09 - Befehl von oben
kam aus seinem Büro heraus. Es war ein großer Mann, der sich, nach seinem Leibesumfang zu urteilen, gut in einer Bierkiste auskannte. Er hatte einen Polizeioffizier dabei, offensichtlich einen hohen. Diesen begrüßte der Attache und nahm ihn beiseite. Dieser Infanterie-Colonel, dachte Clark, wußte wohl, wie das Spiel ging.
»Hallo«, sagte Clark und nahm seine Hand. »Ich bin Colonel Clark.
Das ist Major Chavez.«
»Sie sind von der American Air Force?«
»Das ist richtig, Sir«, erwiderte Chavez.
»Ich liebe Flugzeuge. Was fliegen Sie?«
»Alles mögliche«, antwortete Clark. »Wir hätten einige Fragen, wenn's Ihnen recht ist.«
»Über Affen? Weshalb interessieren Sie Affen? Der Oberwachtmeister hat es nicht erklärt.«
»Ist das so wichtig?« fragte Clark, als er ihm den Umschlag gab. Der Händler steckte ihn in die Tasche, ohne nachzuzählen. Er hatte gefühlt, wie satt er gefüllt war.
»Gewiß, ist es nicht, doch ich liebe es, Flugzeugen zuzusehen. Also, was kann ich Ihnen erzählen? « fragte er dann, seine Stimme jetzt freundlich und offen.
»Sie verkaufen Affen«, sagte John.
»Ja, damit handle ich. Für Zoos, für Privatsammler und für medizinische Labors. Kommen Sie, ich zeig' es Ihnen.« Er führte sie, so sah's aus, zu einem dreiseitigen Gebäude aus Wellblech. Dort waren zwei Laster, und fünf Arbeiter luden Käfige auf, die Hände mit dicken Lederhandschuhen bewehrt.
»Wir bekamen gerade eine Bestellung von Ihren CDC in Atlanta«, erklärte der Händler, »für einhundert Greens. Hübsch sind die Tiere, aber sehr unangenehm. Die Farmer hier hassen sie.«
»Wieso?« fragte Chavez und blickte die Käfige an. Sie waren aus Stahldraht, oben mit Griffen. Von weitem könnte man sie für das halten, womit man Hühner zum Markt brachte ... von nahem waren sie dafür ein bißchen zu groß, aber ...
»Sie zerstören die Ernte. Sie sind eine Plage, wie Ratten, aber schlauer. Es gibt Millionen. Wir fallen irgendwo ein, nehmen dreißig, und einen Monat später können wir wiederkommen und noch mal dreißig mitnehmen. Die Farmer betteln uns darum an, sie einzufangen.«
»Sie hatten eine Ladung für Atlanta fertig, früher im Jahr, verkauften sie aber an jemand anderen, oder?« fragte Clark. Er sah zu seinem Partner, der dem Gebäude nicht näher kam. Statt dessen entfernte er sich davon. Er schien die leeren Käfige anzustarren. Vielleicht setzte ihm der Geruch zu.
»Die haben nicht rechtzeitig bezahlt, und ein anderer Kunde kam daher und hatte das Geld schon bereit. Dies ist ein Geschäft, Colonel Clark.«
John grinste. »He, ich komme nicht von der Stiftung Warentest. Ich wollte nur wissen, wer sie gekauft hat.«
»Ein Käufer«, sagte der Händler. »Sonst geht mich doch nichts an, oder?«
»Wo kam er her?« hakte Clark nach.
»Ich weiß es nicht. Er bezahlte in Dollar, war aber kein Amerikaner. War ein ruhiger Typ«, erinnerte sich der Händler, »nicht sehr freundlich. Ich weiß ja, daß ich bei der Sendung für Atlanta im Verzug war, die aber auch mit meiner Bezahlung«, erinnerte er seinen Gast. »Sie sind es zum Glück nicht.«
»Die Ladung ging per Luftfracht raus?«
»Ja, es war eine alte 707. Sie war voll. Es waren nicht nur meine Affen. Die hatten sie auch anderswo geholt. Wissen Sie, der Green ist so verbreitet, er lebt überall in Afrika.«
»Haben Sie Unterlagen? Den Namen des Käufers, Ladeverzeichnis, Flugzeugzulassung?«
»Sie meinen Zollpapiere?« Er verneinte. »Leider nicht. Es kann sein, daß sie verlorengingen.«
»Sie haben mit den Flughafenbeamten ein Abkommen«, sagte John mit einem Lächeln, das nicht von Herzen kam.
»Ich habe viele Freunde in der Regierung, ja.« Auch ein Lächeln, jetzt eher verschlagen, was seine Absprachen bestätigte. Nun ja, in Amerika war Beamtenbestechung auch nicht ausgeschlossen, oder? dachte Clark.
»Dann wissen Sie nicht, wo sie hinflogen?«
»Nein, da kann ich Ihnen nicht helfen. Wenn ich könnte, würde ich gerne«, antwortete der Händler und klopfte auf seine Tasche. Die mit dem Umschlag. »Ich bedaure, sagen zu müssen, daß für manche meiner Geschäfte die Unterlagen unvollständig sind.«
Clark fragte sich, ob er dem Mann in dieser Sache stärker zusetzen konnte. Er dachte nicht. Kenia hatte er nie beackert, nur Angola, kurz in den Siebzigern, und Afrika war ein sehr informeller Kontinent, wo Bares der Schmierstoff war. Er sah hinüber, dort, wo der Militärattache mit dem Oberwachtmeister sprach. Jener ließ sich wohl gerade bestätigen, nein,
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