09 - Befehl von oben
einsetzen. Das Ladungsverzeichnis vom verlorenen Gulfstream-Busineß-Jet hatte die Sache in eine neue Richtung gelenkt, aber das hatten Untersuchungen so an sich.
In Savannah, Georgia, klopfte ein FBI-Agent an die Tür des GulfstreamPräsidenten und überreichte ihm eine Maske. Die Fabrik war geschlossen wie die meisten Geschäfte in Amerika, aber jener Exekutivbefehl würde heute verbogen werden. Der Präsident rief seinen Leiter für FlugzeugSicherheit an und bat ihn, reinzukommen und gleich den leitenden Testpiloten der Firma mitzubringen. Die sechs FBI-Agenten setzten sich mit ihnen zu einem längeren Konferenzgespräch zusammen. Das wichtigste Ergebnis war die Entdeckung, daß der Flugschreiber der verlorenen Maschine nie aufgefunden wurde. Das führte zu einem Anruf beim CO der USS Radford, der bestätigte, daß sein Schiff das verlorene Flugzeug auf Radar verfolgt und dann die Sonarimpulse der Black Box gesucht hatte, aber ohne Erfolg. Der Marineoffizier konnte das nicht erklären. Gulfstreams oberster Testpilot erklärte, daß, wenn das Flugzeug hart genug aufprallte, das Instrument trotz seiner Robustheit zerstört werden könnte. Aber so arg schnell war der nicht geflogen, erinnerte sich Radfords Skipper, und Wrackteile waren auch nicht zu finden gewesen. Und das führte dazu, daß FAA und NTSB dazugerufen und beauftragt wurden, augenblicklich Unterlagen beizubringen.
In Washington - die Arbeitsgruppe tagte im FBI-Gebäude - wurden Blicke über die Masken, die jeder trug, gewechselt. Der FAA-Teil des Teams hatte die Personalien der damaligen Crew und deren Qualifikationen ausfindig gemacht. Es zeigte sich, daß sie beide ehemalige Piloten der iranischen Luftwaffe waren, in Amerika während der späten siebziger Jahre ausgebildet. Das erbrachte Fotos und Fingerabdrücke. Ein weiteres Pilotenpaar für denselben Maschinentyp, bei derselben Schweizer Firma beschäftigt, war ähnlich ausgebildet, und der Rechtsattache des FBI in Bern rief sofort seine Schweizer Kollegen an, um mit ihrer Hilfe die beiden befragen zu können.
»Okay«, faßte Dan Murray zusammen. »Wir haben eine kranke belgische Nonne mit Freundin und einen iranischen Doktor. Sie fliegen in einem Flugzeug mit Schweizer Zulassung, und das verschwindet spurlos. Die Maschine gehört einer kleinen Handelsgesellschaft - in Bern verfolgt das unser Mann für uns, aber wir wissen schon, daß die Piloten Iraner waren.«
»Das scheint sich wirklich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln, Dan«, sagte Ed Foley. Da kam gerade ein Agent mit einem Fax für den CIA-Direktor herein. »Schauen Sie mal.« Er schob es über den Tisch.
Die Nachricht war nicht lang.
»Manche Leute halten sich für so verflucht schlau«, teilte Murray den am Tisch Versammelten mit. Er ließ den frischen Bericht herumgehen.
»Unterschätzen Sie die nicht«, warnte Ed Foley. »Bisher liegt uns noch nichts Konkretes vor. Der Präsident kann auch gar keine Aktion irgendwelcher Art veranlassen, bevor wir da was haben.« Vielleicht auch dann nicht, fuhr er in Gedanken fort, so wie unser Militär jetzt daliegt.
Dann war da auch noch, was der junge Chavez vor dem Abflug gesagt hatte. Verdammt, der Kleine hatte es aber langsam faustdick hinter den Ohren. Foley überlegte sich, ob er's erwähnen sollte, entschied sich aber dagegen. Jetzt gab es Wichtigeres - das könnte er noch privat mit Murray besprechen.
Chavez dämmerte in seinem Ledersitz. Nach Khartum war es wieder ein Drei-Stunden-Hüpfer, und er träumte dahin - sprunghaft. Als CIA-Offizier hatte er seinen Anteil an Flügen abbekommen, aber auch in so einem protzigen Geschäftsflieger mit allem Drum und Dran hatte man es bald über. Der herabgesetzte Luftdruck hieß weniger Sauerstoff, und das ermüdete. Die Luft war trocken, und das trocknete einen aus.
Wer auch immer das tat, was zur Zeit geschah, war nicht furchtbar schlau. Okay, ein Flugzeug war mit fünf Leuten an Bord verschwunden, aber das war nicht unbedingt eine Sackgasse, oder? Er erinnerte sich an die Zollerklärung - HX-NJA. Hmph. Wahrscheinlich hatten sie den Papierkram erledigt, weil sie Menschen, nicht Affen rausflogen. HX für die Schweiz. Wieso HX? dachte er nach. >H< vielleicht für Helvetia? War das nicht der alte Name für die Schweiz? In einigen Sprachen hieß es noch so, meinte er sich zu erinnern. Deutsch, vielleicht. NJA zur Kennzeichnung des individuellen Flugzeugs. Auch darin lag ein Kode, mit >N< als Anfangsbuchstaben für Maschinen amerikanischer Herkunft.
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