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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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infrage.
    Obwohl seine Lungen das Gefühl vermittelten, als wollten sie zerreißen und notfalls so das Gefängnis sprengen, in dem sich Zamorra wiederfand, diese unnachgiebige, völlig lückenlose Schale, versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen. Formeln und Ideen huschten wie im Zeitraffer vor seinem inneren Auge vorbei. Verzweifelt kramte er nach einem Spruch, der ihn noch retten konnte.
    Magie war eng mit Worten verflochten - in jeder Kultur. Worte sind veredelte Gedanken , hieß es nicht umsonst bei den Trego-Indianern, die im US-Bundesstaat Montana lebten.
    Und als ihm das in den Sinn kam, war auch plötzlich die Erinnerung eines Zaubers in ihm, der einst gegen ihn selbst versucht worden war - den er hatte abwenden und sich danach selbst in seinen Fundus von Abwehrriten hatte einverleiben können.
    Es war weniger Paranormales als wahrhaftige Magie, die er jetzt mit mühsam und letzten Reserven hervorgebrachten Worten weckte… und ein Eigenleben entwickeln ließ. Worte, die das Amulett als Verstärker nutzten, die darin schlummernden Kräfte einbanden und den Zauber schließlich um ein Vielfaches mächtiger, als er es in seinen verbalen Ursprüngen war, gegen den massiven Kokon schleuderten, in den andere Magie Zamorra gebannt hatte.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen begleitete das Bersten der Schale.
    Aber in dem winzigen Moment, in dem erstes Licht wieder an Zamorras Augen drang, sah er auch schon, dass alle Mühe vergebens gewesen war…
    ... wenn er nicht noch einen körperlichen Kraftakt folgen ließ.
    Denn vor ihm stand der Schmied. Der Riese, der wieder seinen Hammer in der Faust hielt, als hätte er sie nie verlassen. Und der jetzt damit ausholte, als hatte er Zamorras Ausbruch vorhergesehen und wollte ihn nun in Grund und Boden stampfen.
    »STIRB!«, grollte er - von dienen war nicht mehr die Rede. Die Macht, die er verkörperte, oder der zumindest er diente, hatte sich offenbar entschieden, dass sie Zamorra keine Wahl mehr lassen wollte.
    Aber er hätte es ohnehin nie in Betracht gezogen, eine solche Form der Kapitulation zu wählen.
    Seine Antwort auf das »Stirb!« des Riesen war, sich zunächst zur Seite zu werfen, mit letzter Kraft, und in dieser Bewegung das Amulett vom Hals zu lösen.
    »Das wolltest du doch, oder?«
    Mit diesen Worten schleuderte er die Scheibe gegen den unheilvollen Schmied, um ihn in gleicher Manier zu besiegen, wie es ihm bei Carl Christie gelungen war - ihn zu enthaupten, zumindest aber tödlich zu verwunden.
    Das Amulett glomm auf. Die silbrige Aura entfaltete sich.
    Wie ein Meteorit, einen Schweif hinter sich herziehend, raste sie auf den Unhold zu. Er wich aus, wodurch sie nicht den Hals traf, wie anvisiert, sondern den massigen Schädel.
    Was dann folgte, entsetzte und verblüffte selbst Zamorra.
    Der Kopf des Riesen zerbarst in vergleichbarer Weise wie zuvor sein Hammer. Knochensplitter, Blut und Hirnmasse verteilten sich über die Umgebung. Irgendwo segelte erkennbar ein Auge durch die Luft und landete klatschend am Boden.
    Aber die eigentliche Überraschung war das, was aus dem blutigen Rumpf des Schmieds folgte, was daraus hervorsprang.
    Ratten.
    Ein gutes Dutzend Ratten - die sich augenblicklich zu Zamorra hin orientierten und ihn erreicht haben würden, noch bevor der Torso des Schmieds, der jetzt wankte und gleich fallen würde, den Boden erreichte.
    Aber Zamorra wartete die Ankunft der Nager, deren Schnauzen mit weißem Schaum umkränzt waren, in den sich Schlieren von Rot mischten, als seien sie tollwütig, nicht ab. Er reagierte noch schneller als sie. Seit dem Moment, da er wieder atmen konnte, erholte er sich rasend schnell von den Nachwirkungen des Sauerstoffmangels. Er war wieder Herr der Lage - fühlte sich so und wollte das Heft des Handelns auch nicht mehr aus der Hand geben.
    Das Amulett kehrte in seine Hand zurück. Er verschob die Glyphen. Und plötzlich schmetterte es ultrahohe Töne gegen die vierbeinige Schar.
    Schall, der tötete, weil er genau auf die Hirne der Nager abgestimmt und absolut unverträglich für sie war - während Zamorra selbst durch einen unsichtbaren Schild dagegen abgeschirmt und geschützt war.
    Mitten im Lauf erbrachen die Ratten Blut, platzten ihnen die knopfartigen Äuglein aus den Köpfen. Zuckend und wimmernd blieben sie liegen, einige überschlugen sich, weil das Tempo so hoch gewesen war - aber auch sie kamen zur Ruhe, ehe sie Zamorra erreichten.
    Auch der Riese lag jetzt völlig reglos und begann sich zu verändern.

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