0895 - Im siebten Kreis der Hölle

Titel: 0895 - Im siebten Kreis der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert

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Der Angesprochene hatte die Gestalt, in der man sich den Teufel am ehesten vorstellt - eine ledrige, braune Haut, einen muskulösen menschlichen Oberkörper, Hörner und gewaltige ledrige Schwingen. Er wirkte fast wie ein verkleinertes Spiegelbild des Ministerpräsidenten. Vieles deutete stark darauf hin, dass Lucifuge Rofocale ebenfalls jener Dämonensippe entstammte, die im Laufe der Äonen ein anderes Äußeres entwickelt hatte und ihre ehemalige Gestalt verachtete. Die meisten Corr besaßen mittlerweile keine Hörner mehr.
    »Ich verlangte aber nicht, dass du ihn mitbringen sollst«, knurrte der Erzdämon und brachte auch diesen Irrwisch mit einer Handbewegung um.
    Der Hilfsgeist erschauerte, und wurde im Handumdrehen zu einer kleinen blassblauen Nebelwolke. Nur diese kleine Rauchwolke verriet, dass hier vor wenigen Sekunden noch ein höllischer Hilfsgeist gelebt hatte.
    Zarkonn verzog den Mund zu einem Grinsen und entblößte dabei eine Reihe scharfer Zähne. Wenn er schlechte Laune hatte, gebärdete er sich genauso wie der oberste Erzdämon und dezimierte unerbittlich die unendlich scheinende Schar seiner Hilfsgeister.
    »Und was ist mit dir?«, fuhr Lucifuge Rofocale seinen Besucher an. »Wie lange soll ich warten, bis du mir den Grund deines Hierseins erzählst?«
    Zarkonn grinste weiter, diesmal jedoch auf eine andere Art. Hinterlistiger. Gefährlicher.
    »Man erzählt sich in den Schwefelklüften, dass der Herr der Hölle zur Zeit nicht mehr ganz auf der Höhe ist«, antwortete er. »Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen. Fühl dich frei, mir davon zu erzählen - meine Leute wissen nicht, dass ich bei dir bin.«
    »Du solltest nicht alles glauben, was erzählt wird«, krächzte der Ministerpräsident. »Außerdem: Wer ist ›man‹ ? Etwa Zarkahr, das Oberhaupt deiner Sippe?«
    »Tausendundein Erzdämonen sowie ihre Diener tuscheln über dich«, erwiderte Zarkonn ausweichend. »Ich… was ist das?«
    Er deutete auf Lucifuge Rofocales Oberarm, auf dem eine Narbe geplatzt war. Schwarzes Blut quoll hervor. Der Blutstrom stockte, als der Erzdämon seine Selbstheilungskräfte einsetzte.
    »Schon wieder!«, stieß Zarkonn hervor, und da bemerkte es auch Lucifuge Rofocale.
    Mehrere rote Tropfen mischten sich in das schwarze Blut.
    Das konnte nicht sein! Jedes Geschöpf der Hölle besaß ausschließlich schwarzes Blut!
    Das konnte nur eines bedeuten.
    »Du vermenschlichst!«, hauchte Zarkonn ungläubig, trat einen Schritt zurück und blickte sein Gegenüber aus großen Augen an. »Dämonen werden zu Menschen, und Menschen werden zu Dämonen. Es ist wie damals, als dein Vorgänger starb. Dabei ist erst in 2000 Jahren wieder Äonen-Wechsel!«
    Der Erzdämon wollte es nicht glauben! Sollte er wirklich das Schicksal des in dieser Welt heimischen Lucifuge Rofocale teilen, der beim letzten Äonenwechsel rotes Blut bekam und vom dunklen Lord getötet wurde? [3]
    Das zweitausendjährige Äon der Fische war zu Ende gegangen, das des Wassermanns hatte begonnen. Und es hieß, dass beim Äonenwechsel Dämonen zu Menschen wurden und umgekehrt. Es mochte sein, dass dieser Wandel sich schleichend vollzog, nicht von einer Stunde zur anderen, sondern über viele Jahre, gar Jahrzehnte hinweg.
    »Bleib stehen!«, herrschte der Ministerpräsident LUZIFERS Zarkonn an, doch der Corr trat weiter zurück. Der angeekelte Ausdruck auf seinem Gesicht verriet mehr, als seine Worte.
    »Ich verfluche dich, denn du bist kein Höllenwesen mehr!«, rief er. »Mögen dich die Tiefen des ORONTHOS dafür verschlingen! Unser KAISER LUZIFER, die erhabene Majestät der Ewigen Flamme, möge dich dafür bestrafen.«
    Er spie verächtlich aus, und unter seinem Speichel begann der Steinboden zischend zu brodeln und zu verdampfen.
    Deutlicher konnte er nicht zeigen, was er von LUZIFERs Statthalter hielt.
    Nämlich nichts!
    Lucifuge Rofocale zeichnete mehrere Handbewegungen in der Luft und murmelte die dazugehörigen Zaubersprüche. Zarkonn konnte nicht mehr rechtzeitig darauf reagieren und wurde durchscheinend; seine Umrisse begannen zu flimmern.
    Der Corr wusste, dass er im magischen Zweikampf unterlegen war. Es war Zeit für ihn, das Weite zu suchen, wenn er nicht ausgelöscht werden wollte. Er hatte ja auch genug gesehen. Er drehte sich um und hetzte mit langen Sprüngen davon.
    Doch er war nicht schnell genug. Aus den Krallenspitzen von Lucifuge Rofocale schossen blaue Blitze auf Zarkonn zu. Sie trafen ihn zuerst in den Rücken, umhüllten den Corr