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0895 - Im siebten Kreis der Hölle

0895 - Im siebten Kreis der Hölle

Titel: 0895 - Im siebten Kreis der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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der Finsternis, hatte danach die Wunden durch ihre Magie verschlossen. [1]
    Sollte sie ihn damals mit einem magischen Keim infiziert haben? Einem Keim, der jetzt erst wirkte, der jetzt erst Narben entstehen ließ, damit kein Verdacht auf Stygia fiel? Er schüttelte den Kopf. Das hätte er bemerkt. In Sachen Magie machte ihm niemand etwas vor.
    Aber diese Wunden waren im Moment das kleinere Übel. Am meisten schmerzte ihn jetzt die Verwundung, die er sich in Choquai nach dem Kampf gegen den Vampir Fu Long zugezogen hatte; als Fu Long ihm zwei Finger der rechten Hand abgeschlagen und die Amazone Ling ihm ihr Schwert in die Schulter geworfen hatte. [2]
    Und auf einmal wirkten die Selbstheilungskräfte des Herrschers der Hölle. Nach einigen Minuten waren die Schmerzen verschwunden und hatten einer tiefen Erschöpfung Platz gemacht. Lucifuge Rofocale wurde nachdenklich, denn auch dieser Zustand der Erschöpfung war alles andere als normal.
    Er stand langsam auf und sah sich um, und er hatte den Eindruck, als würde er den Thronsaal zum ersten Mal seinem Leben erblicken. Dann fasste er einen Entschluss.
    Durch seine Magie brachte er alle Diener dazu, dass sie vergaßen, was sich in der letzten Viertelstunde hier abgespielt hatte. Niemand sollte Zeugnis seiner Schwäche ablegen können. Denn als Statthalter des Höllenkaisers LUZIFER konnte er sich keine Sekunde der Schwäche erlauben.
    Einzig ein kleiner Irrwisch, der vier Teufelstränen aufgeklaubt hatte und sich mittlerweile an der Grenze zu anderen Bereichen der Hölle befand, verlor nur einen kleinen Teil seiner Erinnerung.
    ***
    Deutlich spürte man den Hauch von Macht, die von Lucifuge Rofocales Thronsaal ausging und der die gesamte Hölle beherrschte. Hier war das Zentrum der Macht.
    LUZIFER, der eigentliche Herrscher, bestehend aus der höllischen Dreieinigkeit Satan Merkratik, Beelzebub und Put Satanachia, kümmerte sich um nichts. Er verbarg sich hinter der Flammenwand und griff nicht in das Geschehen ein.
    Dafür agierte sein Ministerpräsident umso mehr.
    »Herr, ein Corr verlangt, Euch zu sprechen«, lispelte ein anderer Irrwisch als der, der mit den Bluttränen geflohen war. »Er heißt Zarkonn.«
    »Was will er?«, dröhnte die Stimme von Lucifuge Rofocale durch den Saal. Von seiner Schwäche und den Schmerzen, die ihn noch vor wenigen Minuten durchrast hatten, war nichts mehr zu bemerken. Er hieb mit der Faust auf die mit einem Totenkopf verzierte Armstütze seines Thrones.
    »Das verrät er nur Euch, hat er gesagt.« Die Art, wie das seltsame Wesen schwebte, zeigte deutlich sein Unbehagen.
    »Dann bist du mir zu nichts mehr nutze«, zischte der Erzdämon, zeichnete mit einer eleganten Handbewegung ein Zeichen in die Luft und stieß einen Zauberspruch hervor. Der Irrwisch fiepte verzweifelt auf, und bevor er reagieren konnte, verlosch sein irisierendes Leuchten. Er verstummte mitten im Schrei, zerfiel zu Staub und rieselte zu Boden.
    Sofort hetzte ein zweiter Hilfsgeist herbei, ohne dass ihn Lucifuge Rofocale rufen musste. »Ich höre und gehorche«, zwitscherte der Irrwisch, während er sich so schnell wie möglich zum Eingang begab. Er beeilte sich, den Grund für den Besuch des Corr zu erfahren, denn Hilfsgeister besaßen in der Hölle in der Regel ein kurzes Leben, wenn sie ihre Herren verärgerten.
    Kurz darauf erschien der Irrwisch mit dem Corr.
    Unter all den verschiedenen Mitgliedern der Schwarzen Familie besaßen die Corr eine Ausnahmestellung.
    Jeder aus der eingeschlechtlichen Corr-Sippe war insgesamt dreimal in seinem Leben fähig, einen Nachkommen zu erzeugen. Für gewöhnlich lagen ein paar Jahrhunderte zwischen den einzelnen Geburten. Die Corr brauchten keine riesige Sippe. Sie waren mit ihrer relativ geringen Kopfzahl zufrieden, denn sie waren auch so mächtig. Sowohl von den Fähigkeiten her, als auch in Sachen Politik. Für gewöhnlich ließen sie Satans Ministerpräsidenten und die Fürstin der Finsternis regieren, doch im Ernstfall würde zumindest Stygia sie bei größeren Entscheidungen nicht übergehen können. Sie würde sie zumindest befragen müssen, und wenn sie ihre Zustimmung zu bestimmten Dingen verweigerten, musste Lucifuge Rofocale die endgültige Entscheidung treffen, was einen Autoritätsverlust für die Fürstin der Finsternis nach sich gezogen hätte. Verständlich, dass Stygia auf die Corr nicht immer gut zu sprechen war. Doch Lucifuge Rofocale war das egal.
    »Herr, das ist Zarkonn«, fiepte der Hilfsgeist ängstlich.

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