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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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zu erkennen und vom Spielfeld zu nehmen.
Während und nach dem Golfkrieg wollten wir helfen, erreichten aber bloß, daß Menschen umgebracht wurden. Uns vertraut dort bestimmt keiner.«
Ryan nippte an seinem Kaffee und nickte. 1991 hatte er selber Empfehlungen abgegeben, die nicht befolgt wurden. Nun, damals war er in der Hierarchie noch um einiges weiter unten gewesen.
»Haben wir spielbare Optionen?« fragte der Präsident dann.
»Ehrlich gesagt, nein«, gab Vasco zur Antwort.
Der CIA stimmte zu: »Keine Leute dort. Die paar, die wir im Land einsetzen, haben Befehl, die Entwicklung von Waffen zu beobachten - nuklearen, chemischen und so weiter. Keiner im politischen Sektor. Im Iran haben wir in dem Bereich viel mehr Einsatzkräfte. Den Busch könnten wir wohl abklopfen, aber nicht im Irak.«
Fabelhaft, dachte Jack; in einem der sensibelsten Teile der Welt mag ein Land zusammenbrechen oder nicht, und die mächtigste Nation der Welt kann nichts anderes tun, als die Entwicklungen im Fernsehen zu verfolgen. Soviel zur Macht des amerikanischen Präsidenten.
»Arnie?«
»Ja, Mr. President?« erwiderte der Stabschef.
»Wir haben neulich Mary Pat einen Termin gestrichen. Ich möchte sie heute hier haben, wenn wir das terminlich deichseln können.«
»Ich sehe zu, was sich machen läßt, aber ...«
»Aber wenn so ein Brand ausbricht, sollte der Präsident der Vereinigten Staaten ein wenig mehr in der Hand haben als seinen Dödel.« Ryan hielt inne. »Wird der Iran etwas unternehmen?«
10 / Politik
    Prinz Ali bin Sheik war im Begriff, mit seiner persönlichen Maschine, einer betagten, doch hübsch ausgestatteten Lockheed L 1011, den Heimflug anzutreten, als der Anruf vom White House einging. Die Saudi-Botschaft lag dicht beim Kennedy Center, und entsprechend kurz war die Fahrt in seiner offiziellen Limousine, begleitet von einem Sicherheitsaufgebot aus Mitarbeitern des amerikanischen Diplomatenschutzdienstes und des Prinzen eigener Leibwache, alles ehemalige Mitglieder des britischen Special Air Service. Wie immer gaben die Saudis viel Geld aus und kauften sich Qualität. Ali war kein Fremder im White House, auch nicht für Scott Adler, der ihn an der Tür empfing, dann nach oben und Richtung Osten zum Oval Office begleitete.
    »Mr. President«, sagte die Königliche Hoheit, als er vom Vorzimmer her eintrat.
»Danke, daß Sie so kurzfristig gekommen sind.« Jack schüttelte ihm die Hand und winkte ihn zu einem der beiden Sofas im Raum. Ein aufmerksamer Mensch hatte im Kamin Feuer gemacht. Der Fotograf des White House machte ein paar Aufnahmen und wurde dann entlassen.
»Ich vermute, Sie haben heute morgen die Nachrichten gesehen.«
Ali rang sich ein besorgtes Lächeln ab. »Was soll man sagen? Wir werden nicht um ihn trauern, aber das Königreich macht sich ernsthafte Sorgen.«
»Wissen Sie etwas, das wir nicht wissen?« fragte Ryan.
Der Prinz schüttelte den Kopf. »Ich war ebenso überrascht wie jeder andere.«
Der Präsident verzog das Gesicht. »Wissen Sie, mit dem vielen Geld, das wir ausgeben für ...« Sein Besucher hob eine müde Hand.
»Ja, ich weiß. Sobald mein Flugzeug zu Hause gelandet ist, werde ich mit meinen Ministern genau dasselbe Gespräch führen.«
»Iran.«
»Zweifellos.«
»Werden die etwas unternehmen?«
Im Oval Office wurde es still, nur vom Knacken der gut gelagerten Eichenholzscheite im Kamin untermalt, als die drei Männer, Ryan, Ali und Adler, auf den Couchtisch starrten, das Tablett und die Tassen darauf unberührt. Es ging natürlich um Öl. Der Persische - auch der Arabische genannte - Golf ist ein Finger des Meeres, umgeben von einem Meer aus Öl und dies mancherorts auch überdeckend. Die größten weltweit bekannten Vorkommen liegen dort, verteilt vor allem auf Saudi-Arabien, Kuwait, Irak und Iran sowie die kleineren Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Katar. Von diesen Ländern ist der Iran nach der Einwohnerzahl das größte. Danach kommt der Irak. Die Länder auf der Arabischen Halbinsel sind zwar reicher, aber das Land über ihrem flüssigen Reichtum hat nie eine große Bevölkerungszahl getragen, und das war der Haken, wie sich 1991 erstmalig zeigte, als der Irak in Kuwait einmarschierte. Ryan hatte schon mehrfach gesagt, daß ein Angriffskrieg nicht anderes sei als bewaffneter Raubüberfall, nur in Großbuchstaben, und genau das war im Golfkrieg der Fall gewesen. Unter dem Vorwand territorialer Streitigkeiten und ebenso trivialer ökonomischer Erwägungen hatte Saddam Hussein

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