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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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besser.
    Über das TI-Alpha rief er Nicole an. Die meldete sich fast sofort. Eine Spur des Werwolfs, so sagte sie, hätte sie aber noch nicht. Es würde also noch etwas dauern. Dann erkundigte sie sich, ob die Mädchen in Schottland hübsch seien.
    »So hübsch, dass sie mit mir machen können, was sie gerade wollen.« Er grinste innerlich.
    »Wie meinst du das… Chéri?«
    Das Chéri war etwas spitz gekommen, wie er fand. Er erklärte Nicole, was momentan hier ablief.
    »Vielleicht sollte ich den Werwolf erst mal auf Eis legen und dich unterstützen, mein armer Schatz«, sagte sie. »Kaum bin ich nicht an deiner Seite, schon bist du hilflos wie ein neugeborenes Lämmlein.«
    »Mäh.«
    Nicole kicherte. »Nein, im Ernst: Vielleicht braucht es weibliche Intuition, um des Rätsels Lösung zu erkennen. Vielleicht kriegt sie dich nur deswegen dran, weil du ein Mann bist und immer wieder auf ihre treuen Hundeblicke reinfällst.«
    »Ich falle nicht… ach, Schon gut.« Zamorra beschloss, nicht weiter auf Nicoles Spitzen einzugehen. Sie würde sich schon wieder beruhigen. Nach Beendigung des Gesprächs wusch sich Zamorra und ging nach unten.
    Cy O'Leary stand in der Gaststube und polierte Gläser. Er war alleine. Ein feistes Grinsen glitt über sein Gesicht. »Guten Morgen, Mister Zamorra. Na, wieder auf den Beinen? Ihr Kreislauf hat Sie ja gestern ganz schön im Stich gelassen.«
    Zamorra stellte sich an die Theke. »Mein Kreislauf, ja?«
    »Ja, wird er wohl gewesen sein. Nach dem Whisky sind Sie plötzlich aufgestanden und haben gesagt, Ihnen sei so schlecht. Dann sind Sie zusammengebrochen. Wir haben Sie in Ihr Zimmer getragen. Unser Doc aus Buckie hat Ihnen dann ein paar kreislaufstärkende Mittel gespritzt.«
    Der Professor fasste es nicht, wie schamlos der Wirt lügen konnte. »Na, dann vielen Dank«, erwiderte er. »Ist vielleicht Alice zu sprechen?«
    »Meine Tochter? Was wollen Sie denn von der?«
    »Sie hat mir angeboten, mir ein bisschen die Gegend zu zeigen.«
    »Oh, hat sie das?« O'Learys Grinsen wurde breiter. »Das bietet sie jedem Fremden an, müssen Sie wissen. Aber gehalten hat sie es noch nie.«
    Der Professor kniff die Augen zusammen.
    »Kann es sein, dass Sie Ihre Tochter vielleicht ein klitzekleines bisschen falsch erzogen haben?«
    Der Wirt lachte laut. »Das müsste ich aber wissen. Nein, Alice ist heute Morgen in aller Frühe mit Rucksack und Angelzeug weg. Und wenn sie das tut, dann sitzt sie den ganzen Tag über irgendwo am Spey und lässt die Fische zappeln.«
    »Hm. Und wie groß sind die Viecher, die sie allgemein so fängt? Um die zehn Meter?«
    Der Wirt starrte Zamorra an. »Zehn Meter? Das wäre ja ein Wal. Und Wale kommen nicht in den Spey. Bisher jedenfalls nicht.«
    »Na, da bin ich ja ungemein beruhigt. Könnten Sie mir vielleicht flüstern, wo ich die Warrens finde?«
    »Pete und Elsie? Was wollen Sie denn von denen?«
    Zamorra grinste verschwörerisch. »Ich hab gehört, dass die 'ne bildhübsche Tochter haben.«
    »Judith? Ja, die ist wirklich hübsch. Aber wer könnte Ihnen das bloß gesteckt haben?« Der Wirt musterte ihn misstrauisch.
    »War doch nur ein Scherz, Mister O'Leary. Jetzt würde ich mich über Spiegeleier mit Speck und einen starken Kaffee freuen. Könnten Sie das für mich möglich machen?«
    »Ja«, brummte der Wirt. »Kostet aber extra, ist nämlich bereits außerhalb der Frühstückszeit.«
    Zamorra ließ es sich schmecken. Sein Gegenüber hatte nicht auf die Andeutungen reagiert. O'Leary war also entweder ein ausgezeichneter Schauspieler oder er wusste tatsächlich nichts von den nächtlichen Ereignissen. Anschließend ging der Meister des Übersinnlichen im Dorf spazieren. Ein paar Autos standen vor den Häusern mit den kleinen Vorgärtchen. Einer Handvoll Leute, meistens verhärmt aussehenden Frauen, begegnete er ebenfalls. Eine fragte er nach den Warrens und erhielt auch freundlich Auskunft.
    Die Warrens wohnten in einer schmalen Seitenstraße. Aus einem kleinen Schuppen neben dem Haus hörte Zamorra Geräusche. Er ging hin und zog die Tür auf. Ein Mann stand mit dem Rücken zu ihm und hackte Holz. Der Meister des Übersinnlichen räusperte sich. »Guten Tag, Mister Warren. Ich heiße Zamorra und möchte kurz mit Ihnen sprechen. Ginge das?«
    Der Mann hielt inne und drehte sich um. Er lehnte sich auf die Axt.
    Sein nackter Oberkörper glänzte vor Schweiß, ein kräftiges Gesicht mit einem rabenschwarzen Vollbart starrte dem Professor entgegen. Pete Warren

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