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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Ophthalmological Institute hatte sie im Laufe der Jahre mit zahlreichen Spendenaktionen - im Grunde genommen Bettelei auf höherer Ebene - zu tun gehabt. Die meisten derartigen Veranstaltungen hatte Jack versäumt, oft zu ihrem Mißfallen. Hier stand sie also wieder, begrüßte Leute, die sie nicht kannte, die sie nie Gelegenheit haben würde zu mögen und von denen niemand ihre Forschungsprogramme unterstützte.
»Die Premierministerin von Indien«, sagte ihr Protokollbeamte leise.
»Hello.« Die First Lady lächelte zum Gruß und schüttelte die Hand, die glücklicherweise sanft war.
»Sie müssen sehr stolz sein auf Ihren Mann.«
»Ich bin auf Jack schon immer stolz gewesen.« Sie waren beide gleich groß. Die Premierministerin hatte eine dunkle Haut und blickte verkniffen hinter der Brille, wie Cathy sehen konnte. Vermutlich benötigte sie eine neue, und vermutlich bekam sie von der alten Kopfschmerzen.
Merkwürdig. Sie hatten doch gute Ärzte in Indien. Nicht alle von ihnen kamen nach Amerika.
»Und so reizende Kinder«, fügte sie hinzu.
»Wie nett von Ihnen, das zu sagen.« Cathy lächelte erneut, jetzt mechanisch, zu einer Feststellung, die genauso flüchtig hingeworfen war wie eine Bemerkung über Wolken am Himmel. Ein genauerer Blick in die Augen der Frau verriet Cathy etwas, das ihr nicht lieb war. Sie hält sich für besser als mich. Aber wieso? Weil sie Politikerin war und Cathy Ryan nur Chirurgin? Ob das wohl anders wäre, wenn sie Anwältin geworden wäre? Nein, vermutlich nicht, dachte sie weiter, mit der Anspannung, die gelegentlich eintrat, wenn bei einer Operation unerwartet Komplikationen auftraten. Nein, das war's überhaupt nicht. Cathy erinnerte sich an einen Abend, auch hier im East Room, als sie Elizabeth Elliot gegenüberstand. Damals fand sie sich derselben überheblichen Denkart gegenüber: Ich bin besser als du, wegen dem, wer ich bin und was ich tu. SURGEON - das war ihr Secret-Service-Deckname, der ihr ja eigentlich gefiel - sah noch tiefer in die dunklen Augen vor sich. Es war noch viel mehr darin. Cathy ließ ihre Hand los, als das nächste hohe Tier herantrat.
Die Premierministerin verließ die Reihe und ging auf einen Kellner zu, von dem sie sich ein Glas Saft geben ließ. Es wäre zu augenfällig gewesen, zu tun, was sie eigentlich hätte tun wollen. Das ließ sich bis zum nächsten Tag aufschieben, in New York. Im Augenblick sah sie einen ihrer Kollegen an, Ministerpräsident der Volksrepublik China. Sie hob ihr Glas um etwa einen Zentimeter und nickte, ohne zu lächeln. Ein Lächeln war unnötig. Ihre Augen übermittelten die notwendige Botschaft.
»Stimmt es, daß man Sie SWORDSMAN nennt?« fragte Prinz Ali bin Sheik mit einem Augenzwinkern.
»Ja, wegen dem, was ich von Ihnen bekommen habe«, sagte Jack zu ihm. »Danke, daß Sie gekommen sind.«
»Mein Freund, es besteht doch ein Band zwischen uns.« Seine Königliche Hoheit war nicht direkt ein Staatsoberhaupt, aber wegen der andauernden Krankheit seines Souveräns übernahm Ali immer mehr der königlichen Pflichten. Er war jetzt für Auswärtiges und den Geheimdienst zuständig. Die Beamten von ersterem waren von Whitehall ausgebildet worden und die letzteren vom israelischen Mossad, einer der ironischsten und unbekanntesten Widersprüche in einem Teil der Welt, das für seine verschachtelten Widersprüchlichkeiten bekannt ist. Das befriedigte Ryan im großen und ganzen: Wenn Ali auch viel am Hals hatte, kompetent war er allemal.
»Sie kennen Cathy noch nicht, oder?«
Der Prinz schaute sie an. »Nein, aber ich kenne Ihren Kollegen, Dr. Katz. Mein eigener Augenarzt hat bei ihm studiert. In der Tat, Ihr Mann kann sich glücklich schätzen, Dr. Ryan.«
Und da sollen die Araber gefühllos, humorlos und respektlos gegenüber Frauen sein? fragte sich Cathy. Dieser gewiß nicht. Zärtlich nahm Prinz Ali ihre Hand.
»Ach, Sie haben Bernie wohl kennengelernt, als er 1994 drüben war.«
Das Wilmer-Institut hatte das Institut für Augenheilkunde in Riad mit aufgebaut, und Bernie hatte dann fünf Monate dort gelehrt.
»Er hat einen Cousin von mir nach einem Flugunfall operiert. Der fliegt mittlerweile wieder. Und das da drüben sind Ihre Kinder?«
»Jawohl, Eure Hoheit.« Diesen Mann heftete ihr Gedächtnis im Ordner >Gute< ab.
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich mit ihnen unterhielte?«
»Aber bitte!« Der Prinz nickte und ging weiter.
Caroline Ryan, dachte er und machte sich geistige Notizen. Hoch intelligent, äußerst

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