09 - Befehl von oben
der exotischen Umgebung gelegen. Alex konnte sich noch gut daran erinnern, wie verführerisch die kindhaften Thaimädchen sein konnten, und, was zum Teufel, wer würde es schon erfahren? Jetzt würden das sehr viele Leute, und es gab keine Gerichtsverhandlung. Das könnte sich ändern, dachte Dr. Alexandre. Er hatte es dem Patienten gesagt. Man konnte ihnen nicht die Hoffnung nehmen. Onkologen erzählten das ihren Patienten schon seit zwei Generationen. Diese Hoffnung war doch real, war echt, oder? Kluge Leute arbeiteten daran - Alexandre war einer von ihnen -, der Durchbruch konnte morgen geschehen. Oder es konnte noch hundert Jahre dauern. Der Patient auf der Karteikarte hatte vielleicht noch zehn.
»Sie sehen nicht gerade sehr glücklich aus.«
Er schaute empor. »Dr. Ryan.«
»Dr. Alexandre, und ich glaube, Sie kennen Roy.« Mit ihrem Tablett
wies sie auf den Tisch. Die Kantine war heute ziemlich voll. »Was dagegen?«
Er erhob sich halb. »Bitte!«
»Schlechter Tag?«
»Fall von Subtyp E«, war alles, was er sagen konnte.
»HIV, Thailand? Jetzt hier?«
»Sie lesen tatsächlich M&M.« Er brachte ein Lächeln zustande.
»Ich muß mich doch auf dem laufenden halten. Subtyp E? Sind Sie sicher?« fragte Cathy.
»Ich habe meinen Test wiederholt. Er hat sich in Thailand angesteckt, Geschäftsreise, wie er sagte. Frau schwanger«, fügte Alex hinzu. Bei diesem Zusatz verzog Professorin Ryan das Gesicht.
»Nicht gut.«
»AIDS?« fragte Roy Altman. Der Rest von SURGEONS Leibwache war über den ganzen Raum verteilt. Sie hätten es lieber gesehen, wenn sie in ihrem Büro gegessen hätte, aber Dr. Ryan hatte erklärt, daß das eine der Möglichkeiten war, bei denen sich die Hopkins-Ärzte begegneten und sich austauschen konnten, und darauf konnte und wollte sie keinesfalls verzichten. Heute ging es um Infektionskrankheiten. Morgen um Pädiatrie.
»Subtyp E«, erklärte Alexandre mit einem Nicken. »In Amerika ist vor allem der Subtyp B verbreitet. Ebenso in Afrika.«
»Worin besteht denn der Unterschied?«
Cathy gab die Antwort. »Subtyp B ist nicht so ansteckend. Diese Virusvariante wird nur durch direkten Blutkontakt weitergegeben. Das geschieht bei Drogenkonsumenten, die sich gegenseitig ihre Injektionsnadeln leihen, oder durch sexuellen Kontakt, aber hauptsächlich immer noch bei Homosexuellen, die Gewebeschädigungen haben, entweder durch Verletzungen oder durch herkömmliche Geschlechtskrankheiten.«
»Sie haben Mißgeschick vergessen, aber das ist nur bei einem Prozent der Fall.« Alexandre nahm den Faden auf. »Es hat allmählich den Anschein, als ob der Subtyp E - der in Thailand aufgekommen ist - den heterosexuellen Sprung viel leichter schafft als B. Er ist ganz eindeutig ein viel härterer Bursche als unser alter Freund.«
»Haben die CDC das schon quantifiziert?« fragte Cathy.
»Nein, sie brauchen noch ein paar Monate, zumindest ist es das, was ich vor einigen Wochen gehört habe.«
»Wie schlimm?" fragte Altman. Mit SURGEON zu arbeiten wurde ja geradezu zu einer Bildungsveranstaltung.
»Ralph Forster ist vor fünf Jahren hingeflogen, um an Ort und Stelle zu sehen, wie schlimm es war. Kennen Sie die Story, Alex?« »Nicht ganz, nur den Schluß.« Ralph ist also hinübergeflogen, im Auftrag der Regierung, offizielle Reise und so, und das erste, was ihm passiert ist, nachdem er das Flugzeug verlassen hatte, der thailändische Offizielle holt ihn am Zoll ab, führt ihn zum Auto und fragt: »Möchten Sie Mädchen für heute abend? Da war ihm klar, daß es dort ein echtes Problem gibt.«
»Das glaube ich«, sagte Alex und erinnerte sich daran, wie er vor einiger Zeit noch gelächelt und genickt hätte. »Die Zahlen sind grausig. Mr. Altman, im Augenblick ist ein Drittel der Burschen, die zum thailändischen Militär einberufen werden, HIV-positiv. Größtenteils Subtyp E.«
»Ein Drittel? Ein Drittel von ihnen?«
»Angestiegen von fünfundzwanzig Prozent, als Ralph drüben war.«
»Aber das bedeutet ja ...« »Das könnte bedeuten, daß es in fünfzig Jahren kein Thailand mehr gibt«, verkündete Cathy mit einer sachlichnüchternen Stimme, die ihren inneren Horror verbarg. »Als ich hier studiert habe, dachte ich, die Onkologie wäre der Bereich für die besonders Klugen«
- Altman zum Verständnis zeigte sie auf sie - »Marty, Bert, Curt und Louise, die Leute in der Ecke da drüben. Ich hatte mir nicht zugetraut, das zu schaffen, mit dieser Belastung fertig zu werden, und so schneide ich Augäpfel auf und füge
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