0895 - Schattenkiller
Feuerschein über ihn und den Schnee hinweggezuckt wäre.
Ich hockte vor den Füßen der vergehenden Gestalt. Die Schönheit aus dem Gesicht war längst verschwunden. Was da zurückblieb, war die Fratze eines verkohlten Dämons.
Lucille war kein Mensch mehr.
In ihr hatte etwas gesteckt, das nicht in diese Welt gehörte und durch mich vernichtet worden war.
Hinter mir hörte ich Marco weinen.
***
Ich mußte in trösten und ihm immer wieder klarmachen, daß er seine Schwester nicht getötet hatte.
Er hatte auf sie geschossen, aber sie war stark genug gewesen, um selbst der Kraft der geweihten Silberkugeln zu trotzen.
Letzten Endes traf mich die Schuld, doch ich fühlte mich ebenfalls nicht so.
Es fing wieder an zu schneien.
Der Schnee deckte den innerlich verkohlten Körper allmählich zu. Diesmal paßte der Begriff Leichentuch genau.
Marco schaute noch einmal auf das, was seine Schwester gewesen war. Hilflos hob er die Schultern und streckte in einer ebensolchen Geste- die Arme aus. »Was soll ich denn jetzt tun?« fragte er völlig verzweifelt.
Ich war auf diese Frage eingerichtet und hatte mir bereits eine Antwort zurechtgelegt. »Du wirst diesen Teil des Landes am besten verlassen, Marco.«
»Ich?« Er schluchzte auf.
»Warum? Wohin?«
»In den Süden.«
»Und dann?«
»Dort wartet der Abbé. Ich bin sicher, daß er dich in den Kreis der Templer aufnehmen wird, wo du die erlebten Schrecken verarbeiten kannst. Glaub mir, es ist das Beste für dich.«
Der junge Mann hob nur die Schultern. Ich drehte ihn um und sorgte dafür, daß er sich schon in den Wagen setzte. Den Schlüssel hatte ich ihm zuvor abgenommen.
Dann wischte ich die Scheiben blank und dachte daran, wie ungerecht das Schicksal manchmal sein konnte. Viel zu oft erwischte es die falschen Personen.
Das war schon immer so gewesen und würde auch so bleiben.
Leider…
ENDE
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