09 - Befehl von oben
der Händler wäre nicht kriminell, nur erfinderisch in seiner Beziehung zu örtlichen Offiziellen, die gegen angemessenes Entgelt auf Anfrage beiseite sahen. Und Affen waren sicherlich keine lebenswichtige Ware des Staates. Die Farmer waren wahrscheinlich froh, die Biester loszuwerden, nur um den Lärm zu stoppen. Es klang wie ein Aufruhr in der größten Bar der Stadt am Freitagabend. Und bösartige kleine Hundesöhne waren sie, griffen und bissen nach den Händen, welche die Käfige verladen wollten. Zum Teufel, es war für die Viecher kein Festtag, und es würde bei CDC Atlanta nicht besser, oder? Man schickte nicht solche Mengen nur an Haustierhandlungen. Doch im Moment reichte sein Mitgefühl nicht auch noch für Affen aus.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe. Es kann sein, daß Sie jemand nochmals darauf anspricht.«
»Ich bedaure, daß ich Ihnen nicht mehr sagen konnte.« Darin war er wohl aufrichtig genug. Bei 5000 Dollar in bar fühlte er sich zu mehr motiviert. Allerdings nicht so sehr, daß er etwas zurückgeben wollte, natürlich.
Dann war's für die Amerikaner Zeit zu gehen. Der Cop und der Attache gaben sich die Hand. Als der Wagen losfuhr, blickte John zurück und sah, wie der Händler den Umschlag hervorholte, ein paar Scheine herausnahm und sie dem freundlichen Oberwachtmeister hinreichte.
Auch das schien logisch.
»Was haben Sie erfahren?« fragte der echte Colonel.
»Keine Aufzeichnungen«, antwortete John.
»So laufen die Geschäfte hier. Für die Dinger gibt's eine Ausfuhrgebühr, aber die Cops und die Leute vom Zoll haben meistens eine ...«
»Absprache«, unterbrach ihn John mit einem Stirnrunzeln.
»Genau das Wort dafür. He, mein Vater ist aus Mississippi. Dort unten sagte man sich, eine Amtsperiode als Sheriff, und man hat fürs Leben ausgesorgt, wissense?«
»Käfige«, sagte Ding plötzlich.
»Häh?« fragte Clark.
»John! Die Käfige! Hatten wir schon früher gesehen - in Teheran, im Luftwaffen-Hangar.« Er war auf Abstand gegangen, um das, was er in Mehrabad gesehen hatte, nachzuvollziehen. »Hühnerställe oder -käfige oder so was, in einem Hangar mit Jagdflugzeugen, weißt du noch?«
»Scheiße!«
»Ein Anzeichen mehr, Mr. C. Diese Zufälle häufen sich, Mensch. Wo geht's jetzt hin?«
»Khartum.«
»Den Film hab' ich gesehen.«
*
Die Berichterstattung in den Medien ging weiter, aber wenig anderes. Die Regionalsender wurden zunehmend wichtiger, da die Korrespondenten von Rang und Namen in den Network-Zentralen von New York, Washington, Chicago und Los Angeles festsaßen, und die Nachrichten widmeten den Aufnahmen von Soldaten der National Guard, die mit HMMWVs und mittelgroßen Lastern die großen Fernstraßen blockierten, sehr viel Sendezeit. Laster mit Nahrungsmitteln und medizinischen Vorräten durften nach Überprüfung passieren, und nach einigen Tagen wären die Fahrer auf Ebola-Antikörper getestet und erhielten dann Lichtbildausweise, um die Verzögerungen zu mindern. Die Trucker spielten mit.
Für andere Fahrzeuge und andere Straßen gab es einen Unterschied.
Wenn auch der Großteil allen Verkehrs zwischen den Staaten über Fernstraßen lief, so gab es nicht einen Bundesstaat in der Union, der nicht über ein ausgedehntes Netz aus Nebenstraßen mit seinen Nachbarn verbunden war, und dieses mußte ebenfalls blockiert werden. Das erforderte Zeit, und es gab Interviews von Leuten, die durchgeschlüpft waren und es für einen ziemlichen Witz hielten, gefolgt von weisem Kommentar mit dem Inhalt, daß dies beweise, der Befehl des Präsidenten sei unmöglich voll durchsetzbar; außerdem sei er falsch, dumm und verfassungswidrig.
»Es ist einfach nicht möglich«, sagte ein Verkehrsexperte in den Morgennachrichten.
Man hatte aber nicht bedacht, daß die Leute der National Guard ebenfalls in den Gebieten wohnten, die sie bewachten, und eine Landkarte lesen konnten. Die Unterstellung, sie seien Dummköpfe, brachte sie auch auf Touren. Bis Mittwoch mittag gab es auf jeder ländlichen Straße ein Fahrzeug mit Schützen, welche die Schutzmonturen trugen, die sie wie Männer vom Mars aussehen ließen.
Auf den Nebenstraßen, auch auf den Fernstraßen, gab es Zusammenstöße. Manche nur mit Worten - meine Familie ist gleich dort drüben, lassen Sie doch fünf gerade sein, okay? Die Regel wurde mal mit etwas Menschenverstand ausgelegt, mit Prüfung der Personalien und einem Funkruf. In anderen Fällen war die Auslegung streng, und hier und da erhitzten sich die Gemüter. Zweimal kam es zum
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