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0891 - Knochenklaue

0891 - Knochenklaue

Titel: 0891 - Knochenklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Antwort. Ich wollte sie ihr diplomatisch geben und sie nicht schocken. »Unmöglich ist nichts, Donata. Da schließ ich auch Ihren Mann mit ein.«
    »So?«
    »In dieser Welt spielen sich oft Dinge ab, die man hinnehmen muß. Fängt man an, darüber nachzudenken, kann man unter Umständen durchdrehen.«
    »Großer Gott, das wäre ja schrecklich.«
    »Es muß aber nicht so sein«, schwächte ich ab und legte meine Hand auf die Klinke.
    Nein, ich öffnete nicht, denn in diesem Augenblick hörte ich aus dem Zimmer durch die geschlossene Tür das leise Poltern…
    ***
    Sofort schrillten in mir die Alarmglocken. Es war jemand im Zimmer, und es konnte durchaus jemand sein, daß der sich nicht als sichtbare Person zeigte. Es war also Vorsicht geboten.
    Auch Donata hatte das Poltern gehört und war einen Schritt zurückgegangen. Sie sah blaß aus. Beinahe konnte ich ihr die Gedanken sogar vom Gesicht ablesen. Da stand die Furcht vor dem Unheimlichen wie festgeschrieben, und sicherlich dachte sie an die beiden Attacken auf und außerhalb des Friedhofes.
    »Was war das, John?«
    »Wir werden es gleich wissen. Aber tun Sie mir den Gefallen, bleiben Sie zurück.«
    »Sie glauben gar nicht, wie gern ich Ihren Ratschlag befolge. Ich will nicht hinein.«
    Aber ich wollte es. Meine Hand lag noch immer auf der Klinke, und ich drückte sie sehr langsam nach unten, weil ich die Tür zuerst sacht und dann mit einem heftigen Ruck aufstoßen wollte. Ich hörte Donata flüstern, sie betete leise.
    Dann stieß ich die Tür auf.
    Der kleine Spalt zuvor hatte nicht viel gebracht. Als ich die Tür aufgewuchtet hatte und in das Zimmer hineinschaute, da war es menschenleer.
    Ich sah ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch, ein Regal mit Büchern und…
    Eine Lücke in der Bücherwand fiel mir auf. Die Bücher lagen am Boden, als wären sie herausgeschleudert worden, und ich dachte daran, daß wir ein Poltern gehört hatten.
    Es war niemand da. Nur als ich das Zimmer betrat, da wußte ich, daß ich nicht allein war…
    ***
    Ann Cordy taumelte zurück. Der Druck gegen ihren Mund und auch noch gegen die Kehle, so groß war die Klaue immerhin, trieb sie zurück auf ihr Bett.
    Sie stieß mit den Kniekehlen dagegen, bekam das Übergewicht, kippte nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen, wobei sie die Augen verdrehte und gegen die bleiche Knochenklaue schaute, die ihren Mund umschlossen hielt.
    Durch den Mund kriegte sie keine Luft mehr, aber es gelang ihr, durch die Nase zu atmen. Ann hörte sich schnaufen, sie spürte unter sich die weiche Decke, und der Druck der Hand verstärkte sich in den folgenden Sekunden noch, als sollte sie in das Bett hineingepreßt werden.
    Ihre Angst erreichte die Grenze zum Wahnsinn. Es stand für Ann fest, daß die Klaue sie freiwillig nicht loslassen würde, da mußte sie sich schon selbst helfen. Kraftvoll wuchteten ihre Arme hoch.
    Ihre Hände umklammerten dabei die Knochen des Arms, diese dünnen, kalten Speichen. Sie drückte dagegen, wollte sie zerbrechen, doch sie kamen ihr vor wie Eisen.
    Hart, zu hart waren sie.
    Ann kämpfte trotzdem. Aus ihrem geschlossenen Mund drangen dumpfe, kaum zu beschreibende Geräusche, die sich mit dem scharfen Atem vermischten, der aus ihrer Nase floß.
    Die Augen hielt sie weit geöffnet. Sie glichen blauen Kugeln, in denen jedoch das Feuer der Furcht loderte. Sie mußte damit rechnen, noch mehr von ihrem Angreifer zu sehen, doch sie entdeckte nur die Hand und einen Teil des Knochenarms, der ungefähr dort aufhörte, wo der Ellbogen begann.
    Damit kam Ann nicht zurecht. Obwohl sie andere Sorgen haben mußte, dachte sie darüber nach, wie so etwas möglich war, und sie warf sich auf ihrem Bett hin und her, die Hände um den Knochenarm, ohne jedoch die Klaue von ihrem Mund und von der Kehle reißen zu können. Die Klaue war wie eine Klammer. Und Ann hörte plötzlich eine Stimme aus dem Unsichtbaren. Diesmal war es kein Kichern. Scharf geflüsterte und gezischte Worte, die sie sehr genau verstand, die aber trotzdem irgendwie an ihr vorbeiwehten.
    »Du nimmst ihren Platz nicht ein, du nicht…«
    Ann begriff nichts.
    »Niemand wird ihren Platz einnehmen, niemand. Sie gehört mir, sie gehört allein mir, und wir gehören uns, verstanden?«
    Für Ann sackten die Worte weg. Sie konnte sie nicht mehr richtig verstehen, denn der Luftmangel machte sich zu stark bemerkbar. Vor ihren Augen nahm die Dämmerung zu, sie verdichtete sich, und die ersten roten Kreise drehten sich vor

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