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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kraus. Seine Arbeit würde er tun, aber den Fehler, den Roger und Anne gemacht hatten, den wollte er nicht begehen. Er dachte an die Gesichter, die er beim Hinausgehen aus der Kirche gesehen hatte, und da wurde ihm klar, daß dies ein Klub war, den zu betreten er gezwungen sein mochte, dem er aber nie beitreten würde.
Das nahm er sich jedenfalls vor.
8 / Kommandowechsel
    Von der Kathedrale reisten die Särge in Leichenwagen, und die große, offizielle Gesellschaft, zurückgelassen, schwärmte aus in Embassy Row.
Air Force One stand an der Rampe bereit, um die Durlings zum letztenmal nach Kalifornien zu bringen. Jetzt wirkte alles viel zwangloser. Wieder gab es eine Ehrengarde, die vor den mit der Flagge geschmückten Särgen salutierte, aber es war eine andere. Auch die Menge war kleiner und bestand vor allem aus Air-Force- und anderem militärischem Personal, das auf eine oder andere Art dem Präsidenten direkt gedient hatte.
Auf Ersuchen der Familie würde die Beisetzung selbst in bescheidenem Rahmen, nur mit Verwandten stattfinden, was sicher für alle besser war.
Und so ertönten hier auf Andrews zum letztenmal >Ruffles and Flourishes< und >Hail to the Chief<. Mark stand stramm und hielt die Hand auf dem Herzen in einer Geste, die sicher auf die Titelseiten aller Nachrichtenmagazine kommen würde. Ein guter Junge, der sein Bestes gab und mehr Männlichkeit bewies, als er je wissen würde. Ein Scherenlift hob die Särge an die Frachtraumtür, denn von diesem Punkt an waren sie das; zum Glück war dieser Teil der Überführung verdeckt. Dann war es Zeit.
Die Angehörigen gingen die Treppe hinauf zu ihrem letzten Flug in der VC-25- Sie hatte nicht mal das Air-Force-One-Sendezeichen mehr, denn das gehörte zum Präsidenten, und der Präsident war nicht an Bord. Ryan sah zu, wie die Maschine davonrollte, dann die Startbahn dahinjagte.
Fernsehkameras verfolgten sie, bis sie nur noch ein Punkt am Himmel war. Als es vorbei war, bestieg Ryan mit seiner Familie einen MarineHelikopter, um zum White House zurückzukehren. Die Crew lächelte und bemutterte die Kinder. Klein Jack bekam ein Tuchabzeichen der Einheit, nachdem er sich angeschnallt hatte. Und damit änderte sich die Stimmung des Tages. Die Marines der VMH-1 hatten eine neue Familie, um die sie sich kümmern konnten, und so ging das Leben für sie weiter.
Der White-House-Stab war bei der Arbeit, räumte ihre Sachen ein (die der Durlings hatte er den ganzen Morgen lang hinausgetragen) und tauschte einige Möbel aus. Diese Nacht würden die Ryans in dem Haus schlafen, das John Adams als erster bewohnt hatte. Die Kinder, eben Kinder, schauten aus den Fenstern, als der Hubschrauber in den Sinkflug ging. Die Eltern, eben Eltern, sahen einander an.
Die Dinge änderten sich an diesem Punkt. Einer privaten Beerdigung wäre der Leichenschmaus gefolgt: Die Traurigkeit sollte abgelegt werden, die Trauergemeinde sich erinnern, was für ein prächtiger Kerl Roger war, und dann über das Neue in ihrem Leben reden; wie sich die Kinder in der Schule machten; was die Spielerwechsel den Baseballteams bringen würde. Es war eine Art, nach einem Tag voller Trauer und Streß wieder zur Normalität zu finden. Und genau so war es auch hier, nur in etwas größerem Maße. Der White-House-Fotograf wartete auf dem Südrasen, als der Helikopter landete. Die Stufen gingen runter, und am Fuß stand ein Corporal der Marines. Präsident Ryan stieg als erster aus, wurde salutiert und erwiderte automatisch den Gruß, so eingefleischt war das Training von Quantico, Virginia, mehr als zwanzig Jahre zuvor. Cathy folgte ihm, dann die Kinder. Die Secret-Service-Agenten formierten sich locker zu einem Korridor, der ihnen den Weg wies. Im Westen, zu ihrer Linken, waren TVKameras, aber Fragen wurden keine zugerufen - diesmal; auch das würde sich sehr bald ändern. Im White House drinnen führte man die Ryans zu den Fahrstühlen und der raschen Fahrt in den ersten Stock, wo sich die Schlafzimmer befanden. Van Damm wartete dort.
»Mr. President.«
»Ziehe ich mich um, Arnie?« fragte Jack und übergab seinen Mantel dem Kammerdiener. Ryan stockte, zwar nur für ein, zwei Sekunden, überrascht, weil die simple Handlung leichtfiel. Er war jetzt Präsident und fing im Kleinen automatisch schon an, auch so zu handeln. Irgendwie war das bemerkenswerter als die Amtsgeschäfte, die er bereits getätigt hatte.
»Nein. Hier.« Der Stabschef überreichte eine Liste der Gäste, die schon unten im East Room waren.

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