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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wesen hatte es verstanden, sich zurückzuhalten.
    Ich durchquerte und durchsuchte das Zimmer. Ließ nichts aus. Das Kreuz war für mich so etwas wie eine magische Wünschelrute, um mir eine unmittelbare Nähe anzuzeigen, aber es gab keine Erwärmung, kein Flimmern. Der Geist mußte den Raum verlassen haben.
    Also einen Rückzug.
    Es war besser, als in die Falle zu laufen, denn die Kraft des Kreuzes hätte ihn sicherlich zerstört.
    Zuletzt strich ich an dem Regal mit den Büchern entlang. Diese Stelle kam mir irgendwie geheimnisvoll vor, doch auch sie blieb leer.
    Der dumpfe Schlag gegen die Tür überraschte mich. Nicht von innen, sondern von außen. Es vergingen keine drei Sekunden, da hatte ich die Tür aufgerissen und war in den Gang gesprungen.
    Der Schlag war von einem Körper erfolgt. Man hatte Donata McBain gegen die Tür geschleudert, man hatte sie zurückgedrückt, und man war jetzt dabei, sie in die Knie zu zwingen.
    Und dieses »man« hatte auch einen Namen.
    Es waren zwei Skelettklauen, die sich um den Hals der Frau geklammert hatte. Wenn alles stimmte, war die eigene Tochter dabei, die Mutter zu ermorden…
    ***
    Wie ein Berserker war Richard Cordy auf den knöchernen Würgearm zugestürmt. Er hatte dabei immer geschrieen, um die eigene Panik und Angst zu unterdrücken. Mit einem letzten Schwung warf er sich auf das Bett, prallte auf seine Tochter, die unter ihm wippte, doch sein ganzes Sinnen und Trachten galt einzig und allein dem skelettierten Arm nebst Klaue. Er umfaßte ihn und hatte dabei den Eindruck, gegen hartes Wachs zu fassen oder gegen einen kalten Totenarm.
    Er wagte nicht, einen Blick auf das Gesicht seiner Tochter zu werfen, aus Angst, daß eine schreckliche Gewißheit sein Gewissen belasten könnte, er wollte nur die verfluchte Knochenklaue vom Hals seiner Tochter wegbekommen und tat alles dafür.
    Mit beiden Händen zerrte er daran. Er sah, wie die Haut riß, wie Blut aus den Wunden sprudelte, er dachte auch nicht darüber nach, daß er eben nur die Klaue und einen Teil des Arms sah, und er rief immer wieder ihren Namen mit krächzender Stimme.
    Die Klaue löste sich nach einer schier endlos dauernden Zeit. Sie rutschte weg, und die Knochenfinger waren durch das Blut glatt geworden. Es hingen auch noch einige Fetzen an ihnen, was Richard Cordy aus dem Augenwinkel wahrnahm. Er wollte den Arm sofort zur Seite wuchten.
    Noch immer dachte er nicht darüber nach, weshalb er nur sie und keinen Körper gesehen hatte. Er kümmerte sich um seine Tochter, schlug gegen ihr Gesicht, weinte und schluchzte dabei ihren Namen.
    Dann drehte er sich um. Er wollte vom Bett weg und den Gegner suchen. Er war verschwunden.
    Nichts zeigte sich im Zimmer. Auch nicht in der noch offenen Tür.
    Cordy schüttelte den Kopf. Er lachte, es klang ihm fremd. Er wischte über seine Augen. Fragte sich, ob er alles nur geträumt hatte. Ein Blick auf seine Tochter belehrte ihn eines Besseren.
    Kein Irrtum!
    Jemand war hier gewesen und hatte sie gewürgt. Etwas Unheimliches, ein knöchernes Monstrum, nur zu Hälfte sichtbar, war aus irgendeiner Welt gekommen, um zu morden.
    Seine Überlegungen hatten nur wenige Sekunden gedauert. Aber er mußte mit diesem Phänomen erst noch zurechtkommen, dann konnte er sich um Ann kümmern.
    Diesmal kniete sich der besorgte Vater neben das Bett. Vor ihm lag Ann, seine Tochter, aber sie wirkte wie eine Fremde. Ihr Gesicht war wahnsinnig blaß, als hätte jemand die Haut bewußt eingefärbt. Die Augen bewegten sich ebensowenig wie die bleichen Lippen. Der Mund stand etwas offen, die Augen weiter, sie sahen aus wie die einer Toten.
    Tot!
    Zum erstenmal schoß dieser Begriff durch den Kopf des Vaters. Seine Tochter war tot. Ermordet von dieser Knochenklaue. Sie lag vor ihm mit blutendem Hals, und die Wunden waren von spitzen Knochenfingern gerissen worden.
    War sie wirklich tot?
    Er hätte schreien können, aber er riß sich zusammen und beugte sich zu seiner Tochter hinab.
    Ihr Gesicht sah so anders aus. Beinahe schon durchscheinend. Er legte sein rechtes Ohr über ihre Lippen und horchte nach Anns Atem. Er fühlte nach dem Pulsschlag, nach der Halsschlagader, doch er war nicht ruhig genug. Eine zu starke Nervosität ließ ihn zu keinem Entschluß kommen.
    »Bitte«, flüsterte er. »Bitte, Ann, du darfst nicht sterben! Du darfst nicht tot sein! Nein, du bist doch noch zu jung, viel zu jung…«
    Sie gab ihm keine Antwort.
    Er hatte ihre Wangen gestreichelt. Der Kopf bewegte sich, er

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