0892 - Jagd durch die Zeit
Hinweisschild allerdings nicht gefolgt. Und so glaubte Nicole nicht, dass die Burg ihr Ziel sein würde. »Stopp«, sagte der Professor plötzlich. Sofort stieg Nicole in die Eisen. Der Cadillac bremste mit quietschenden Reifen.
»Ich hab sie verloren, wir sind zu weit gefahren. Setz etwas zurück. Ich glaube, sie ist die Abzweigung hochgefahren, der rechts von der Straße weg führt.«
Nicole nickte. Sie hatte den steil ansteigenden, in die Felsen hinein führenden Stich bemerkt. Er zeigte in Richtung der hoch über ihnen thronenden Burg. Da kein Auto hinter ihr war, setzte sie zurück und fuhr den kleinen Nebenweg hoch.
»Gut«, sagte der Professor. »Ich hab sie wieder.«
Der Weg endete nach einigen hundert Metern an einer weißroten Schranke. »Mist.« Zamorra stieg aus. Nicole fuhr zurück und stellte den Cadillac unten an der Straße ab. Gleich darauf war sie zurück.
»Was tut sie nun?«
»Sie hat die Schranke geöffnet und ist hoch gefahren«, kommentierte er die Amulett-Bilder, die Nicole nun wieder selbst sah. »Wir gehen hinterher.«
Der Weg, jetzt nur noch eine ungeteerte Fahrspur, schlängelte sich durch Baum bestandene Felsen. Zamorra und Nicole mussten fast laufen, um das Auto von Julia Benz im Fokus des Amuletts zu behalten.
Jetzt befanden sie sich bereits unterhalb der Burg. Durch die Bäume sahen sie die Mauern turmhoch in den Nachthimmel ragen, in dem einige Sterne funkelten. Julia Benz war plötzlich erneut abgebogen. Nach rechts führte eine schmale, kaum zu erkennende Fahrspur die zwischen dichten Büschen und Bäumen direkt auf eine Felswand zuführte und davor endete. Vor der Wand hatte sie den Wagen abgestellt und war ausgestiegen.
»Und jetzt?«, flüsterte Nicole gespannt.
Plötzlich öffnete sich wie von Geisterhand ein viereckiges Tor in den Felsen. Zwei Flügel schoben sich seitlich ins Gestein und gaben den Weg ins Innere des Berges frei. Was sich darin befand, vermochten die beiden Franzosen aber nicht zu erkennen, da sie nur Dunkelheit wahrnehmen konnten. Julia Benz war erneut eingestiegen und hatte den Mercedes durch das Tor gefahren, das sich hinter ihr wieder geschlossen hatte.
»Perfekt getarnt«, stellte Zamorra fest, der den Felsen in der Dunkelheit abtastete, aber keine Unebenheiten feststellen konnte. »Rein elektronisch, würde ich mal sagen. Merlins Stern kann keine Magie feststellen.«
»Da stehen wir nun und können nicht weiter«, sagte Nicole. Der Professor ließ währenddessen die Zeitschau weiter vorwärts laufen, um sicher zu gehen, dass Julia Benz nicht wieder herausgefahren war. War sie nicht.
»Sie muss sich also noch hier befinden«, sagte er. »Wir müssen schauen, dass wir in die Burg rein kommen.«
»Vielleicht nehmen wir erst mal den ganz normalen Weg, Chéri. Ich habe vorhin ein Schild gesehen, dass die Burg als Jugendherberge dient. Zudem brennen Lichter. Etwas anderes fällt mir im Moment nicht ein.«
»Mir auch nicht. Also, gehen wir's mal an.«
Sie gingen den Weg ein Stück zurück. Plötzlich stachen Lichtkegel durch die Bäume. Gleich darauf ertönte leises Motorengeräusch.
»Weiterer Besuch kommt«, zischte der Professor. »Am besten schlagen wir uns erst mal in die Büsche.«
Sie verbargen sich hinter einem Baum. Gleich darauf schaukelte ein schwarzer Golf mit Abblendlicht den Weg entlang. Zamorra glaubte, im Wageninnern zwei Personen wahrnehmen zu können. Das Auto fuhr auf die Felswand zu. Wie schon der Mercedes hielt es davor. Das Tor öffnete sich erneut, der Golf verschwand darin.
»Mist«, murmelte Zamorra schon wieder. »Zu spät geschaltet. Sonst hätte ich mit reinschlüpfen können.«
»Erst die Benz, jetzt der Golf, vielleicht kommt da noch mehr. Wir sollten eine Weile abwarten«, schlug Nicole vor. »Und dann eiskalt zuschlagen.« Sie grinste. »Aber vielleicht ist ja alles ganz harmlos und die Gemeinde Leibertingen bringt hier ihre Dauerparker unter.«
Tatsächlich dauerte es nur fünf Minuten, dann kam das nächste Auto den Berg hoch. Ein Jeep Cherokee.
»Du hast nicht nur ein hübsches, sondern auch ein äußerst gutes Näschen, Nici«, flüsterte Zamorra und küsste sie kurz. »Wünsch mir Glück. Ich liebe dich.«
Der Meister des Übersinnlichen konzentrierte sich darauf, seine körpereigene Aura nicht mehr über die Abmessungen seines Körpers hinauszulassen, sodass sie von anderen nicht mehr wahrgenommen werden konnte. Auf diese Weise machte er sich unsichtbar. Ein Trick, den er einst von einem tibetischen
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