0890 - Stygias Plan
leicht zu führen. Sie will mich nicht.«
Es war exakt in dieser Sekunde, da weit entfernt ein grollendes Geräusch zu hören war. Lakir und Vinca blickten einander sorgenvoll an. So hatte alles auf Parom begonnen. Häuser waren eingestürzt, der Kokon war in Schwingungen geraten, die ihn schließlich zerstört hatten. Und hier? Wiederholte sich die Geschichte nun?
Nach wenigen Sekunden schüttelte der Krieger den Kopf. »Das klingt nach einem Kampf. Direkt bei der Kokonwandung. Lass uns sehen, was los ist, aber Vorsicht. Es können unsere Freunde sein, die nach uns suchen, doch das bezweifele ich. Niemand weiß wo wir uns aufhalten. Auch Artimus nicht. Vielleicht ist nun geschehen, was unser Freund immer prophezeit hat - die Hölle greift nach der Stadt.«
»Vielleicht ist das unsere Chance zur Flucht?« Lakir fühlte Hoffnung in sich aufflammen. Doch irgendwie konnte sie einfach nicht glauben, dass die Wesen der Schwefelklüfte es geschafft hatten, den Kokon zu brechen. Das war doch nahezu unmöglich.
Wie es gehen konnte, hatte sich auf Parom gezeigt. Doch die Schwarzmagischen konnten davon eigentlich nichts wissen. Von dem Durchgang ahnte Lakir nichts. Weder die Wurzel noch der Ductor hatten ihr etwas von Sabeths Schicksal berichtet, also auch nichts von der Notwendigkeit, die Vampirfrau mit Blut zu versorgen. Niemand sollte unnötigerweise von dieser Schwachstelle erfahren.
Vinca deutete in die Richtung, aus der er die Kampfgeräusche wahrgenommen hatte. »Komm, wir werden uns vorsichtig nähern. Aber bitte mach dir keine zu großen Hoffnungen.«
»Am liebsten wäre mir, wenn Praetoren und Ductor sich gegenseitig vernichten würden.« Vinca sah seine sonst so sanftmütige Frau verdutzt an.
»So kenne ich dich ja überhaupt nicht?«
Lakir legte ihre Hand in die seine. »Ich habe es satt. Dienen, kämpfen, fliehen. Immer die Angst, dass die nächste Katastrophe nicht mehr weit entfernt ist. Dann die Angst, die ich um dich ausgestanden habe, als du im Band der Speere unterwegs warst. Und nun erleben wir die Quintessenz dessen, an das wir einmal fest geglaubt haben. Wie dumm wir doch waren. Soll es das denn für uns gewesen sein? Ein halbes Leben den falschen Idealen nachlaufen… und nun gefangen in einer weißen Stadt, für die man einmal alles gegeben hätte?«
Vinca schluckte heftig. Eine gute Antwort wollte ihm dazu nicht einfallen.
Vorsichtig begannen die beiden Paromer ihren Weg.
***
Zamorras Lebensgeister erwachten nur äußerst zögerlich.
Das war allerdings auch kein Wunder, denn als er mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand auf seinen dröhnenden Hinterkopf legte, fand er eine Beule mit monströsen Ausmaßen vor. Den hätte er sehen wollen, der da nicht den Brummschädel seines Lebens erlebt hätte.
Als er nach rechts blickte, entdeckte er Sabeth. Die dunkelhäutige Vampirin schien zu schlafen - vielleicht war sie auch in einer Ohnmacht gefangen? Zamorra wusste es nicht… er wusste überhaupt nicht mehr viel von dem, was geschehen war. Die Erinnerung kam erst langsam wieder zu ihm. Als er sich schnell aufrichten wollte, kam die Strafe sofort. In seinem Kopf explodierten ganze Galaxien… zumindest glaubte er das einige Momente lang. Für Sekunden schloss er die Augen, und als er sie vorsichtig wieder öffnete, sah er in das stets ernste Gesicht von Dalius Laertes.
»Langsam, Zamorra. Auch du überstehst so etwas nicht ohne Nachwirkungen.« Dalius war gewohnt sachlich, was den Parapsychologen ab und an zur Weißglut treiben konnte. Jetzt allerdings war er nur froh, den Uskugen zu sehen, denn natürlich war der es gewesen, der Zamorra in höchster Not aus der kollabierenden Dschungelszenerie gerettet hatte.
»Warum konnte ich bei der zweiten Manifestation meinen Sprung ansetzen, bei der ersten aber nicht?« Auch das war so typisch für den Vampir - schnell kam er zur Sache, wollte Klärung.
Zamorra ließ sich von Laertes helfen, um überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. Dann blickte er zur bewusstlosen Sabeth.
»Warum? Als du mit Sabeth gesprungen bist, da waren Dschungel und Kral noch instabil, als du mich geholt hast, vergingen sie bereits wieder - allerdings mit dem winzigen Nebeneffekt, mich dabei umbringen zu wollen. Nur die erste Welt, in der wir Sabeth gefunden haben, war fertig, war komplett ausbalanciert. Sie hatte die Kraft uns auszubremsen, die andere nicht.«
Zamorra kniete sich neben Sabeth, die langsam begann sich zu bewegen. »Sie kommt zu sich. Komm her, Dalius.« Der
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