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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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echter Mensch. Und warum sollte denn das so schlecht sein? fragte Clark sich.
»Ihr sollt wissen, daß ihr zu Cathy und zu mir kommen könnt, wann immer ihr wollt. Ihr seid nicht allein. Ihr werdet nie allein sein. Ihr habt eure Familie bei euch, und jetzt habt ihr meine Familie dazu«, versprach er ihnen von der Kanzel herab. Er hatte das sagen müssen, was er gerade gesagt hatte. Roger war ein Freund gewesen, und man kümmerte sich um deren Kinder, wenn es sein mußte. Das hatte er für Buck Zimmers Familie getan, und nun würde er es für Rogers tun.
»Ich möchte, daß ihr stolz seid auf Mom und Dad. Euer Vater war ein feiner Mann, ein guter Freund. Er hat sehr hart gearbeitet, damit es den Leuten bessergehen sollte. Es war eine große Aufgabe, und sie hinderte ihn, viel Zeit mit euch zu verbringen, aber euer Vater war ein großer Mann, und große Männer leisten große Dinge. Auch eure Mutter hat große Dinge vollbracht. Kinder, ihr werdet eure Eltern in euren Herzen bewahren. Erinnert euch an all die Dinge, die sie euch gesagt und beigebracht haben, all die kleinen Dinge, die Spiele, die Tricks und die Scherze. Das wird euch nie verlorengehen. Niemals«, versicherte Jack ihnen und hoffte auf etwas, das er sagen könnte, was ihnen den Schlag, den ihnen das Schicksal versetzt hatte, etwas abmildern würde. Ihm fiel aber nichts ein. Es wurde Zeit zu schließen.
»Mark, Amy, Gott hat beschlossen, eure Mom und euern Dad wieder zu sich zu nehmen. Er erklärt nicht, warum, so daß wir leicht verstehen könnten, und wir können nicht ... wir können nicht dagegen an, wenn es geschieht. Das können wir einfach nicht ...« Schließlich versagte Ryan die Stimme.
Wie mutig von dem Mann, dachte Koga, seine Emotionen ohne Scham zu zeigen. Jeder hätte sich dahin stellen und das übliche politische Gefasel von sich geben können, und die meisten - aus jedem beliebigen Land - hätten dies auch getan. Aber dieser Ryan war überhaupt nicht so. So zu den Kindern zu sprechen war brillant - dachte er zunächst.
Doch das war es gar nicht. Innerlich war dieser Präsident ein Mann, kein Schauspieler. Er kümmerte sich nicht darum, Stärke und Entschlußkraft zu zeigen. Und Koga wußte, warum. Mehr als jeder andere in der Kirche wußte Koga, woraus dieser Ryan geschnitzt war. Er hatte schon recht gehabt, vor ein paar Tagen in seinem Büro. Ryan war Samurai, wenn nicht noch mehr. Er tat, was er tat, scherte sich nicht darum, was andere dachten. Der japanische Premierminister hoffte, daß dies kein Fehler war, als er den Präsidenten der Vereinigten Staaten die Stufen herunterkommen und zu den Durling-Kindern hingehen sah. Ryan nahm sie fest in den Arm, und es wallten in seinem Gesicht Tränen auf, wie die Zuschauer sahen. Wo die Staatsoberhäupter saßen, waren Schluchzer zu hören, doch Koga wußte, daß die meisten von ihnen geheuchelt waren - oder wenn nicht, dann nur flüchtige Augenblicke gerade noch vorhandener Reste von Menschlichkeit und bald wieder vergessen. Er bedauerte, daß er nicht beipflichten konnte, doch die Konventionen seiner Kultur waren streng, und dazu kam, daß er die Schande tragen mußte, daß ein Bürger seines Landes diese gewaltige Tragödie verursacht hatte.
Er mußte das politische Spiel spielen, wenn er sich auch am liebsten anders entschieden hätte, und es war nicht so sehr, daß Ryan das Spiel nicht spielen mußte, als daß er sich darum nicht scherte. Koga fragte sich, ob Amerika dieses Glück erkannte.
    * »Er hat die vorbereitete Rede gar nicht gehalten«, stellte der Moderator fest. Diese war allen Nachrichtensendern vorab zur Verfügung gestellt worden. Und alle Kopien waren an wichtigen Stellen schon angestrichen und hervorgehoben, damit die Reporter sie bedarfsweise wiederholen konnten, um Wichtiges zu vertiefen, das der Präsident fürs Publikum gesagt haben mochte. Statt dessen war der Moderator gezwungen, sich Notizen zu machen, was ihm schwerfiel, denn seine Zeit als Reporter im Dienst war lange vorbei.
    »Sie haben recht«, stimmte der Kommentator widerwillig zu. So machte man das einfach nicht. Auf seinem Monitor hielt Ryan immer noch die Durling-Kinder im Arm, und auch das dauerte schon zu lang.
    »Ich nehme an, der Präsident hat das für einen wichtigen Augenblick in ihrem Leben erachtet ...«
»Und das ist es mit Sicherheit auch«, warf der Moderator ein.
»Mr. Ryans Aufgabe ist aber, ein Land zu regieren.« Der Kommentator schüttelte den Kopf. Offensichtlich dachte er etwas, das noch

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