0896 - Die Meuterer
psionischen Kontakt mit ihren Stellvertreterkämpferinnen zu konzentrieren.
Unterdessen hatte sich das Auge des Urten über die Staubschleier erhoben und leuchtete klarer. Die Ränder der Staubschleier kamen näher an Shak-gor-Thalif heran und lösten sich plötzlich in Einzelgebilde auf.
Ansken-Jungköniginnen, denen für wenige Tage Flügel gewachsen waren.
Bruilldana gab das psionische Signal an ihre Stellvertreter-Kämpferinnen, aufzusteigen und sich leiten zu lassen. Von allen Dächern der herrlichen Stadt erhoben sich chitingepanzerte Leiber mit rasend wirbelnden, beinahe durchsichtigen Hautflügeln, stiegen senkrecht empor und verteilten sich danach, um sich den Herausforderinnen zu stellen.
Beileibe nicht alle anfliegenden Jungköniginnen waren gekommen, um zu kämpfen. Das stand immer nur drei von jeweils siebenhundert zu. Alle anderen nahmen als Zuschauerinnen am Kampf emotioneil teil. Das war notwendig, denn das emotioneile Engagement diente zur Stimulierung ihrer Fortpflanzungsorgane zu einem ganz bestimmten Zweck.
Die Siegerin des Königsturniers von Datmyr-Urgan hatte in ihrem organischen Eitornister viele Milliarden winziger Eier angesammelt, aber während alle anderen Jungköniginnen infolge ihrer emotionellen Beteiligung am Kampf ihre eigenen Eier ausstießen, so dass sie verdorrten, übertrug die Siegerin ihre Eier in die Speicherzellen der Eitornister der Jungköniginnen. Erst dort wurden sie dann von den Drohnen befruchtet.
Dadurch war gewährleistet, dass die Siegerin und damit Königin von Datmyr-Urgan ihre eigene Nachkommenschaft über alle Anskenstädte des gesamten Planeten verbreitete - und die enge Verwandtschaft der Planetenvölker mit der jeweiligen Königin war ein wichtiger Faktor bei der Wirkungsintensität der psionischen „Duftnote", mit der die Königin ihre Völker emotionell gleichschaltete und zu einem großen Gemeinschaftsorganismus formte, der zivilisatorische Leistungen vollbrachte, die ohne psionische Verbindung unmöglich gewesen wären.
Hoch oben am Himmel entbrannten die ersten Kämpfe zwischen Herausforderinnen und Stellvertreter-Kämpferinnen. Die Gegnerinnen kurvten wild umeinander. Jede versuchte, mit ihren messerscharfen Kieferzangen die Hautflügel ihrer Gegnerin durchzubeißen. Wenn es gelang, trudelte die Verliererin hilflos zu Boden. Über den Kämpf enden aber formierte sich die gewaltige glockenförmige Formation der Zuschauerinnen.
Plötzlich erstarrte Bruilldana.
Etwas Fremdes schien sich zwischen sie und ihre Ansken zu schieben - so, wie sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und dadurch die Sicht trübt.
Der psionische Kontakt zu den Stellvertreter-Kämpferinnen lokkerte sich.
Die Königin erschrak heftig. Dazu kam die Verwirrung darüber, dass sie nicht wußte - ja nicht einmal ahnte ,was dieses Fremde war, das eine Art schwacher psionischer Störung erzeugte. Auf keinen Fall kam es von den Nachkommen der Verlorenen Kinder.
Oben am Himmel wurden zahlreiche Stellvertreter-Kämpferinnen irritiert. Die psionischen Leitimpulse fehlten oder waren nicht deutlich genug. Innerhalb kurzer Zeit trudelten viele Stellvertreter-Kämpferinnen hilflos zu Boden. Andere lösten sich von ihren Gegnerinnen und versuchten kurvend und steigend den Luftraum über dem Turm der Königin zu gewinnen. Es war ganz klar, dass sie sich von dort aus auf die Königin stürzen und sie töten würden, wenn es Bruilldana nicht gelang, ihre Gewalt über sie zurückzugewinnen.
Zum Glück für Bruilldana verschwand die Störung wieder, ohne dass sie sich schädlich auf die Königin ausgewirkt hätte. Es schien, als wäre es weiter nichts gewesen als das zufällige Auftreten einer natürlichen, zeitlich begrenzten Störung.
Bruilldana konnte ihre Stellvertreter-Kämpferinnen wieder unter Kontrolle bringen und sie sogar zum Sieg führen, wenn auch zu einem äußerst knappen Sieg.
Während sich von den Zuschauerinnen „Staubwolken" aus winzigen Eiern lösten und vom Winde fortgeweht wurden, während sich auf den anderen Turmdächern die Drohnen zum Schwärmen vorbereiteten und die Zuschauerinnen in einer langen Kette herabregneten und Kurs auf die Königin nahmen, wurde es Bruilldana klar, dass dieses Königsturnier eine Zäsur für ihre Regentschaft gebracht hatte.
Sie hatte sich den Ansken wankend gezeigt. Niemand konnte ahnen, dass sie daran nicht die geringste Schuld traf, sondern dass es äußere Einflüsse gewesen waren, die sie verwirrt hatten.
Ihr Image war beschmutzt
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