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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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scharfsinnig. Stolz. Ein Vorteil für ihren Mann, wenn er so klug ist, davon Gebrauch zu machen. Wie schade, dachte er, daß seine Kultur die Talente der Frauen brachliegen ließ - doch er war noch nicht König, würde es vielleicht auch nie werden, und selbst wenn, könnte er bei bestem Willen nur begrenzte Veränderungen bewirken.
Sein Volk hatte noch einen weiten Weg vor sich, doch viele vergaßen, wie atemberaubend weit das Königreich innerhalb von zwei Generationen gekommen war. Jedoch, zwischen ihm und Ryan gab es ein Band und darum auch zwischen Amerika und seinem Königreich. Er ging hinüber zu den Kindern, doch bevor er ankam, sah er schon, was er wollte. Die Kinder waren ein bißchen überwältigt von allem. Die jüngste Tochter amüsierte sich am besten, nippte unter den wachsamen Blick eines Secret-ServiceAgenten an einem Getränk, während ein paar Diplomatengattinnen versuchten, mit ihr zu reden. Sie war es gewohnt, daß man in sie vernarrt war. Dem Sohn, etwas älter, war nicht ganz wohl in seiner Haut; normal für einen Burschen seines Alters, nicht mehr ein Kind, aber längst noch kein Mann. Die Älteste, Olivia in seinen Akten, für ihren Vater aber Sally, kam mit dem schwierigsten Alter überhaupt ganz gut zurecht. Was Prinz Ali besonders auffiel, war, daß sie all dies nicht gewohnt waren. Ihre Eltern hatten sie von Jacks Berufsleben völlig ferngehalten. Verwöhnt, wie sie zweifellos waren, hatten sie nicht das gelangweilte, hochnäsige Getue anderer solcher Kinder an sich. Über einen Mann und eine Frau erfuhr man viel mit einem Blick auf ihre Kinder. Da beugte er sich zu Katie hinab. Zunächst war sie wegen seiner ungewöhnlichen Kleidung perplex - nur zwei Stunden zuvor hatte sich Ali vor Erfrierungen gefürchtet -, doch im nächsten Augenblick ließ sie sein warmherziges Lächeln die Hand ausstrecken und nach seinem Bart greifen, während Don Russel wie ein Wachbär einen Meter entfernt stand. Er nahm sich die Zeit, dem Agenten in die Augen zu schauen, und sie wechselten einen kurzen Blick. Er wußte, daß auch Cathy ihn beobachten würde. Was gab es Besseres, sich mit Leuten anzufreunden, als sich um ihre Kinder zu kümmern? Doch es war mehr als das, und im Bericht an seine Minister würde er sie davor warnen, Ryan nur nach seiner etwas ungelenken Trauerrede zu beurteilen. Daß er nicht von der üblichen Sorte war, ein Land zu führen, hieß nicht, daß er dafür ungeeignet wäre.
*
    Schwester Jean Baptiste hatte ihr Bestes getan, es zu ignorieren, arbeitete die Hitze des Tages hindurch bis zum Sonnenuntergang und versuchte, das dumpfe Gefühl, das bald zu echtem Schmerz wurde, nicht wahrzuhaben; hoffte, es würde wieder vergehen, wie das bei kleinen Beschwerden stets der Fall war. In ihrer ersten Woche in diesem Land hatte sie Malaria bekommen, und die Krankheit wurde man nie wieder richtig los. Zuerst hatte sie gedacht, daß es das wäre, aber nein. Und das Fieber, das sie einem typisch heißen Kongotag zugeschrieben hatte, kam nicht von der Hitze. Ihre Angst überraschte sie. So oft hatte sie andere behandelt und getröstet, aber nie so recht die Angst verstanden, die sie hatten. Sie wußte, daß die Patienten Angst hatten, erkannte die Tatsache an, daß es Angst gab, doch sie reagierte darauf mit Beistand, Güte und Gebet. Jetzt, zum erstenmal, begann sie zu verstehen. Weil sie zu wissen glaubte, was es war. Sie hatte es schon gesehen. Nicht oft. Die meisten von ihnen waren nicht bis hierher gekommen. Aber Benedikt Mkusa war hierher gekommen, sowenig es ihm genützt hatte. Am Ende des Tages wäre er bestimmt tot, hatte Schwester Maria Magdalena ihr nach der Morgenmesse gesagt. Drei Tage zuvor hätte sie darüber geseufzt - sich aber damit getröstet, daß es dann einen Engel mehr im Himmel geben würde. Diesmal nicht. Jetzt fürchtete sie, daß es zwei sein würden.
    Schwester Jean Baptiste stützte sich am Türrahmen ab. Was hatte sie falsch gemacht? Sie war doch eine achtsame Krankenschwester. Sie machte doch keine Fehler. Hm.
    Sie mußte die Station verlassen und ging den überdachten Steg entlang zum nächsten Gebäude, direkt ins Labor. Dr. Moudi befand sich an seinem Arbeitstisch, war vertieft, wie immer, und hörte sie nicht hereinkommen. Als er sich umdrehte, die Augen rieb nach zwanzig Minuten am Mikroskop, war er überrascht, die heilige Frau mit aufgerolltem Ärmel zu sehen, ein Gummiband fest um den Oberarm und eine Nadel in ihrer Antekubitalvene. Sie war beim dritten

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