Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0896 - Die Meuterer

Titel: 0896 - Die Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
entscheiden und sie bald anwenden, denn die Raumschiffe der Wynger strebten alle auf einen Koordinatenpunkt zu, den die BUTTERFLY in zehn Minuten erreichen würde. „Was hältst du von Musiktherapie, Max?" fragte ich. „Du meinst von der Theorie, die Dalaimoc Rorvic begründete?" fragte Max, die Bordpositronik, zurück, „Zweifellos erzeugt jede Musik unter anderem und manchmal vor allem psychologische Wirkungen, aber welche Vorstellungen, Empfindungen und Bewußtseinsakte die Musik auslöst, das ist von Zeit zu Zeit und von Volk zu Volk verschieden. Die Wynger scheinen einer stolzen Rasse anzugehören, so dass es empfehlenswert wäre, etwas zu senden, das aus Motivblitzen ein mächtig gezacktes Hauptthema entwickelt."
    „Was würdest du empfehlen?" fragte ich und sah beklommen, wie die Wynger plötzlich auch vor der BUTTERFLY auftauchten. Die MONTRON war ihnen offenbar „durch die Lappen gegangen" und hatte sich auch meiner Ortung entzogen. Aber für mich war das nicht schlimm, denn ich hatte eine feste Vorstellung davon, wohin sich die Meuterer wenden würden. Für mich würde es nur dann schlimm werden, wenn die Wynger mich an der Fortsetzung meines Fluges hinderten, was sie womöglich mit der Ein-für-allemal-Methode taten. „Wir haben im Speicher beispielsweise Beethovens neunte Sinfonie d-Moll, Opus hundertfünfundzwanzig, mit Schlußchor über Schillers Ode ,An die Freude' „, antwortete Max. „Allegro ma non troppo, un poco maestoso, dann Molto vivace, Adagio molto cantabile und so weiter. Das Schlußallegro steigert sich zum ekstatischen Prestissimo. Mich beeindrucken die entsprechenden Aufzeichnungen sehr, Tatcher."
    Ich vermochte mit den fremdsprachigen Begriffen nichts anzufangen, konnte aber auch nicht danach fragen, weil es nur noch wenige Minuten dauerte, bis die Wynger auf Gefechtsdistanz heran waren.
    Also sagte ich: „Sende meinetwegen - Moll und den ganzen Wortsalat! Hauptsache, es wirkt. Und jage alles mit höchster Sendeleistung durch alle Hyperfunkkanäle. Ich will es auch hören, aber nur in doppelter Zimmerlautstärke."
    „Sendung läuft!" erklärte Max. Musik brandete heran und umspülte mich.
    Im gleichen Augenblick glaubte ich, im Leitschiff eines Verbandes aus Millionen von Raumschiffen in eine unbekannte Galaxis einzufliegen. Zuerst sah ich nur die ferne kalte Pracht, dann maßen die Ortungsgeräte Einzelheiten an: Riesensterne, Prae- und Postsupernovae, Schwarze Löcher, Weiße Zwerge, Dunkelwolken und hell leuchtende Nebelgebilde.
    Unheimliche Gewalten griffen nach unseren Raumschiffen, ließen hier einige explodieren und dort einige spurlos verschwinden. Energiestürme bewiesen uns, wie zerbrechlich die für unzerstörbar gehaltenen Konstruktionen waren.
    Gegen die Energiestürme bauten wir Schutzschirme auf, die manchmal halfen, manchmal aber auch nicht. Die anderen Gewalten waren nicht abzuwehren, solange wir nicht wußten, wer sie gegen uns schleuderte. Wir rückten dichter zusammen, als könnte uns das schützen. Tatsächlich bot uns die größere Nähe Schutz davor, den Verstand zu verlieren. Das Gefühl der Gemeinschaft erhöhte die Widerstandskraft gegen das Grauen.
    Kommandos aus Freiwilligen stießen in einzelnen Raumschiffen in alle Sektoren der fremden Galaxis vor. Sie wollten nach den Urhebern des Grauens suchen. Ein paar von ihnen kehrten zurück - und zwei brachten uns die benötigten Informationen.
    Wir erkannten, dass es einen unversöhnlichen Feind gab, der nicht eher ruhen würde, als bis wir die Galaxis, die er als sein Eigentum betrachtete, mit den Wracks unserer Schiffe düngten. Diese Erkenntnis ließ uns den Versuch unternehmen, uns aus der Galaxis des Grauens zurückzuziehen.
    Doch das ging nicht mehr. Der Feind hatte „seine" Galaxis so fest abgeriegelt, dass nichts und niemand lebend herauskam.
    Also mußten wir kämpfen - und wir kämpften nicht schlecht, denn unsere Wissenschaftler hatten nicht geschlafen, sondern ununterbrochen an Weiterentwicklungen aller Art gearbeitet. So gestaltete sich der Kampf zum Ringen zweier Titanen -und er endete, wie ein solcher Kampf enden mußte: mit der Auszehrung beider Gegner.
    Den Überlebenden blieb gar nichts weiter übrig, als den Kampf einzustellen. Sie mußten die Löcher in ihren Schiffen flicken, die Maschinen reparieren, die Verwundeten versorgen und darauf hoffen, dass ein Wunder geschah und sie einen Planeten fanden, den sie in ihrem aberwitzigen Kampf nicht verwüstet hatten -denn der ausgeklügelte

Weitere Kostenlose Bücher