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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Uskuge kam der Aufforderung nach. Sabeths Haut war nur noch an wenigen Stellen von den Blasen befallen. Zamorra fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt. »Schau genau hin, geh mit deinen Augen ganz nahe an die Stellen. Was siehst du?«
    Dalius verstand nicht, was der Franzose damit erreichen wollte, aber er tat ihm den Gefallen. Der Uskuge stieß einen verblüfften Ton aus, der bei ihm schon als emotionaler Ausbruch zu werten war. Er traute seinen eigenen Augen kaum. Wenn man die kleinen Blasen genau betrachtete, dann entpuppten sie sich als… Knoten.
    Laertes blickte zu dem Kokon hin. Die Oberfläche der Umhüllung Armakaths glänzte weiß, doch je nachdem aus welchem Winkel man sie betrachtete, mischte sich ab und zu ein Silberschimmer mit hinein. In recht regelmäßigen Abständen jedoch wurde die schlichte Einfarbigkeit von schwarzen Flecken unterbrochen, die wie Geschwüre wirkten. Es war, als hätte ein Maler ohne Sinn und Grund ein Fleckenmuster auf eine weiße Tapete geworfen.
    Wenn man sich diese Flecken jedoch aus der Nähe betrachtete, dann entpuppten sie sich als Knotenmuster. Knoten… die Knotenwelten, deren Symbol über der Wurzel tief unter Armakath schwebte. Auch dort fand man die Knotenmuster überall.
    Und nun - auf Sabeths Haut!
    »Die Wurzel? Das alles ging von Armakath aus? Aber warum?« Dalius Laertes sah die Tatsachen wohl, doch er konnte sie nicht begreifen. Sabeth war durch Zamorra aus der Stadt befreit worden. Sie war nun nicht mehr die Wächterin Armakaths. Es war nicht das erste Mal, dass eine Wächterin ausgetauscht werden musste. Was also war an Sabeth so anders?
    Die frühere Königin der Asanbosam-Vampire schlug die Augen auf. Ihr Blick war klar, und offensichtlich hatte sie das Gespräch zwischen den beiden Männern bei vollem Bewusstsein mitbekommen.
    »Weil sie mich nicht gehen lassen will, Dalius.« Sabeth stützte sich auf Zamorra, der ihr auf die Beine half. »Weil sie anders als alle anderen Wurzeln ist. Ich glaube, ich habe verstanden. Als die Wurzel in die Tiefe unter der Stadt eingesetzt wurde, da war sie jung, frisch. Sie kam direkt von dem Ort, den sie Traumwald nennt.«
    Laertes und Zamorra sahen einander an. Langsam begannen sie die Zusammenhänge zu begreifen. Traumwald… war das der Ort, von dem alle Wurzeln der weißen Städte stammten? Sabeth ließ ihnen keine Zeit, sich näher mit diesem Gedanken zu befassen.
    »Sie nahm ihren Platz in Armakath ein, vor Kraft strotzend. Dann wählte sie sich selbst ihre Wächterin - mich. Es kommt nicht oft vor, dass eine Wurzel das tut. All das habe ich erst viel später begriffen. Als der Kokon sich um die Stadt schloss, war sie von dem, was alle den Plan nennen, voll und ganz eingenommen. Ihre ganzen Energien gingen alleine in diese Richtung. Darum sah sie erst viel zu spät, wie ich litt. Mein Blutdurst… niemand hatte das einkalkuliert, die Wurzel erst recht nicht. Sie wollte mir helfen, doch der Plan fesselte ihre Aufmerksamkeit.« Sie wandte sich an den Professor.
    »Dann hast du mich aus der Stadt geholt. Ich bin noch einmal hierher zurückgekehrt, doch ich entschied mich, einen anderen, einen eigenen Weg zu gehen. Ich entfernte mich also von Armakath - von der Wurzel.«
    Laertes hörte schweigend zu. Es war Zamorra, der das Wort ergriff.
    »Doch die Wurzel wollte dich nicht verlieren. Sie konnte dich nicht zu sich holen, denn der Kokon ist selbst für sie ein unüberwindbares Hindernis, richtig?«
    Sabeth nickte zögernd. So musste es wohl sein. »Aber nicht für ihre Magie, die sich so sehr von der hier vorherrschenden unterscheidet.«
    Dalius mischte sich ein. »Dann hat die Wurzel den Dschungel entstehen lassen? Und den Kral?«
    Zamorra bestätigte es ihm. »Ja, denn so konnte sie Sabeth zumindest in ihrer relativen Nähe festhalten. Das ist verrückt. Das ist ja beinahe eine Liebesgeschichte. Hier, mitten in den Schwefelklüften.«
    Sabeth schüttelte den Kopf. »Weit mehr als das. Die Wurzel hat sich emotional so auf mich festgelegt, dass ich nicht glaube, dass eine neue Wächterin von ihr akzeptiert werden könnte.«
    »Aber warum die Metamorphose von Sabeths und deiner Haut?« Laertes versuchte die Puzzlestücke für sich zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.
    Der Parapsychologe war nicht ganz sicher. »Ich vermute, die Wurzel wollte Sabeth so endgültig zu einem Teil ihrer selbst machen - und du und ich sollten wohl als Statisten gehalten werden. Bei dir hat das wohl absolut nicht funktioniert.«
    Dalius

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