0899 - Orkan im Hyperraum
vernachlässigt werden. Es kam darauf an, die Experimente mit den Biophore-Wesen fortzusetzen und eine Invasionsarmee aufzubauen, der niemand gewachsen war.
Die Tarpen drüben in der Halle sollten einmal die Nachfolge der Malgonen antreten. Sie galten als klüger, kampfkräftiger und zuverlässiger. Vor allem die neue Tarpen-Generation, die ihre Behausungen in den breit ausladenden Wurzeln der Spitzstämme noch nicht verlassen hatte, trug die Hoffnungen der Ansken.
Die Stille, die nach dem Abklingen der Kämpfe überall im Sporenschiff zu herrschen schien, hatte sich auch in den Räumen ausgebreitet, in denen die Ansken lebten und arbeiteten. Bruden Kolp litt darunter, denn er spürte das Bedrohliche daran. Und auch drüben in Tarpen-Land schienen die Biophore-Wesen nicht in der Lage zu sein, sich zu irgendwelchen Aktivitäten aufzuraffen. In der gewaltigen Halle hinter dem Labor herrschte völlige Lautlosigkeit. Rund um die Spitzstämme regte sich nichts.
Und dann, wie eine Vorahnung dessen, was bald geschehen würde, erhob sich ein weithin hallender Ton.
Bruden Kolp sank in seinem Sitz zusammen und hörte auf zu atmen. Seine Artgenossen reagierten nicht viel anders. Der anskische Wissenschaftler ahnte, daß dieser scheinbar aus dem Nichts kommende Laut, der die anhaltende Stille durchbrach, überall innerhalb des riesigen Schiffes zu hören war. Er dauerte nur einen Augenblick an.
„Was war das?" stieß der neben Bruden Kolp sitzende Wascher Nurt hervor. Seine Stimme hatte einen hysterischen Unterton.
Kolp entsann sich seiner Pflichten, die er als führender Wissenschaftler gegenüber dieser kleinen Gruppe hatte.
„Wahrscheinlich eine Signaleinrichtung", sagte er so gelassen wie möglich.
„Das war kein Geräusch, das von technischen Geräten ausgelöst wurde", sagte der ganz außen sitzende Hurten Donc. „Es entstand ganz einfach in der Luft."
„Was für ein Unsinn!" maßregelte ihn Kolp, obwohl er genau diese Ansicht teilte. „Nichts entsteht von selbst."
Immerhin, dachte er erleichtert, war die Stille vorüber. Sie redeten wieder miteinander, und aus den benachbarten Räumen klangen die vertrauten Geräusche zu ihnen herüber.
„Da kommen sie heraus!" rief jemand.
Kolp hob den Kopf und sah auf den Monitoren, daß die Tarpen jetzt die Wurzelhöhlen der Spitzbäume verließen. Die aufrecht gehenden Wesen mit ihren zottigen schwarzen Pelzen wirkten plump. Man sah ihnen nicht an, über welche Körperkräfte sie verfügten. Kolp konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den zentralen Spitzbaum. Dort waren die hoffnungsvollsten Exemplare der neuen Tarpen-Generation untergebracht. Ein riesiger Tarpe, fast doppelt so groß wie Kolp, war aus der Höhle hervorgetreten und schaute sich um.
„Er weiß nicht, wo er sich befindet", stellte Kolp fest. „Zum erstenmal betritt er diese Umgebung, die für ihn die Welt bedeutet."
Nach einer Weile kamen drei weitere Tarpen ins Freie. Sie entdeckten die großen Freßschüsseln unter den Ausläufern der Wurzeln. Sie hockten sich hin und begannen den Inhalt der Schüsseln in sich hineinzuschlingen.
„Ihr Verhalten wirkt nicht besonders intelligent", bemerkte Tomer Farp.
„Sie sind gerade erst erwacht", entgegnete Bruden Kolp.
„Woran sie wohl denken?" überlegte Wascher Nurt. „Ihr Leben hat gerade begonnen. Sie wissen nichts über sich und ihre Herkunft. Sie sind einfach, hineingestoßen in diese fremde Welt."
„Ich glaube", meinte Hurten Donc gedehnt, „daß sie weniger über ihre Herkunft als über die Zukunft nachdenken. Sie sind dazu geschaffen, große Eroberungsfeldzüge durchzuführen. Danach ist all ihr Sinnen und Trachten ausgerichtet."
„Vorausgesetzt, daß das Experiment ein Erfolg war", schränkte eine anskische Wissenschaftlerin namens Bugher Dant ein. „Wir haben in der Vergangenheit schon zu oft Fehlschläge erlebt, als daß wir davon überzeugt sein könnten, diesmal Wesen so richtig nach unserer Vorstellung geschaffen zu haben."
„Die On- und Noon-Quanten sind unberechenbar", erinnerte Bruden Kolp ."Aber diesmal haben wir alle Fehlerquellen ausgeschaltet."
Hurten Donc sagte nachdenklich: „Sie wissen nichts von unserer Existenz. Wahrscheinlich halten sie sich für die einzigen Geschöpfe dieses Universums. Was würden sie tun, wenn sie wüßten, daß wir sie beobachten und manipulieren?"
„Sie müssen es früher oder später erfahren!" rief Kolp.
„Ja, aber erst dann, wenn sie von sich aus mehr über die Realität ihrer
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