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0895 - Schattenkiller

0895 - Schattenkiller

Titel: 0895 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vielleicht als lächerlich angesehen, sie tat es nicht. Auf keinen Fall nicht in ihrer Lage.
    Umsonst! schoß es Lucille durch den Kopf. Es ist alles umsonst gewesen.
    Sie bückte sich. Furcht steckte in ihr. Das Herz schlug viel lauter als normal. Die Luft war kälter geworden, fast eisig. Es lag nicht am Wind, der Grund mußte der Schatten sein. Lucille fiel ein, daß so oft von der Kälte des Todes gesprochen wurde. Der Schatten war kalt. War das die Kälte des Todes?
    Ein Schauer rann über ihren Rücken. Er fraß sich fest. Sie spürte ihre Angst, zugleich auch die Neugierde, und sie wartete darauf, wie der Schatten reagieren würde.
    Kam er auf sie zu?
    Ja, aber sie hörte ihn nicht. Seine Bewegungen waren lautlos, ein Fließen über den Boden. Nichts zu hören, und die Kälte verdichtete sich zu einem Eisblock.
    Lucille streckte die Arme aus.
    Eis kroch über ihre Fingerspitzen und weiter die Arme hoch. Wie verflüssigtes Gas rann es weiter, erreichte die Brust, auch die Schultern und dann das Gesicht.
    Die Frau hielt den Mund offen. Sie hatte ihn wieder schließen wollen, es war ihr nicht mehr möglich, denn der eisige Gruß tauchte tief in sie ein und ergriff Besitz von ihr.
    Und Lucille fühlte nichts mehr. Bewußtlos sank sie zusammen. Sie war allein, ohne Schatten.
    Aber er war trotzdem da, und er hatte sein Ziel endlich erreicht!
    ***
    Ich hatte die große Tasse Café au lait vor mir stehen, schaute gegen den Dampf, hob die Schale dann mit beiden Händen an, führte sie zum Mund und trank einen kleinen Schluck.
    Begeistert war ich nicht. Ich träumte automatisch vom Kaffee meiner Sekretärin Glenda Perkins, die es schaffte, ihn wirklich perfekt zu kochen.
    Irgendwie kam mir das Zeug in der Tasse zu cremig oder auch milchig vor, egal, ich hatte ihn bestellt, nahm den nächsten Schluck und schaute dann aus dem Fenster des Lokals, dessen Lage man mit dem Wort außergewöhnlich umschreiben konnte.
    Mein Blick fiel auf das Meer. Auf eine rauhe, wilde und winterliche See, die nie aufhörte, gegen die Küste anzurollen.
    Hier oben im Norden war Frankreich anders als im Süden. Hier war es rauh, hier lebte ein besonderer Menschenschlag. Das waren die Apfelfarmer, die den weltberühmten Calvados herstellten.
    Ein rauhes Land. Ich verglich es mit Cornwall im Südwesten unseres Landes, denn dort war die See ebenfalls rauh und wild, da wuchtete sie gegen die Felsen, ohne sie jedoch vertreiben zu können.
    In meiner Umgebung war es ziemlich leer. Nur an wenigen Tischen saßen Gäste. Im Sommer würde das sicherlich anders sein, zu dieser Zeit aber hatte die einzige Bedienung sogar noch Muße, sich einmal richtig auszugähnen. Sie war eine Frau mit blond gefärbten Haaren, ziemlich drall, und als sie meinen Blick sah, da mußte sie grinsen und hielt schnell eine Hand vor den Mund.
    Neben mir lag auf einem Teller ein Croissant. Frisch aus dem Ofen, es schmeckte gut, machte zwar nicht satt, aber das wollte ich auch nicht werden.
    Ich hoffte, daß Marco Anderre bald zurückkehrte! Er war nur fortgegangen, um mit seiner Schwester zu telefonieren. Ob er sie diesmal erreichte? Viel Hoffnung hatte er nicht, und ich ebenfalls nicht. Wegen des Verschwindens seiner Schwester war ich überhaupt mit Marco zusammengetroffen. Damit hatte ich gleichzeitig einem alten Freund, Abbé Bloch, einen Gefallen getan, denn er und Marco befürchteten Schlimmes.
    Marco Anderre gehörte zum weiteren Kreis der Templer. Er lebte nicht in der Enklave des Abbés, sondern gehörte zu den Menschen, die sich im Lande umschauten. Er war so etwas wie ein Scout, immer auf der Suche nach Verbindungen, die Vergangenheit und Gegenwart verknüpften.
    Lucille Anderre hatte sich entschlossen, in ein Kloster zu gehen. Ihr älterer Bruder hatte sie davon nicht abhalten können, denn nach dem Tod der Eltern, vor zwei Jahren, hatten die beiden allein dagestanden.
    Zu dieser Zeit war Marco bereits bei den Templern verbandelt gewesen, obwohl er offiziell noch einem Beruf nachging, denn die Anderres gehörten zu den Menschen, die riesige Apfelplantagen bewirtschafteten. Das alte Schloß, in dem sie wohnten, war Familienbesitz, doch die Kinder hatten sich in den grauen Mauern nie richtig wohlgefühlt. Sie waren beide froh gewesen, endlich auf eigenen Beinen zu stehen.
    Nach dem Tod der Eltern stand das Schloß leer. Hin und wieder wurde es von Marco und Lucille besucht, von der jungen Frau allerdings weniger, denn die Regeln im Kloster waren ziemlich streng.
    Und eben

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