0898 - Der Saboteur
Fe-derspiels Sorgen zu befassen.
Feder-spiel war daher entschlossen, die Sa-che selbst zu bereinigen.
Seine Schwester hatte es sich ange-wöhnt, zeitweise spurlos zu ver-schwinden. Federspiel lauerte ihr förmlich auf und verfolgte sie kreuz und quer durch die verschiedenen Gänge, aber immer wieder gelang es dem Mädchen, seinen Bruder abzu-hängen. Federspiel suchte alle ihm be-kannten Verstecke ab, in denen die Kinder sich zu treffen pflegten, wenn es Dinge zu erledigen galt, von denen die Erwachsenen nichts erfahren sollten. Sternfeuer war an keinem dieser Orte zu finden.
Mißmutig kehrte der Junge in die Kabinenflucht zurück, in der er und Sternfeuer gemeinsam mit mehreren anderen Kindern für die Zeit unterge-bracht waren, die für den Umbau der SOL gebraucht wurde. Im Aufent-haltsraum herrschte ein wildes Durch-einander. Einer der Lehrer hatte sich beim großen Festmahl den Magen ver-dorben und lag in einer Krankensta-tion. Ein anderer mußte für kurze Zeit einen Kollegen in einem anderen Teil des Raumschiffs vertreten. Zwei wei-tere Betreuer waren aus nicht bekann-ten Gründen abwesend, und nur ein fünfzehnjähriges Mädchen bemühte sich ziemlich erfolglos, die Kinder für irgendeine Art sinnvoller Beschäfti-gung zu gewinnen.
Federspiel erkannte die Situation sofort und wich hastig von der offenen Tür zurück. Er hatte keine Lust, in die-ses Gewühl zu geraten. Ein paar seiner besten Freunde steckten in dem lär-menden Haufen, und wenn sie ihn erst einmal erblickt hatten, würde es schwer werden, sich erneut auf die Su-che nach Sternfeuer zu machen, ohne dabei die ganze Horde hinter sich her-zulocken. „Wo willst du hin?" fragte eine Stimme, als der Junge bereits dachte, er hätte es geschafft. „Ich weiß nicht", murmelte Feder-spiel und versuchte, sich schleunigst zu verdrücken. „Ich habe dich vorhin gesucht", fuhr die Stimme hartnäckig fort.
Federspiel drehte sich demonstrativ langsam um. Er sah Aiklanna von un-ten herauf an. Aiklanna war um drei Ecken mit den Zwillingen verwandt und fühlte sich mitunter für sie verant-wortlich.
Besonders schlimm wurde es, wenn Federspiels Eltern wegen drin-gender Einsätze für einige Tage außer Reichweite waren. Aiklanna glaubte, wegen der paar Jahre, die sie älter war, das Recht zu haben, die Zwillinge herumkommandieren zu dürfen. Feder-spiel schalt sich selbst einen Narren, daß er überhaupt hierhergekommen war. Er hätte sich denken können, daß Aiklanna schon auf ihn und seine Schwester wartete. „Ich hatte zu tun", sagte er und hoffte, Aiklanna würde sich damit zu-friedengeben. Aber sie dachte gar nicht daran. Als Federspiel an ihr vorbei nach draußen ging, folgte sie ihm be-harrlich. „Wohin gehst du jetzt?" fragte sie. „Warum läßt du mich nicht endlich in Ruhe?" rief Federspiel wütend. „Hast du nichts anderes zu tun, als ständig hinter Sternfeuer und mir her-zulaufen? Du gehst mir auf die Ner-ven!"
Aiklanna starrte den Jnngen an, und Federspiel wich ihren Blicken aus.
Eigentlich tat sie ihm leid. Sie hatte es nicht leicht, denn sie war weder hübsch noch intelligent, nahm alles viel zu ernst und ging ihren Gef ährten auf die Nerven, weil sie keinen Spaß vertrug. Auf diese Weise hatte Ai-klanna es geschafft, sämtliche Freunde und Freundinnen zu vergraulen. Kein Wunder, daß sie nun versuchte, wenig-stens bei den Zwillingen etwas Aner-kennung zu ernten.
Manchmal war es nicht übel, daß jemand da war, der ih-nen half, aber meistens stand Aiklanna ihnen doch nur im Wege herum.
Jetzt war sie beleidigt und machte ein Gesicht, als wollte sie zu allem Überfluß auch noch anfangen zu wei-nen.
Federspiel hatte eine Idee, die er -wenigstens in diesem Moment - für au-ßerordentlich gut hielt. „Ich kann meine Schwester nicht finden", sagte er. „Hilfst du mir su-chen?"
„O ja!" sagte Aiklanna strahlend. „Welche Richtung nimmst du?"
Federspiel deutete nach rechts. „Wir treffen uns vor dieser Tür wie-der!" sagte er noch, da eilte das Mäd-chen schon von dannen.
Der Junge hielt es für sehr unwahr-scheinlich, daß Sternfeuer in der Rich-tung zu finden war, in die er Aiklanna geschickt hatte. Aber wenigstens war er diese Klette nun los. Sollte sie ruhig eine Weile suchen, das hielt sie wenig-stens davon ab, Federspiel dauernd zu beobachten.
Dieser Gedanke gab ihm neuen Mut. Er rannte leichtfüßig den Gang entlang und schwang sich auf ein Transport-band. Ihm war eingefallen, daß er noch nicht in der Kabine des alten
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