Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
Oder bist du nur ein stumpfsinniges Werkzeug?«
    Natürlich provozierte er bewusst - in der Hoffnung, dass der Vasall der dunklen Mächte sich provozieren ließ.
    »Diene-oder-stirb!«, donnerte der »Schmied« Zamorra entgegen.
    »Wem?«, konterte der Professor, immer noch Deckung hinter der Plastik suchend. »Wem soll ich dienen? Dir doch nicht! Kein Diener braucht einen Diener - oder hätte ihn verdient!«
    Die Wortklaubereien zeigten Wirkung, brachten den Riesen sichtlich aus dem Konzept. Er erzitterte. Er ließ die Sätze durch seine Gehirnwindungen gehen - falls er welche hatte. Plötzlich schüttelte er sich. Und schleuderte den Hammer abermals. Ansatzlos. Nicht annähernd horizontal, sondern schräg nach oben zur Decke. Zu einer Stelle genau über Zamorra.
    Krachend schlug er ein. Löste Putz, Beton und was auch immer. Ein wahrer Hagel von Trümmern prasselte herab.
    Zamorra blieb nichts anderes übrig, als die Deckung aufzugeben. Er hetzte hervor, visierte eine andere Skulptur an. Etwas, von dem er annahm, es wären kleine Trümmerteilchen, traf ihn. Zu spät erkannte er seinen Irrtum. Es war kein Deckenmaterial, sondern Partikel, in die der Hammer sich abermals aufgespalten hatte. Und diesmal nicht, um sich umgehend wieder zur alten Form zusammenzufügen, sondern um… Zamorra zu attackieren. Ihn zu umschwärmen, zu umflirren… und sich schließlich auf ihm niederzuschlagen, auf ihm abzusetzen. Winzige Teilchen, die wieder Bindung zueinander aufnahmen. Die Zamorra im Laufen erstarren ließen, weil auch ihre neue Form sich gefunden hatte und eine Art unbeweglichen Kokon, eine harte Schale bildete, in die Zamorra binnen Sekunden von Kopf bis Fuß eingeschlossen war.
    Schwarz wurde es vor seinen Augen, als die letzten Lücken sich schlossen.
    Zwischen Mund und Schale waren höchstens Millimeter Luft - und die war mit einem einzigen Atemzug aufgebraucht.
    Danach begann das elende Sterben.
    ***
    Paul Hogarth' Blick wanderte sorgenvoll über die in der Sonne glänzende Gebäudefront des Tate Britain. Obwohl es heller Tag war, offenbarten die Fenster und Glastüren im Eingangsbereich eine rätselhafte, unbeschreibliche Schwärze, die sich hinter den Scheiben staute. Eine Finsternis, die mehr symbolisierte als nur den Ausfall der Innenbeleuchtung, der jetzt, gegen Nachmittag, gar nicht mehr ins Gewicht hätte fallen dürfen, zumindest nicht für einen Betrachter von außen.
    Was ging da drinnen nur vor? Die Funkverbindung zu Zamorra war sofort mit Betreten des Gebäudes abgerissen und hatte sich auch jetzt, mehr als drei Stunden danach, noch nicht wieder herstellen lassen. Es war, als wäre das Empfangsgerät am anderen Ende der drahtlosen Verknüpfung nicht nur abgeschaltet worden, sondern längst zerstört.
    Eine Befürchtung, die Hogarth mehr als nur simplen Angstschweiß auf die Stirn trieb. Er war kurz davor, in Panik auszubrechen. Das Gefühl völliger Hilflosigkeit und Überforderuíig wuchs von Minute zu Minute. Wann immer er seinen Vorgesetzten, die Druck von der Regierung erhielten, Bericht erstatten musste, konnte er seine Stimme kaum unter Kontrolle halten. Mittlerweile wünschte er, er hätte sich von Zamorra nicht einfach so abspeisen und in Warteposition schieben lassen. Da drinnen mochte sich eine unermessliche Gefahr etabliert haben, aber hier draußen war die pure Untätigkeit für Hogarth noch schwerer zu handhaben. Und die Panik, die ihn zu übermannen drohte, entsprang eher dem Gefühl, die Stadt untätig auf eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zuschlingern zu lassen - denn dass die Gefahr im Tate bleiben würde, glaubte er schon lange nicht mehr -, als der Angst ums eigene Leben. Er war Polizist geworden, weil er sich dieser Angst stellen wollte, indem er Verbrechen aufklärte oder sogar verhinderte.
    Aber hier stand er nun, vor einem Gebäude, das bis vor zwei Tagen noch der Inbegriff des Harmlosen gewesen war. Ein Haus der schönen Künste, wie man es so nett zu formulieren gewillt war.
    Welche Künste inzwischen darin praktiziert wurden, wollte er gar nicht wissen. Sicher war nur, dass sie schwarz waren. Schwärzer als die schwärzeste Nacht…
    ***
    Zamorra war nicht bereit.
    Nicht bereit zu sterben.
    Es wäre ihm vorgekommen, als ließe er Nicole und so viele andere, die seine Hilfe brauchten, im Stich, wenn er jetzt aufgab. Wenn er sich von so einer Lappalie wie mangelnder Atemluft davon abbringen ließ, dem Bösen im Tate weiter die Stirn zu bieten.
    Nein, aufgeben kam nicht

Weitere Kostenlose Bücher