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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sie es konnten. Genug, sagte sich Jack, meine Pflicht beginnt hier.
Die erste Pflicht der Starken war es stets, die Schwachen zu schützen.
Er preßte die Hände fest auf die polierte Eiche, und der selbstzugefügte Schmerz half, seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.
»Mark, Amy, euer Vater war mein Freund«, sagte er mit sanfter Stimme. »Es war mir eine Ehre, für ihn zu arbeiten und ihm zu helfen, so gut ich konnte - aber, wißt ihr, er war wohl viel mehr eine Hilfe für mich. Ich weiß, ihr habt immer verstehen müssen, daß Dad und Mom wichtige Aufgaben hatten und daß ihnen nicht immer Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben blieb, aber ich kann euch sagen, daß euer Vater alles getan hat, was er konnte, um mit euch zusammenzusein, denn er liebte euch mehr als alles andere in der Welt, mehr, als Präsident zu sein, mehr als alles - außer vielleicht eure Mom. Auch sie hat er sehr geliebt ...«
So ein Unrat! Ja, man kümmerte sich um Kinder. Daryaei tat das auch, aber Kinder wuchsen heran zu Erwachsenen, unaufhaltsam. Ihre Aufgabe war es zu lernen und zu dienen und eines Tages die Aufgaben Erwachsener zu übernehmen. Bis dahin waren sie Kinder; die Welt sagte ihnen, was sein mußte. Das Schicksal. Allah. Allah war gnädig, selbst wenn das Leben hart war. Er mußte zugeben, daß der Jude gut gesprochen und die Schrift zitiert hatte, wo sie in ihrer Thora und in seinem Heiligen Koran völlig übereinstimmte. Zwar hätte er eine andere Stelle ausgewählt, aber das war eine Frage des Geschmacks. Eine unnütze Übung war es gewesen, aber das hatten diese Anlässe so an sich. Ryan, dieser Narr, vergab hier die Chance, sein Volk zu versammeln, stark und sicher aufzutreten und so seine Regierung zu festigen. Bei solcher Gelegenheit zu Kindern zu sprechen!
Seine politischen Berater erlitten wohl einen kollektiven Herzschlag, sagte sich die Premierministerin, und es bedurfte aller Selbstbeherrschung, die sie in ihrem politischen Leben antrainiert hatte, um ihre Miene gelassen zu halten. Da beschloß sie, ihren Ausdruck zu ändern und Mitgefühl zu zeigen. Schließlich könnte es sein, daß er sie beobachtete, und immerhin war sie Frau und Mutter und würde an diesem Tage noch mit ihm zusammentreffen. Sie neigte ihren Kopf ein wenig nach rechts, wie, um so den Mann besser sehen zu können. Vielleicht gefiel ihm das auch. In ein, zwei Minuten würde sie ein Tuch aus ihrer Handtasche nehmen und sich die Augen abwischen.
»Ich wünsche, ich hätte Gelegenheit gehabt, eure Mom besser kennenzulernen. Cathy und ich hatten uns darauf gefreut. Ich wollte, daß Sally, Jack und Katie und ihr Freunde würdet. Euer Dad und ich haben ein bißchen darüber gesprochen. Ich schätze, das wird jetzt nicht mehr geschehen, wie wir es wollten.« Der Stegreifgedanke ließ Jacks Magen einen Satz tun. Sie weinten jetzt, denn er hatte ihnen ohne Worte gesagt, daß es jetzt okay war, zu weinen. Aber sich selbst konnte es Jack nicht gestatten. Um ihretwillen mußte er jetzt stark sein, und so ergriff er das Pult noch fester, bis ihm die Hände richtig weh taten, weil es ihm Kontrolle verlieh.
»Ihr wollt vermutlich wissen, wieso dies geschehen mußte. Ich weiß es nicht, Kinder. Ich wünsche, ich wüßte es. Ich wünsche, irgend jemand wüßte es, damit ich zu ihm gehen und ihn fragen könnte. Aber diesen Menschen habe ich noch nie gefunden«, fuhr Jack fort.
»Jesus«, brachte Clark heraus, mit der brummelnden Stimme, mit der Männer ein Schluchzen niederringen. In seinem Büro stand, wie bei allen höheren Beamten, ein Fernsehapparat, und jeder Kanal brachte dasselbe. »Ja, ich hab' den auch schon gesucht, Mann.«
»Weißt du was, John?« Chavez hatte sich mehr unter Kontrolle. Dem Mann kam es zu, in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren, damit Frauen und Kinder sich bei ihm anlehnen konnten. Das hatte ihm seine Kultur gesagt. Mr. C. hingegen war voller Überraschungen. Wie immer.
»Und das wäre, Domingo?«
»Der hat's. Wir arbeiten für jemanden, der's draufhat.«
John wandte sich ihm zu. Wer würde das glauben? Zwei CIA-Beamte aus dem paramilitärischen Bereich dachten dasselbe wie ihr Präsident.
Es war schön zu wissen, daß er Ryan vom ersten Augenblick an richtig verstanden hatte. Teufel noch mal, genau wie der Vater. Ein Schicksalsschlag hatte ihm die Chance versagt, jenen Ryan besser kennenzulernen. Als nächstes fragte er sich, ob Jack als Präsident Erfolg haben würde. Er handelte nicht wie die anderen. Er handelte wie ein

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