckröhre, die er auf St.
    Pidgin gebastelt hatte.
    St. Pidgin! Der Wunsch, seine Heimat wiederzusehen, wurde in diesem Moment übermächtig.
    Er dachte an die Zeit vor seinem Abflug nach Terra zurück, in der er mit seinen Freunden die Korkwälder durchstreift hatte; er dachte an die Abenteuer, die sie erlebt hatten, und ihm fielen wieder die Worte der Nurse ein, die gesagt hatte, daß er nur auf St. Pidgin wieder zu sich selbst zurückfinden und auf Terra nie glücklich werden könnte, bevor er nicht sein krankhaftes Heimweh abgebaut hätte.
    Er dachte so intensiv an seine Heimat, daß sich aus dem Nichts Muster bildeten, die sich zu den Korkwäldern formten und dem smaragdgrünen Himmel mit der ebenfalls grünen Sonne. Und in den mächtigen Kronen der Korkbäume tauchten seine Freunde auf.
    Die häßliche Distel, der träge Ver-weiler und Seidelbast, der Giftspuk-ker... und Rose und Wühler, und Trommler und Pfeifer und Plärrer und Sanftmut... Er sah sie alle - und sich selbst mitten unter ihnen. Er sah sich schlank und mit gesunder Gesichtsfarbe, nicht als solcher Fettsack, wie er jetzt war; er sah sich fröhlich und gutgelaunt.
    Er hatte so fest an diese Episode aus seinem Leben gedacht, daß er sie durch die Guckröhre sehen konnte. Der Blick durch die Röhre ließ ihn das Vergangene noch einmal erleben. Distel und Verweiler schienen zum Greifen nahe, sie waren so lebensecht, daß er glaubte, sie berühren zu können. Und auch die Umgebung erschien ihm so realistisch, daß er den Eindruck hatte, er befände sich auf St. Pidgin.
    Und er wußte, daß er durch die Guckröhre einen ähnlichen Wischer bekommen hatte, wie die kranken Männer in dem einen Nebengebäude, zu denen ihn Boyt geführt hatte. Aber er wurde nicht krank davon, der Wischer verursachte ihm keine Schmerzen und keine Übelkeit, er durchlebte keinen Alptraum, sondern konnte dieses Erlebnis in vollen Zügen genießen. Andererseits erkannte er aber auch, daß der Wischer unvollkommen war. Er befand sich nicht wirklich auf St.
    Pidgin, sondern er konnte durch die Guckröhre nur einen Blick auf seine Welt werfen.
    Und plötzlich zerplatzte das Bild.
    Niki erhielt einen furchtbaren Schlag gegen den Körper. Er wurde brutal in die Realität zurückgerissen. Vor ihm stand Boyt mit wutverzerrtem Gesicht und zornig funkelnden Augen. Er hatte ihm die Guckröhre entwunden.
    „Nicht schlagen", rief Niki und krümmte seinen Körper. „Ich wollte dir die Guckröhre nicht stehlen. Ich wollte nur einmal hindurchsehen ..."
    „Allein dafür könnte ich dich töten", sagte Boyt zornbebend. Aber er schien sich schnell wieder beruhigt zu haben, denn mit gemäßigter Stimme fuhr er fort: „Du hast durch das Auge geblickt - und was hast du gesehen?"
    „Meine Heimat", sagte Niki kleinlaut. „Es war, als sei ich dort. Aber das kann nicht stimmen, denn ich habe mich selbst gesehen, wie ich von meinen Freunden Abschied nahm."
    „Stimmt das?" fragte Boyt ungläubig. „Hast du durch das Auge wirklich deine Heimatwelt gesehen? Oder war das nur Einbildung?"
    „Mir ist, als hätt ich's nochmal erlebt", versicherte Niki. „Ich will hin, Boyt. Ich will nach St. Pidgin. Du hast's mir versprochen. Bring mich nach Hause."
    Boyt schien ihm nicht zuzuhören. Er wog die Guckröhre in den Händen, wie um ihr Gewicht zu prüfen.
    „Was ist, Boyt?" sagte Niki. „Hörst du mich überhaupt? Ich möchte heim."
    „Ich überlege mir gerade, was von deiner Geschichte zu halten ist, Niki."
    „Ich lüge nicht, Boyt, Ehrenwort."
    „Mal sehen ..."
    „Läßt du mich jetzt gehen? Darf ich nach St. Pidgin?"
    „Noch nicht!"
    Nikis Flehen und Bitten nützte nichts. Boyt blieb hart. Und er wurde noch grausamer zu ihm. Er nahm ihm sein Helk ab, so daß er auf einmal ganz hilflos war. Dann rief er Didi, dem er auftrug, Niki in den Keller des Wohnhauses zu bringen und dort einzusperren.
    Der Keller hatte dicke Wände und keine Fenster, und die Tür hatte ein Schloß, das er ohne Helk nicht öffnen konnte.
    Niki war so verzweifelt, daß er mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand rannte, und er schrie aus Leibeskräften, bis es ihm die-Stimme versagte. Er tobte sich in dem engen Verlies so lange aus, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach.
     
    7.
     
    Die THAMID war mit der Duade an Bord wieder in den Weltraum gestartet, aber Kommandant Fanzan-Pran war mit seinem Stellvertreter Goran-Vran in der Neunturmanlage von

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