0899 - Orkan im Hyperraum
hatte es nur zu dieser Fehlentwicklung kommen können? überlegte er.
Stimmte die Legende, daß die Ansken in ferner Vergangenheit mit Noon-Quanten manipuliert worden waren?
Wer war dafür verantwortlich? Bell wußte, daß die ferne Königin viel für ihn tun konnte.
Der Kontakt brach auch bald darauf wieder ab. Bell spürte, daß der unter ihm heftig vibrierte.
Feuersäulen stiegen rings um den Ansken hoch. Das gewaltige Schiff schien sich aufzubäumen. Bell versuchte, sich vorzustellen, wie der majestätische Kugelkörper aus unzerstörbarem Stahl sich bewegte.
Vielleicht verschwand das Schiff jetzt völlig aus dem Normaluniversum, vielleicht wurde es auch aus dem Hyperraum Ausgespieen. Hin und her gerissen zwischen den Gewalten zweier Existenzebenen, drohte dieses gigantische Gebilde zu zerbersten.
Körter Bell hörte auf zu atmen, er hockte wie gelähmt da, und seine Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Die tausend Stimmen des Sturmes wurden noch lauter, sie stimmten einen wilden Triumphgesang an. Die Zentrale, die vor Bell lag, war jetzt ein Tunnel ins Nichts, eine einzige Feuerlohe, in die alles hineinzustürzen drohte. Die Umgebung begann sich um Bell zu drehen, ein donnernder Knall ertönte.
Königin! dachte Bell. Das ist das Ende.
Und dann begann sich dieser unermeßliche Schlund aus Schwärze und Feuer zu verengen, zog sich in blinder Gier zusammen.
Für einen entsetzlichen Augenblick glaubte Bell, über einem unvorstellbaren Abgrund zu schweben. Er spürte weder den Sitz unter sich, noch sah er irgend etwas.
Dieses Gefühl absoluter Nichtexistenz währte einen Herzschlag lang und erschien dem Ansken doch wie eine Ewigkeit.
Dann war es vorbei, vorbei...
Der Sturm verstummte mit einem letzten zornigen Grollen, die Feuer schmolzen in sich zusammen wie sterbende Blüten im Zeitraffer, und die gläserne Luft wehte davon wie ein Vorhang zarter Spinnweben.
Bell starrte und lauschte, und die Stille schlug über ihm zusammen.
Es war, als hätte der Hyperraumsturm niemals stattgefunden, und erst, als Körter Bell seine Blicke durch die Hauptschaltzentrale wandern ließ, entdeckte er die eine oder andere Spur, die das Erlebnis hinterlassen hatte. Dort, wo der feurige Atem aus einer anderen Dimension sich für Sekundenbruchteile manifestiert hatte, waren Gehäuse schwarzgebrannt und zusammengeschmolzen, zeigten sich Furchen im Stahl und gaben ihm das Aussehen alten Leders. Ein paar Bildschirme waren zerborsten, ihr Inhalt lag wie tausend erloschene Augen am Boden. Von der Decke hing ein Stück Verkleidung herab wie eine regennasse Fahne, und irgendwo signalisierte ein pulsierendes Alarmlicht Gefahr. Es knisterte und knackte ins strapazierten Material, die gestörten Funkgeräte begannen zu prasseln, und über die Oszillographen der Ortungsanlagen liefen die Amplituden wie eh und je.
Das Schiff existierte noch.
Die Wunden, die ihm der Sturm geschlagen hatte, waren unbedeutend.
Körter Bell lebte noch.
Er wollte sich aufrichten, um das Wunder mit ganzer Intensität in sich aufzunehmen, wollte alles um sich herum berühren und anschauen, als hinter ihm ein Geräusch entstand, das nicht zu der allgemeinen Szenerie paßte.
Körter Bell erstarrte in seinem Sitz.
Er wagte sich nicht umzudrehen. Irgend etwas, irgend jemand stand hinter ihm.
Die Waffe des LARD.
11.
Sie hatten angehalten und begannen, die Stricke von ihren Körpern zu lösen.
„Es ist vorbei", sagte Atlan ruhig. Er war noch zu erschöpft, als daß sich die Erleichterung in seiner Stimme niedergeschlagen hätte. „Der Sturm ist abgeklungen und hat auf gehört."
Perry Rhodan blickte nach beiden Seiten in den Korridor, in dem sich noch Sekunden vorher ein wahres psychedelisches Feuerwerk abgespielt hatte, als könnte er nicht glauben, daß alles vorbei war.
„Feinter!" rief er. „Sind Sie in der Nähe?"
Aus einer Gruppe von Menschen löste sich ein Mann. Der Hyperraumphysiker kam auf Rhodan und Atlan zu. Er klappte seinen Helm auf. Sein Gesicht sah merkwürdig aus. Auf der einen Seite war es ein menschliches Gesicht mit den Spuren der jüngsten Strapazen, auf der anderen Seite war es noch eine starre suskohnische Maske, die bereits in Auflösung begriffen war.
Feinter bemerkte die Blicke Rhodans und löste das Biomolplast aus seinem Gesicht.
„Haben Sie eine Erklärung für das plötzliche Ende des Sturmes?" erkundigte sich Rhodan.
„Erklärungen?" murmelte Feinter. „Sie verlangen Erklärungen? Ich kann nur vermuten,
Weitere Kostenlose Bücher