0898 - Der Saboteur
Verkleidung zu-zulegen? Auch das - denn vor wenigen Wochen hatte eine Theatergruppe ein solches Kostüm benutzt, und es konnte nicht schwierig sein, an diese Requisi-ten heranzukommen.
Aiklanna setzte sich unwillkürlich auf, als sie die Konsequenz bedachte.
Sicher hatte Sternfeuer nicht eine so große Zerstörung anrichten wollen. Vielleicht war sie sogar nur durch ei-nen unglücklichen Zufall zum Zeit-punkt der Explosion in diesen Gängen gewesen, aber das zu entscheiden war nicht Aiklannas Angelegenheit. Sie mußte die Sache melden. Sternfeuer tat ihr leid, denn auf jeden Fall bekam das Mädchen Ärger. Dennoch hielt sie es für ihre Pflicht, über ihre Erkennt-nisse zu berichten.
Sie stand auf und ging zur Tür. Draußen war es seltsam still. Sie öff-nete mehrere Türen, fand aber nieman-den. Aiklanna bekam Angst. Sie lauschte. Von weit her hörte sie Stim-mengemurmel. Hastig lief sie in diese Richtung und stand endlich atemlos vor zwei jungen Frauen, die sich zu ei-nem Becher Kaffee in einen Neben-raum verzogen hatten. „Was ist denn mit dir los?" fragte die eine erschrocken. „Du sollst doch schlafen? Komm, leg dich wieder hin! Nun stell dich nicht so an ..."
Aiklanna wehrte sich dagegen, ein-fach abgeschoben zu werden. Sie tat das so energisch, daß die junge Frau endlich nachgab und ihr zuhörte. Ai-klanna war inzwischen so aufgeregt, daß ihr Bericht ausgesprochen wirr ausfiel. Sie merkte es selbst und be-mühte sich, konzentrierter zu spre-chen, aber je mehr Mühe sie sich gab, desto schlimmer gerieten ihr die Worte durcheinander. Es war immer so, sie kannte das, und darum gab sie es schließlich doch auf.
Erwartungsvoll starrte sie die beiden Frauen an. „Das ist eine schlimme Geschichte", sagte die eine ernst. Aiklanna sah nicht die beschwichtigende Geste, die der Kollegin ihrer Zuhörerin galt. „Wir werden uns darum kümmern, daß je-mand sich dieses Kindes annimmt. Hoffentlich erweist es sich, daß das Mädchen wirklich nur durch einen Zufall mit der Explosion in Verbindung gebracht wurde, denn sonst könnte es die Eltern der Kleinen teuer zu stehen kommen."
Aiklanna erschrak. Damit hatte sie nicht gerechnet. Noch etwas fiel ihr ein: Wenn die Zwillinge erfuhren, wer sie so schmählich verraten hatte, wür-den sie Aiklanna nicht eben freundlich behandeln. „Ich könnte selbst mit Sternfeuer re-den", schlug sie hastig vor. „Sie hört auf mich, und ich ..."
„Du legst dich hin!" wurde sie von der jungen Frau unterbrochen. „Und zwar auf der Stelle. Sonst macht man uns später für alle Folgen verantwort-lich. Komm!"
Sie brachte Aiklanna in das Zimmer zurück und verabreichte ihr ein Beru-higungsmittel. Aiklanna versuchte, die Frau zu täuschen, in dem sie sich schja-fend stellte, aber dann wirkte das Mit-tel doch, und sie sank in wirre Träume.
Niemand suchte nach Sternfeuer. Aiklannas Versuche, sich zur Aufsichtsperson der Zwillinge zu berufen, waren zu vielen Leuten bekannt. Ab-gesehen davon tauchte tatsächlich ein zweiter Roboter am Explosionsort auf. Er war keineswegs nur eine Maske für eine Theateraufführung. Es ließ sich nicht klären, was die Maschine an die-sem Ort gesucht hatte, aber es war nicht zu übersehen, daß in ihrem In-nern ein erhebliches Durcheinander herrschte.
Man brachte den Zustand des Robo-ters und die Explosion mit den rätsel-haften Sabotageakten in Verbindung. Und die waren alles andere als das Werk spielender Kinder. Allmählich widmete sich der große Unbekannte lohnenderen Objekten als Beleuch-tungskörpern, Lautsprechern und den Öffnungen von Klimaschächten. Es wurde kritisch.
Eine Stunde später zerbarst eine Leitung in einer Anlage zur Erzeugung synthetischen Eiweißes. Der Schaden war außerordentlich hoch. Es gab ei-nen Toten und mehrere Schwerver-letzte.
Ohne große Hoffnung klapperte Fe-derspiel mindestens zum zehntenmal die üblichen Verstecke auf der Suche nach seiner Schwester ab. Er hatte den Alarm gehört, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Zu spät war ihm eingefallen, daß Sternfeuer ziemlich neugierig war und mit einiger Sicher-heit am Ort des Geschehens auftau-chen würde. Als er hinkam, war bereits alles vorbei. Roboter beseitigten die Spuren der Explosion, und nur ein äl-terer Solgeborener beaufsichtigte den Fortgang der Reparaturen.
Als er vor der Kabine des alten Tor-boros stand - der Terraner war tatsächlich zur BASIS umgezogen -, schrillte wieder der Alarm durch das Schiff. Federspiel zögerte. Sollte er versuchen,
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