09 - Befehl von oben
Sinn, daß sie das eines Tages Indira Gandhi würde fragen müssen. Ihre ganze Leibwache hatte sich eines Nachmittags im Garten gegen sie gewandt. Für Price war das die größte Infamie, den Menschen umzubringen, den man geschworen hatte zu beschützen. Aber immerhin hatte sie nicht geschworen, solche Leute zu beschützen. Noch etwas anderes auf dem Band erregte ihr Interesse. »Ist Ihnen die Körpersprache aufgefallen?«
»Was meinen Sie?« fragte Ryan.
»Wie die Waffe hochgekommen ist, wie er den Schuß abgab, wie er so dastand und zuschaute. Wie ein Golfer. Durchziehen wird das genannt. Er muß verflucht lange auf die Chance gewartet haben, davon geträumt haben; er wollte, daß der Augenblick perfekt war. Er wollte den Schuß sehen und genießen, bevor er selbst fiel.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Es war ein echt konzentrierter, engagierter Killer, der da.«
Price genoß es eigentlich, so entsetzlich der Gegenstand des Treffens auch war. Mehr als ein Präsident hatte Secret-Service-Agenten behandelt wie einen Teil des Mobiliars oder bestenfalls wie nette Haustiere.
Selten, daß die Großkopferten ihre Meinung zu etwas erfragten, das mehr berührte als die engsten beruflichen Aspekte, etwa, wo einer von den Bösen in einer ganz bestimmten Menschenmenge sein könnte.
»Fahren Sie fort«, sagte Ryan.
»Er muß von außerhalb gewesen sein, einer mit total sauberer Weste, keine Beziehung zu irgendwem, der mal in Bagdad auf Demos ging. Der hier hat sich nicht an Mamas neuem Freund gerächt, okay? Es war einer, der sich hochgedient hat, langsam und vorsichtig den ganzen Weg.«
»Iran«, sagte der CIA. »Sowieso die beste Vermutung. Religiöse Motivation. Keine Chance, daß er danach wegspaziert, also irgend jemand, dem das egal war. Das ließe auch auf einen Racheakt schließen, aber Ms. Price hat recht: bei der Vorauswahl nicht. Wie auch immer, die Israelis waren es nicht, die Franzosen waren es nicht. Die Briten tun so was nicht mehr. Einheimisches Sektierertum entfällt bei den Überprüfungsverfahren. Es war also nicht wegen Geld, auch nicht aus persönlichen oder familiären Motiven. Ich glaube, politische Ideologie können wir beiseite tun. Da bleibt also nur Religion, und das heißt Iran.«
»Mit den nachrichtendienstlichen Aspekten kenn' ich mich nicht aus, aber bloß vom Ansehen des Bandes, yeah«, stimmte Andrea Price zu.
»Es sah fast aus, als ob er ein Gebet sprach, so wie er den Kerl umgebracht hat. Er wollte nur, daß der Moment perfekt war. Alles andere war ihm egal.«
»Noch jemand, der das überprüfen könnte?« fragte Ryan.
»FBI: deren Verhaltensforscher sind ganz gut im Gedankenlesen. Wir arbeiten viel mit ihnen zusammen«, erwiderte Price.
»Gute Idee«, stimmte der CIA zu.
»Was ist mit dem Timing?«
»Wenn sich feststellen läßt, daß der Schütze schon länger da war - dafür haben wir genug Bänder von öffentlichen Auftritten -, dann ist das Timing von Bedeutung«, meinte der CIA.
»Ach, ist ja großartig«, sagte der Präsident säuerlich. »Scott, was jetzt?«
»Bert?« fragte der Außenminister seinen Desk Officer. Bert Vasco war Ressortleiter für dieses Land im State Department. Ähnlich wie ein Spezialist im internationalen Handel konzentrierte er seine Bemühungen darauf, alles, was er konnte, über ein bestimmtes Land zu lernen.
»Mr. President, wie wir alle wissen, ist der Irak ein Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit, das von einer sunnitischen Minderheit regiert wird, durch die Ba'ath-Partei. Es ist immer unsere Sorge gewesen, daß die Eliminierung unseres Freundes da drüben einen Stein ins Rollen ...«
»Sagen Sie mir, was ich nicht weiß!« unterbrach ihn Ryan.
»Mr. President, wir wissen einfach nicht, ob es eine Opposition gibt und wenn ja, wie stark sie ist. Das gegenwärtige Regime hat immer effektiv und sehr früh gejätet. Eine Handvoll politisch aktiver Iraker hat sich in den Iran abgesetzt. Keine erstklassigen Leute, und keiner hat es bisher zu einer soliden politischen Basis gebracht. Es gibt zwei Radiosender, die vom Iran in den Irak zielen. Wir kennen die Namen der Überläufer, die sich der Sender bedienen, um ihre Landsleute anzusprechen. Unklar bleibt, wie viele Leute da überhaupt zuhören. Das Regime ist nicht gerade populär, das wissen wir. Ob eine Art Organisation existiert, die eine Gelegenheit wie die jetzige ergreifen kann, wissen wir auch nicht.«
Der CIA nickte. »Bert hat recht. Unser Freund war schrecklich gut darin, potentielle Gegner
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